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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Silvester (II.) erlaubt dem einst ohne päpstliche Zustimmung abgesetzten Erzbischof Arnulf von Reims (dilecto in Christo filio Arnulf o sanctae Remensis ecclesiae archiepiscopo ... quibusdam excessibus pontificali honore privato) in Anbetracht der Ungültigkeit seiner Absetzung (quia tua abdicatio Romano assensu caruit) die Wiederausübung des erzbischöflichen Amtes und den Gebrauch der erzbischöflichen Insignien, des Pallium, des Stabes und des Ringes; gewährt das Weiherecht über die französischen Könige und die Reimser Suffraganbischöfe (benedictionem regum Francorum et tibi subiectorum episcoporum); bestätigt die Besitzungen und Rechte des Erzbistums gemäßt dem Testament des Frankenapostels Remigius und verbietet jede Behinderung in der Ausübung erzbischöflicher Funktionen. ‒ Apostolici culmini est ...

Überlieferung/Literatur

Org.: Kop.: 1) 17. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Barb. lat. 3043 fol. 265. 2) 17. Jh., Paris Bibl. nat.: Coll. Baluze 129 fol. 188. Drucke: Bzovius, Silvester 102; Duchesne, Hist. Francorum SS. II 843; Cocquelines, Bull. I 303; Tomassetti, Bull. I 484; Bouquet, Recueil X 425; Migne, PL. 139, 273; Olleris Œuvres 145; Havet, Lettres 239; Lair, Études 260; Zimmermann, PUU. 712 n. 366. Reg.: J. 2993; Bubnov, Sbornik I 12 n. 5; JL. 3908; Santifaller, LD. 322; Santifaller, Elenco 320; Böhmer-Uhlirz n. 1311 a. Lit.: Lair, Études 259 ff.; Lot, Hugues Capet 128 u. 275; Mann, Lives V 100 f.; Rochemaure, Gerbert 468 ff.; Lowis, Church of France 120 f.; Schramm, Renovatio I 131 f.; Schieffer, Legaten 44; Pivec, Briefsammlung 71; Dumas, L'église de Reims 35 f.; Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 560; Zimmermann, Studien 144 f.; Zimmermann, Leo an Hugo 341; Martí Bonet, Concesión del palio 145.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Kehr in GGN. 1903, 92 und Bubnov. In den überlieferten Kopien fehlt die Datierung. Lair meint älteren Auffassungen folgend, daß die Urkunde bereits von Gregor V. ausgestellt und Silvester n. nur durch einen Kopistenfehler irrig zugeschrieben wurde. Er datiert zu n. 795 oder n. 803. In der Tat ist es auffällig, daß Silvester II. die Maßnahmen seines Vorgängers zugunsten Arnulfs nicht erwähnt. Auch ein Gesinnungswandel Silvesters in bezug auf die Legitimität der Absetzung Arnulfs (vgl. darüber Uhlirz 143 ff. und Zimmermann, Studien 141 ff.) muß angenommen werden. Vermutlich hat der Papst gleich zu Beginn seines Pontifikates die leidige Reimser Angelegenheit erledigen wollen, u. zw. in einer Art, die durchaus den päpstlichen Standpunkt wahrte. In n. 894 unterschrieb ein Bischof Arnulf, der häufig mit Arnulf von Reims identifiziert wurde, so daß sich eine Datierung der Reimser Urkunde erst in den Dez. 999 und die Vermutung einer persönlichen Einholung des Pallium in Rom durch Arnulf ergaben; vgl. zuletzt Uhlirz 560 und Pratt-Lattin, Letters of Gerbert 326 f., dagegen aber Böhmer-Uhlirz n. I 336. Oppermann, Staatsgedanke 12 hielt die Urkunde in jenen Partien für verfälscht, die über das Reimser Krönungsrecht und über das Testament des Remigius (ed. M. Rochais, CCSL. 117/1957, 473 ff. und dazu B. Krusch, Reimser Remigius-Fälschungen, NA. 20/1895, 353 ff. und U. Nonn in Arch. für Dipl. 18/1972, 25 f.) handeln, da anscheinend auf die längere, erst 1059 entstandene Fassung des Testamentes angespielt wird. Vgl. dagegen P. E. Schramm, Der König von Frankreich, I (1960 2) 115 und A. Poensgen, Geschichtskonstruktionen des frühen Mittelalters zur Legitimierung kirchlicher Ansprüche (1971) 75 f., wo umgekehrt die Silvesterurkunde als Beleg für eine frühere Entstehung des Testamentes dient; einschränkend wiederum U. Reuling, Die Kur in Deutschland und Frankreich (1979) 85 f. Zur Verleihung der Insignien an Arnulf vgl. Salmon, Étude 41. Das Pallium hatte Arnulf bereits von Johannes XV. erhalten (vgl. n. 684).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 867, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0999-04-00_6_0_2_5_0_911_867
(Abgerufen am 25.04.2024).