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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Unter dem Vorsitz des Papstes Gregor V. und des Kaisers Otto III. beschließt eine im Petersdom (Romae in basilica beati Petri principis apostolorum) tagende Synode (1) die Exkommunikation des Königs Robert (II. von Frankreich) und seiner Frau Bertha, falls sie nicht ihre Verwandtenehe lösen und Robert nicht sieben Jahre Buße tue, (2) die Suspension des Erzbischofs Erchembald von Tours, der diese Ehe eingesegnet hatte, und der dabei anwesenden Bischöfe bis zu ihrer Verantwortung in Rom vor dem Papst, (3) die Wiederherstellung des ohne Konzilsbeschluß durch den Papst (Benedikt VII.) und Kaiser Otto II. aufgehobenen Bistums Merseburg (n. 598) (ut episcopatus Merseburgensis ... in proprium honorem redeat), das einst durch Kaiser Otto I. und Papst (Johannes XIII.) auf Grund eines Konzilsbeschlusses begründet worden war (n. 418), (4) die Rückversetzung des Erzbischofs Giselher von Magdeburg nach Merseburg, falls er nicht beweisen könne, daß sein Aufstieg zum Metropoliten auf Grund einer kanonischen Wahl erfolgt sei, bzw. dessen Absetzung von der erzbischöflichen und bischöflichen Würde, wenn er aus bloßer Ehrsucht (per ambitionem et avaritiam) gehandelt habe, (5) die Deposition des Bischofs Stephan von Le Puy-en-Velay (sanctae Vellaviensis ecclesiae), weil er unkanonisch von seinem Onkel, Bischof Wido (II.), zum Nachfolger designiert nach dessen Tod ohne kanonische Wahl die Bischofsweihe von hiezu unbefugten, weil nicht konprovinzialen Bischöfen angenommen habe, (6) die Suspension des Erzbischofs Dagobert von Bourges und des Bischofs Roden von Nevers, die diese Ordination vollzogen hatten, bis zu ihrer Verantwortung vor dem Papst in Rom, (7) die Bestätigung des Bischofswahlrechtes für Le Puy und die Reservation der Bischofsweihe durch den Papst, (8) das Verbot der Unterstützung Stephans durch König Robert, dem statt dessen befohlen wird, eine Neuwahl in Le Puy zu begünstigen.

Überlieferung/Literatur

Druck: MG. Const. I 51. Reg.: JL. I p. 494; Boye, QuKat. 67; Böhmer-Uhlirz n. 1299 c.; Lübke, Reg. III 165 n. 328; Zimmermann, PUU. 707 n. 361. Lit.: Hefele-Leclercq, Hist. des conc. IV 890; Boye, Synoden 141, 157, 201 f. u. 265 f.; Ganahl, Studien 25 u. 30 f.; Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 283 ff.; Wolter, Synoden 164 ff.

Kommentar

Das Synodaldekret ist nur ungenügend datiert (anno III. imperii), doch kann das Konzil in die Zeit des Aufenthaltes Ottos III. in Rom Anfang Jan. 999 eingeordnet werden. Als Teilnehmer der Synode sind durch die Unterzeichnung des Dekretes außer dem Papst (Ego Gregorius sanctae catholicae et apostolicae Romanae ecclesiae praesul praefui et subscripsi) und dem Kaiser die Erzbischöfe Gerbert von Ravenna und Gisebrand von Capua sowie die Bischöfe Siegfried von Piacenza, Hubert von Fermo, Petrus (III.) von Como, Lambert von Konstanz, Hugo von Genf, Hugo von Sitten, Heinrich (I.) von Würzburg, Benedikt von Labico, Johannes von Monterano, Johannes von Albano, Theobald von Velletri, Petrus von Palestrina, Ingizo von Città di Castello, Gregor von Ostia, Benedikt (II.) von Porto, Stephan (II.) von Cerveteri, Aifred von Ferentino, Hubert von Tuscania (?) (Luscalae episcopus), Hubert von Rimini, Hildebrand von Faenza, Johannes von Sessa, Adalbert von Pesaro, Rainer von Fondi, Bernard (II.) von Gaeta und Ariald (n.) von Chiusi sowie noch Aldebert (=? Adalbert von Brescia) bezeugt. Über die auffällige Abwesenheit mancher deutscher Bischöfe vgl. Uhlirz 282 Anm. 2. Bischof Benedikt von Labico unterschrieb auch im Namen aller Kardinalbischöfe. Zu Roberts Ehe vgl. Pfister, Robert le Pieux 55; Lowis, Church of France 119 f. u. Dhondt, Sept femmes 45. Laut dem Fragm. hist. Franciae (Bouquet, Recueil X 211) soll der Papst wegen dieser Ehe totam Franciam mit dem Anathem belegt haben. Daß die französischen Bischöfe der päpstlichen Vorladung gefolgt seien, behauptet eine Urkunde Leos IX. (JL. 4307), die bei Ivo v. Chartes (Migne, PL. 161, 659) überliefert ist, doch weiß keine andere Quelle davon. Die Beratungen über Merseburg werden auch bei Thietmar v. Merseburg (MGSS. N. S. IX 182) erwähnt, von dem die Gesta archiep. Magdeburgensium (MGSS. XIV 390) und der Ann. Saxo (MGSS. VI 644) abhängig sind. Die Berichterstattung ist aber z. T. irreführend. Laut Thietmar soll der Kaiser selbst Giselher angeklagt haben, weil er unkanonisch zwei Diözesen innehabe (imperator Gisillerum archiepiscopum, eo quod duas teneret parrochias, in sinodo Romana iudiciali eum sententia ab offitio suspendi ac per internuntium ab apostolico eundem illo vocari precepit). Durch das Synodaldekret wird nur bezeugt, daß der Kaiser an der Merseburger Frage bes. Anteil nahm, u. zw. durch die wiederholte Feststellung seines Vorsitzes (praesidente domino Ottone III. augusto imperatore). Die Vorladung Giselhers nach Rom paßt zu n. 786, doch dürfte auch der Beschluß dieser Synode nach Magdeburg mitgeteilt worden sein, denn Giselher sandte zur nächsten Synode seinen Vertreter (vgl. n. 862). Thietmar reiht seinen Bericht auch falsch nach den Ende 999 erfolgten Tod der Kaiserin Adelheid ein, was die Gesta veranlaßt, alle genannten Maßnahmen dem Papst Silvester II. zuzuschreiben. Vgl. über die Merseburger Frage auch die bei Israel-Möllenberg, UB. Magdeburg 163 n. 115 genannte Literatur, bes. Pflugk-Harttung in Forsch, z. dt. Gesch. 25/1885, 166 ff. und Holtzmann in Sachsen und Anhalt 2/1926, 58 f. sowie weiters Schlesinger, Kirchengesch. Sachsens I 78, jüngst vor allem Scholz, Transmigration 177 ff. Über die auf eine Exemtion hinauslaufende Entscheidung des Konzils bezüglich des Bistums Le Puy vgl. auch Vehse in ZRG. KA. 26/1937, 101 f. Vermutlich wurde der Konzilsbeschluß, der in n. 891 erwähnt wird, in der Form eines n. 891 ähnlichen, heute verlorenen Mandates nach Frankreich mitgeteilt, jedenfalls erinnert eine Urkunde des Klerus von Le Puy aus 1053 an decreta ... Silvestri atque Gregorii nobis concessa; vgl. Hist. de Languedoc. nouv. éd. V 469. Über andere vermutliche Verhandlungsthemen des Konzils vgl. Böhmer-Uhlirz n. 1299 g. Mit Bestimmtheit kann angenommen werden, daß Markgraf Arduin von Ivrea durch das Konzil zur Rechtfertigung nach Rom geladen wurde; vgl. n. 847.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 846, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0999-01-00_1_0_2_5_0_889_846
(Abgerufen am 25.04.2024).