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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Silvester (II.) bestätigt in einem Privileg die Verfügungen Kaiser Ottos (III.), wonach alle kirchlichen Rechte des Reiches in Polen sowie in allen von Polen unterworfenen und noch zu unterwerfenden Ländern an den Polenherrscher Boleslaw (I.) und dessen Nachfolger übertragen werden.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Gallus Ano., Chr. 6 (MPH. N. S. II 20); Cat. ep. Cracoviensium V (MPH. N. S. X/2, 81); Chr. princ. Poloniae 9 (MPH. III 440). Reg.: Budkowa, Repertorium n. 4; Maleczyński, Cod. dipl. Silesiae I 12 n. 4; Böhmer-Uhlirz n. 1350/I. Lit.: Abraham, Organizacya 67 ff.; Kehr, Erzbistum Magdeburg 43; Zakrzewski, Boleslaw 129; Jedlicki, La création 647 ff.; Wojciechowski, Mieszko 83 ff.; K. Buczek, Ze studiów nad kronika Galla-Anonima (Roczniki Historyczne 14/1938, 24 ff.); Labuda, Studia 240; Wojciechowski, Bolesław Chrobry i rok 1000 237 ff.; Wolter, Synoden 174.

Kommentar

Die Aussage des Gallus Ano. steht im Zusammenhang mit den Vorgängen während des Aufenthaltes Kaiser Ottos III. in Gnesen, wo dieser in ecclesiasticis honoribus quicquid ad Imperium pertinebat in regno Polonorum vel in aliis superatis ab eo vel superandis regionibus barbarorum, sue (sc. Boleslaw) suorumque successorum potestati concessit, cuius paccionis decretum papa Silvester sancte Romane ecclesie privilegio confirmavit. Die Worte geben zu verschiedenen Deutungen Anlaß. Kehr 43 sieht darin das „Produkt pragmatischer Konstruktion”, Jedlicki 647 und Buczek 25 glauben, daß anläßlich der Gründung des Erzbistums Gnesen ein päpstliches Dekret ausgestellt worden sein müsse und daß der Ano. aus diesem zitiert habe, Brackmann, Aufsätze 186 meint nur die Ausdeutung der durch den Kaiser erfolgten Gnesner Krönung des Boleslaw erkennen zu können. Daß die Gründung Gnesens nicht ohne päpstliche Zustimmung durchgeführt wurde, ist als sicher anzunehmen (vgl. n. 902), und ebenso, daß durch die Errichtung der neuen Metropole die älteren Rechte Magdeburgs in Polen erloschen sind. Wenn dies dem Willen Kaiser Ottos entsprach, so könnte dies gut auch in einem heute verlorenen Papstprivileg einen Niederschlag gefunden haben, das nach dem Wortlaut des Ano. nach der Rückkehr des Kaisers aus Gnesen, wohl am ehesten bei dessen nächsten Zusammentreffen mit dem Papst im Sommer 1000 (vgl. n. 912), ausgestellt worden sein müßte, vielleicht um dem Unwillen gegen die Ostpolitik Ottos zu begegnen.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 913, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1000-00-00_1_0_2_5_0_958_913
(Abgerufen am 20.04.2024).