Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

Sie sehen den Datensatz 974 von insgesamt 1338.

Unter dem Vorsitz des Papstes Silvester (II.) und des Kaisers Otto III. tagt in San Sebastiano in Pallara (in palare in aecclesia sancti Sebastiani martiris) eine von deutschen und italischen Bischöfen besuchte Synode, vor der Bischof Bernward von Hildesheim über den Gandersheimer Streit berichtet. Auf die Frage des Papstes, ob das von Erzbischof Willigis (von Mainz) in dem zur Hildesheimer Diözese gehörigen Stift Gandersheim (Gandenesheim) in Abwesenheit des wegen des Streites zur Appellation nach Rom gereisten Bischofs Bernward abgehaltene Konzil als legitim zu betrachten sei, entscheiden die Synodalen nach geheimer Beratung negativ und verwerfen die Gandersheimer Beschlüsse. Diese Entscheidung wird vom Papste feierlich verkündet. Bezüglich der dem Konzil durch den Papst vorgetragenen Bitte des Bischofs auf Resitution der ihm entzogenen Rechte (sibi restitui sublatam vestituram ab archiepiscopo) raten die Synodalen zu einer bloßen Bestätigung, worauf der Papst dem Bischof durch Übergabe einer Ferula den Besitz des Stiftes Gandersheim konfirmiert (Gandenesheimense coenobium cum adiacentibus villis et terminis tuo iuri redintegro et corroboro). Weiters beschließt die Synode auf päpstlichen Antrag ein Mandat an Willigis, das diesem weitere Rechtsverletzung verbietet, die Entsendung des Kardinalpresbyters Friedrich als päpstlichen Legaten nach Sachsen und die Berufung einer Synode sächsischer Bischöfe nach Pöhlde für den 21. Juni (locus Palithi habendae synodi disponitur dies XI. kal. Jul. denunciatur).

Überlieferung/Literatur

Erw.: MG. DO. III n. 390 (Böhmer-Uhlirz n. 1400); Ann. Hildesheimenses 1001 (Waitz, SS. rer. G. 8/1878, 28); Thangmar v. Hildesheim, Vita Bernwardi 22 (MGSS. IV 768 f.); Wolfher v. Hildesheim, Vita Godehardi 22 u. 25 (MGSS. XI 183 u. 186); Ann. Saxo 1001 (MGSS. VI 646). Reg.: JL. I p. 498; Boye, QuKat. 69; Böhmer-Uhlirz n. 1396 e; GP. IV/4, 83 n. *92 u. 84 n. *93. Lit.: V. Bayer, Geschichte des Gandersheimer Streites (Forsch, z. dt. Gesch. 16/1876, 178 ff.); Böhmer, Willigis 96 f.; Hefele-Leclercq, Hist. des conc. IV 895; Tangl, Teilnehmer 119 f.; Lintzel, Hoftage 119 f.; Wenner, Rechtsbeziehungen 150; Schramm, Renovatio I 152 ff.; Boye, Synoden 157, 201 f. u. 266; Ganahl, Studien 44; Tschan, Bernward of Hildesheim I 179 ff.; Hauck, Kirchengesch. III 269 f.; Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 350 f.; Holtzmann, Kaiserzeit 370 f.; Goetting, Bistum Hildesheim 188; Wolter, Synoden 191 ff.

Kommentar

Den ausführlichsten Bericht über die Synode mit Wiedergabe der Reden verdankt man Thangmar, von wo auch die Zitate stammen. Wolfher folgt Thangmar, der Ann. Saxo der kurzen Notiz der Ann. Hildesheimenses. Laut Thangmar haben mehr als 20 Bischöfe (vgl. Tüchle, Romfahrten 108 ff.) am Konzil teilgenommen (viginti episcoporum de Romania, aliquanti etiam de Italia et Tuscia, de nostris ...), namentlich nennt er als Teilnehmer Siegfried von Augsburg, Heinrich (I.) von Würzburg und Hugo (II.) von Zeitz sowie Herzog Heinrich (IV.) von Bayern (Böhmer-Graff n. 1483 y u. z), auf dessen Anregung angeblich auch die Berufung des Konzils zurückging (vgl. n. 928). Das Datum der Synode kann aus dem Berufungsschreiben an Bischof Petrus von Asti erschlossen werden (n. 923), woraus sich auch ergibt, daß die Synode schon längst geplant war. Über den Tagungsort vgl. Huelsen, Chiese di Roma 353 ff. Über die Gandersheimer Synode vgl. n. 928, über die Entsendung des Legaten Friedrich n. 945. Der vom Papst verkündete Beschluß über die Gandersheimer Synode lautete nach Thangmar: Apostolica potestate et sanctorum patrum auctoritate dissipamus, effringimus et adnullamus, quae absente fratre et coepiscopo Bernwardo Gandenesheim in sua diocesi ab archiepiscopo Willegiso et suis complicibus adinventa et sacramentis statuta sunt. Außer über Gandersheim dürfte auf der Synode über Petrus von Asti, über Adalbero von Laon (vgl. n. 930), über Gerbert von Barcelona (n. 931) und über das Marienkloster in Pavia (vgl. n. 932) verhandelt worden sein.

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 929, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1001-01-00_1_0_2_5_0_974_929
(Abgerufen am 29.03.2024).