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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Organisation der christlichen Kirche in Polen. ‒ Mit Erlaubnis des Papstes (Silvester n.) (licentia Romani pontificis) und auf Bitte des Polenherzogs Boleslaw (I.) wird Erzbischof Gaudentius, der (Halb)bruder Adalberts von Prag, durch Kaiser Otto III. vor versammelter Synode in Gnesen installiert und werden ihm mit päpstlicher Zustimmung neu errichtete Suffraganbistümer unterstellt.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Ann. Hildesheimenses 1000 (Waitz, SS. rer. G. 8/1878, 28); Gallus Ano., Chr. 6 (MPH. N. S. II 17). Reg.: Maleczyński, Cod. dipl. Silesiae 12 n. 4; Böhmer-Uhlirz n. 1336 u. 1349 e; Lübke, Reg. III 177 n. 338; Swinarski, Herrschen mit Heiligen 426 n. 147. Lit.: Abraham, Organizacya 42 ff.; Kehr, Erzbistum Magdeburg 42 ff.; Zakrzewski, Bolesław 120; Völker, Kirchengesch. Polens 16; Jedlicki, La création 645 ff.; Stasiewski, Anfänge 597 ff.; Buczek, Pierwsze biskupstwa 183 f.; Brackmann, Aufsätze 174 ff. u. 245; Labuda, Studia 237 ff.; Wojciechowski, Bolesław Chrobry i rok 1000 237; Dvornik, Making 142 ff.; A. F. Czajkowski, The Congress of Gniezno in the Year 1000 (Speculum 14/1949, 339‒356); Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 310ff., 323 u. 540f.; Baethgen, Mediaevalia 60; Wolter, Synoden 172 ff.; Fried, Otto und Boleslaw 81 ff.; Beumann, Magdeburg 19; Görich, Otto 45 ff., 59 f., 80 ff., 91 f., 120 ff.

Kommentar

Hauptquelle für die während der Anwesenheit Kaiser Ottos III. in Gnesen erfolgte Errichtung des dortigen Erzbistums im Jahre 1000 ist Thietmar v. Merseburg (MGSS. N. S. IX 184), wo allerdings nichts darüber verlautet, daß diese im Einverständnis mit dem Papst geschah, wie man aber sicher voraussetzen muß und auch die zitierten Ann. Hildesheimenses bestätigen. Diese verwechseln freilich Gnesen mit Prag, den Polenherrscher mit dem gleichnamigen Herzog von Böhmen und lassen irrtümlich Gaudentius Erzbischof von Prag werden; vgl. dazu Kehr 42 und jüngst Fried, bes. 87 ff. Radim, der Halbbruder Adalberts von Prag, war diesem 988/989 nach Rom gefolgt und im Aventinkloster Mönch geworden, wo er den Klosternamen Gaudentius erhielt; vgl. Uhlirz 213. Als archiepiscopus sancti Adalberti martyris unterschrieb er bereits am 2. Dez. 999 eine Gerichtsurkunde in Rom (n. 894), was sowohl die Kanonisation Adalberts als auch die Weihe des Gaudentius zum Erzbischof voraussetzt. Erstere erfolgte vermutlich am Jahrestag der Bischofsweihe Adalberts am 29. Juni 999 durch Silvester II. auf Veranlassung Kaiser Ottos III. (vgl. Voigt, Adalbert von Prag 195 und Wolf, Kanonisationsbulle 96; Böhmer-Uhlirz n. 1323 a), doch existieren darüber ansonsten keine Quellen. Die wohl schon im Hinblick auf die geplante Errichtung des Erzbistums Gnesen ebenfalls durch Silvester II. durchgeführte Weihe des Gaudentius datiert Uhlirz 312 in den Herbst des Jahres 999. Vgl. auch Bull. Poloniae I 3 n. 2. Als Suffragane Gnesens nennt Thietmar Kolberg, Breslau und Krakau, von denen die beiden erstgenannten damals neu errichtet worden sein dürften, während Krakau vielleicht schon früher Sitz eines Bischofs gewesen war (vgl. n. 398). Laut den Ann. Hildesheimenses soll Kaiser Otto III. sieben Bistümer in Polen errichtet haben, doch erscheint dies zweifelhaft (vgl. Kehr 42 f.). Die zitierte Chr. des Gallus Ano. schreibt dagegen die Gründung der polnischen Bistümer der Initiative des Polenherrschers Boleslaw zu, der dabei im Auftrag des Papstes gehandelt haben soll: Ipse namque Selenciam, Pomoraniam et Prusiam uscque adeo vel in perfidia persistentes contrivit, vel conversas in fide solidavit, quod ecclesias ibi multas et episcopos per apostolicum, ymmo apostolicus per eum ordinavit. Vgl. zur Deutung der Stelle Maleczyńiski in MPH. N. S. II 17 Anm. 5. Daß dem Herzog Boleslaw in Gnesen die Sorge für den weiteren Ausbau der christlichen Kirche in Polen übertragen wurde und daß dies mit Einwilligung des Papstes geschah, mag die echte Grundlage der Nachricht des Gallus Ano. sein; vgl. Brackmann 184 f. Vgl. zum ganzen Problemkreis auch L. Kulczycki, L'organisation de l'église de Pologne avant le XIIIe siècle (Grenoble 1928), K. Maleczyński, W sprawie zjazdu Gnieźnieńskiego z 1000 roku (Ślaski kwartalnik historyczny Sobótka 21/1966, 507‒540), auch A. Giesztor, Sylvestre II et les Églises de Pologne et Hongrie (Aren. Bobiense, Studia 2/1985, 741 ff.).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 902, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1000-03-00_1_0_2_5_0_946_902
(Abgerufen am 25.04.2024).