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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Kaiser Otto (III.) schenkt der römischen Kirche (Romanam ecclesiam matrem omnium ecclesiarum) und dem Apostel Petrus aus Verehrung zu diesem sowie aus Liebe zu seinem (früheren) Lehrer, dem von ihm selbst bestellten (n. 855) Papst Silvester (II.) (domnum Silvestrum magistrum nostrum papam eligimus et Deo volente ipsum serenissimum ordinavimus et creavimus), aus eigenem Besitz (que nostra sunt) zur freien Verfügung die Grafschaften Pesaro, Fano, Senigallia, Ancona, Fossombrone, Cagli, Iesi und Osimo (comitatus ... concedimus Pisaurium, Fanum, Senogalliam, Anconam, Fossabrum, Gallim, Hesi et Ausinum), betont die Freiwilligkeit dieses Aktes und tadelt frühere Päpste, weil sie das Kirchengut innerhalb und außerhalb Roms verschleudert und die Wiedererlangung durch Fälschungen versucht hatten, wie etwa durch die vom (römischen) Diakon Johannes hergestellte Prunkfassung der angeblichen Schenkung Kaiser Konstantins des Großen, oder mit Berufung auf die Schenkung Kaiser Karls (des Kahlen), die aber rechtlich unwirksam sei, da dieser Kaiser damals schon von (König) Karlmann des Reiches beraubt war.

Überlieferung/Literatur

Drucke: MG. DO. III n. 389; MG. Const. I 54; Schramm, Renovatio II 65. Reg.: Böhmer-Uhlirz n. 1399. Lit.: Schramm, Renovatio I 70 ff., 109 f. u. 161 ff.; Jordan, Lehnswesen 37; Kölmel, Kirchenstaat 41 f. u. 144 ff.; Uhlirz, Kirchenpolitik 307 ff.; Uhlirz, Restitution 21 ff.; Uhlirz, Otto III. und das Papsttum 258 ff.; Leflon, Gerbert 363 ff.; Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 353 ff.; Holtzmann, Kaiserzeit 368 f.; Zimmermann, Studien 157; Fuhrmann, Konstantinische Schenkung 128 ff., Kölmel, Kaiserliche Herrschaft 273 ff.; Fasoli, Il dommio territoriale 112 ff.

Kommentar

Vgl. zur Überlieferung und über die ältere Literatur auch zur Echtheitsfrage Böhmer-Uhlirz n. 1399. Auf Leo von Vercelli als Verfasser hat Bloch in NA. 22/1896, 61 ff. u. 82 ff. verwiesen; vgl. dazu aber Appelt in FS. Aubin 1951, 78 und Fuhrmann 134 ff., der den Papst selbst an der Abfassung beteiligt sein läßt. Zur Datierung vgl. zuletzt Böhmer-Uhlirz n. 1398 a. Zum Streit über die acht genannten Grafschaften vgl. auch n. 766. Über den römischen Diakon, dem der Beiname Digitorum mutilus gegeben wird, vgl. n. 346 und Zimmermann, Parteiungen 58 sowie über die Herstellung der Prunkschrift der Konstantinischen Schenkung durch ihn (preceptum aureis litteris scripsit, sub titulo magni Constantini longi mendacii tempora finxit) ausführlich Fuhrmann 137 ff.; K. Zeillinger, Otto III. und die Konstantinische Schenkung (MG. Schriften 33/2, 509‒536); H. Hoffmann, Otto III. und die Konstantinische Schenkung (DA. 51/1995, 71‒76). Die Echtheit des Constitutum Constantini wird im Diplom Ottos erstmalig bezweifelt; vgl. G. Laehr. Die Konstantinische Schenkung in der abendländischen Literatur des Mittelalters bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (1926) 22 und ansonsten über dieses Falsifikat H. Fuhrmann, Konstantinische Schenkung und Silvesterlegende in neuer Sicht (DA. 15/1959, 523 ff.) sowie H. Fuhrmann, Konstantinische Schenkung und abendländisches Kaisertum (DA. 22/1966, 63 ff.). Zum ebenfalls von Otto III. historisch nicht ganz richtig abgelehnten Pactum Karls des Kahlen vgl. Stengel, Zur ma. Gesch. 321 ff. König Karlmann wird irrig im ottonischen Diplom als Karolus melior bezeichnet. Vgl. weiters auch die Erwähnung des Diploms im Viridarium des Dietrich v. Niem (Lhotsky-Pivec 47).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 937, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1001-01-00_5_0_2_5_0_982_937
(Abgerufen am 24.04.2024).