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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Auf die Nachricht vom Eintreffen des Abtes Nilus (von Serperi) in Rom gehen Papst Gregor (V.) und Kaiser Otto (III.) diesem entgegen und geleiten ihn in den Papstpalast (im Lateran), wo Nilus, von Kaiser und Papst ehrenvollst behandelt, um die Auslieferung des verstümmelten und gefangenen Papstes Johannes (XVI.) bittet, was der Kaiser unter der Bedingung zusagt, daß Nilus die Leitung des Klosters Sant'Anastasio (bei Rom) übernehme.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Vita Nili 89 f. (Giovanelli 126). Reg.: Böhmer-Uhlirz n. 1261 c. Lit.: Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 259; Luca, Giovanni Filagato 92; Zimmermann, Papstabsetzungen 111.

Kommentar

Laut der ausführlichen Schilderung der Vita fand die Romreise des Nilus, die durch die Verstümmelung Johannes' XVI. (n. 817) veranlaßt worden war, während der Fastenzeit (τεσσαϱαϰοστὴ γὰϱ ἤν) statt, was mit Böhmer-Uhlirz und im Hinblick auf die weiteren Ereignisse (vgl. n. 820) eher noch in den März als mit Schramm in Byz. Zs. 25/1925, 93 in den Apr. 998 zu datieren ist. Man kommt auf die Zeit nach dem 9. März, wenn man die Zeitangabe der Vita präzise auf die Frühjahrsquatember bezieht. Der Ort der Verhandlungen war der Lateranpalast (πατϱιαϱχεῖον), wo Nilus genötigt wurde, zwischen Kaiser und Papst Platz zu nehmen, die ihm die Hände küßten, was dieser jedoch abwehrte, da er ja als Bittsteller käme. Nilus wollte Johannes XVI., der wie er selbst aus Rossano in Kalabrien stammte (vgl. n. 784) und mit dem Nilus schon früher korrespondiert hatte (vgl. n. 804), aus Rom in seine Einsiedelei bei Gaeta zu gemeinsamen Bußübungen mitnehmen. Er forderte die Freilassung seines Landsmannes auch mit Hinweis auf die geistliche Verwandtschaft (Patenschaft; vgl. Böhmer-Uhlirz) des Johannes sowohl zum Kaiser als auch zum Papste. Die Vita überliefert wörtlich das Gespräch zwischen Nilus und Otto, der auch im Namen des Papstes antwortete. Zu den Motiven der Bitte Ottos an Nilus, die Leitung eines stadtrömischen Klosters zu übernehmen, vgl. Uhlirz 259 Anm. 32. Nilus lehnte dies wegen seines Alters ab, doch konnte man sich auf das genannte Griechenkloster bei San Paolo fuori le mura einigen; vgl. dazu auch Michel in Ostkirchliche Studien 1/1952, 34; Ferrari, Rom. Monasteries 33 ff. und Hamilton in Orientalia Christiana Periodica 27/1961, 12 sowie weiters auch allgemein über Nilus Sackur, Cluniacenser I 329 ff., Gay L'Italie 268 ff. u. 380 f., J. M. Sansterre in Byzantion 55/1985, 517 ff. und E. Eickhoff in HJb. 114/1994, 10 ff., bes. 29 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 818, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0998-03-00_1_0_2_5_0_860_818
(Abgerufen am 29.03.2024).