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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Beginn des Gandersheimer Kirchenstreites. Äbtissin Gerberga bestimmt diesen Tag für die Weihe der von ihr erbauten neuen Klosterkirche, die Bischof Bernward von Hildesheim vornehmen soll. Infolge der Umtriebe der Prinzessin Sophie nimmt Erzbischof Willigis das Recht der Weihe für sich in Anspruch, ändert den Termin und verlegt die Weihe auf den 21. September, den Matthäustag. Als Bernward am Tag der Kreuzauffindung nach Gandersheim kommt, ist nichts für die Feier vorbereitet und die Kanonissinnen weigern sich, ihm die vorgeschriebenen Gaben zu entrichten. Trotz der erregten Stimmung der Kanonissinnen beendet Bernward das Meßopfer und verläßt Gandersheim, nachdem er die Weihe durch einen anderen Kirchenfürsten untersagt hat.

Überlieferung/Literatur

Thangmari vita Bernwardi c. 16, 17. SS. 4, 765 f.; Wolfhere vita Godehardi prior c. 21. SS. 11, 182.

Kommentar

Zweifellos haben sich die seit langem bestehenden Spannungen zwischen Bernward und Willigis schon während des Aachener Aufenthaltes Ottos bedenklich verschärft und die ehrgeizigen Bestrebungen der Prinzessin Sophie, der es gelungen war, den Erzbischof für sich zu gewinnen und die Äbtissin Gerberga in der Leitung des Klosters völlig zurückzudrängen, haben, begünstigt durch die Abwesenheit des Kaisers, den Ausbruch des Kirchenstreites herbeigeführt. ‒ Die Hauptquelle zu dem Gandersheimer Streit ist die Vita Bernwardi des Thangmar (SS. 4, 754‒782), dessen Bericht ebenso wie der seines Fortsetzers Wolfher einseitig zugunsten Hildesheims verfaßt ist (Vitae Godehardi prior et posterior. SS. 11, 167‒218). Vgl. dazu Wattenbach-Holtzmann, Geschichtsquellen I/1, 58 ff., 61, Anm. 173, 65; Manitius, Latein. Lit. d. MA. II., 268‒276; Böhmer, Willigis 191 ff. ‒ Zur älteren Gesch. Ganderheims vgl. Rietschel, Markt u. Stadt 87; H. Götting, Klösterliche Exemtion. AUF. 14 (1936) 180; Anfänge Gandersheims, Jb. Braunschweig 31 (1950) 24 u. Ältere Gründungsurk. Gandersheims. Mitt. öst. Staatsarch. 3 (1950) 362 ff.; K. Steinacker, Jb. w. o. (1909) 37. ‒ Zu dem Gandersheimer Streit vgl. Wilmans, Jbb. O. III. 116 ff.; Giesebrecht, Kaiserzeit I5. 751 ff.; Lüntzel, Hildesheim I (1858) 145 ff.; Hauck, Kirchengesch. Dtschl. III3, 268 ff.; Holtzmann, Kaiserzeit 369 ff.; Böhmer, Willigis 87 ff. u. Beil. IV. 191‒206; V. Bayer, Zur Gesch. d. Gandersh. Streites. Forsch. dtsch. Gesch. XVI (1876) 178‒193; Köhler, Bild d. geistl. Fürsten (1935) 47 ff., 53; Wenner, Mainzer Metropoliten 147 ff.; Günter, Bischöfe u. d. dtsch. Einheit. H Jb. 55 (1935) 146f.; Boye, Synoden Dtsch. 211 ff.; Johnson, Secular activities 48 ff.; Lintzel, Hoftage (1924) 119 ff.; Jbb. O. III. 347 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1390e, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1000-09-14_1_0_2_3_0_1170_1390e
(Abgerufen am 20.04.2024).