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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Der Kaiser, auf dessen Entscheidungen die führenden Mitglieder seiner Kapelle, vor allem der Kanzler Heribert, der Kapellan Leo-Warinus und der vor kurzem zum Erzbischof von Ravenna erhobene Gerbert einen sehr bedeutenden Einfluß ausüben, bestimmt, um seine Rechte an Rom, dem „caput mundi”, gegenüber den Ansprüchen der Kurie und Papst Gregors V. zu wahren, einen Teil der Stadt als seine Residenz und erteilt, nachdem er in den ersten Monaten seines Aufenthaltes vermutlich auf dem Aventin, unweit des Klosters S. Bonifacio ed Alessio, seinen Wohnsitz genommen hatte, den Befehl, ihm eine eigene Pfalz zu erbauen.

Überlieferung/Literatur

Vgl. Gesta pontif. Cameracensium I c. 114. SS. 7, 451: In antiquo palacio quod est in monte Aventino versabatur.

Kommentar

Es ist unsicher, wo er sich seinen neuen Palast bauen ließ, vielleicht auf dem Palatin. Martin von Troppau (SS. 22, 466) läßt ihn diesen Bau erst nach der Gnesener Fahrt beginnen „in palacio Juliani”. Vgl. dazu Schramm, Renovatio I 108 f. u. Anm. 3; Gregorovius, Gesch. Roms 1 5, 435 f. ‒ Schon am 25. Mai lautet in D 291 (Reg. 1280) die Ortsangabe „actum Romae in palacio” ‒ Zwei Urkunden vom 1. November 1000 (Regg. 1392 u. 1393) sind „in palacio monasterio” ausgestellt worden. Mit dieser Angabe ist aber schwerlich ein „Palastkloster”, das er sich habe errichten lassen, gemeint, vielmehr dürfte seine Pfalz nahe dem Kloster SS. Bonifacio ed Alessio gestanden sein. Vgl. Halphen, Cour d'Otton, 354f.; Schneider, Romgedanke, 62f.; Schramm, Renovatio II, 15 f. ‒ Der Palast Ottos stand noch im 15. Jh. Vgl. Bonamente Aliprandi, La cronaca di Mantova. Rer. Ital. SS. n. ed. XXIV./13, S. 70: Otto tercio a l'imperio sucedia ... Chostui si fu quel astuto signore, lo palazo grande in Roma fe fare asa' chosi si fe' questo imperatore. ‒ Der Entschluß Ottos III., sich in Rom eine Residenz zu schaffen, muß, auch wenn damit kein feindseliges Vorgehen gegen Byzanz geplant war, doch im Hinblick auf sein Verhältnis zu dem oströmischen Kaisertum beurteilt werden. Er wollte zweifellos vor der Welt als ein Herrscher gleichen Ranges angesehen und geachtet werden, daher beginnt auch jetzt die Einführung byzantinischer Gebräuche und Sitten an dem Hofe Ottos III. Thietmar IV c. 47 berichtet, daß der Kaiser allein an einem halbkreisförmigen Tisch speiste. Der Pfalzgraf von Pavia, Otto von Lomello (vgl. Reg. 1321 d) erhielt den Titel und das Amt eines „Protospathars” (Schwertträger), Heribert wird in Urkunden „Logothet” genannt (D 304, Reg. 1294; D 334, Reg. 1331). Vgl. zu dem Einfluß von Byzanz: Schlumberger, Epopée byzantine, 410 ff.; Gay, L'Italie méridionale, 380f.; Diehl, Le monde oriental, 482; Treitinger, Oströmische Kaiser- u. Reichsidee, 236 f.; Soyter, Byzantinische Einflüsse, 153 ff.; Ohnsorge, Zweikaiserproblem, 67 ff.; Mitkaisertum, 321; Bréhier, Institutions de l'empire byzantin, 297. ‒ P. E. Schramm hat sich in seinen Untersuchungen (Vgl. Reg. 1272 b) gegen die auf einer Überschätzung römischer Quellen, der „Graphia aureae urbis Romae” (Renovatio II, Exkurs IV 68 ff.) und der „älteren Richterliste” (ib. 90f.) aufgebauten Darstellungen von Gregorovius und Giesebrecht, sowie von L. M. Hartmann (Gesch. Ital. IV/1, 138 f.) gewendet. Vgl. zu Hartmann auch E. Gerland, Byzant. Jb. XXIV, 127 f. ‒ Vermutlich hat in dieser Zeit im Auftrag des Kaisers der Kapellan Leo-Warinus, der spätere Bischof von Vercelli den berühmten Hymnus auf Kaiser und Papst verfaßt, in dem beide als die höchsten Gewalten der Christenheit gepriesen werden und der offenbar die Gegensätze, die zwischen Otto und Gregor bestanden, überbrücken sollte. Vgl. den Text in Poetae lat. V/1, 477‒480; Schramm, Renovatio II, 62‒64; Jbb. O. III. 269f. ‒ Dazu Bloch, Beiträge zur Gesch. Leos von Vercelli. NA. 22, 91 ff., 109 ff., 113 ff.; ter Braak, Otto III., 117 ff., 148 ff.; Schramm w. o. I. 119 ff. ‒ Zu dem Anteil Leos an den politischen Plänen des Kaisers vgl. Loewenfeld, L. v. Vercelli, 6 ff.; ter Braak w. o. 107 ff., 187 ff., 201 ff.; Harff, Kaisergedanke, 57 f.; Johnson, Secular activities, 156f.; ferner Jbb. O. III. 271f. ‒ Zu der eigenartigen Stelle in dem angeblichen Schreiben Odilos von Cluny (1046) an Kaiser Heinrich III., die auf den Ideenkreis der Dichtung Leos hinweist, vgl. Jbb. O. III. 270 Anm. 77; Erdmann, Otton. Reich als Imperium Roman., 434 ff.; Sackur, NA. 24 (1899) 728 ff.; Schramm, Renovatio II, Text Nr. 1, 59‒61. ‒ C. R. Brühl (Kaiserpfalz b. St. Peter u. Pfalz Ottos III. auf d. Palatin. QFIAB. 34, 1954, 1‒50) verlegt den Palast Julians an die Westseite des Palatins unweit des Klosters S. Cesario, das nach ihm das „Palatiuum monasterium” gewesen ist. Der Palast Ottos III. war zwei Meilen von St. Peter entfernt. Vgl. Reg. 1396 c.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1279d, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0998-05-00_5_0_2_3_0_921_1279d
(Abgerufen am 29.03.2024).