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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Eröffnung der Synode unter dem Vorsitz Papst Gregors V., von deren Teilnehmern zehn dem Kaiser treue Bischöfe Oberitaliens unter der Führung der Erzbischöfe Landulf von Mailand und Johannes von Ravenna genannt werden. Die ersten Verhandlungsgegenstände sind der Streit um das Reimser Erzbistum und die Eheangelegenheit König Roberts, der entgegen dem päpstlichen Verbot seine Verwandte Berta geheiratet hatte. Er ist jetzt bereit, gegen Anerkennung seiner Ehe Erzbischof Arnulf freizulassen und ihn nach Reims zurückzuführen. Die Synode beschließt zwar auf Grund der in Spoleto geführten Verhandlungen Gregors V. mit Abbo von Fleury (Reg. 1210 g), die angebotene Regelung der Reimser Frage anzunehmen und die in Mouzon 995 (Reg. 1138 e) ausgesprochene Suspension der an der Absetzung Arnulfs beteiligten Bischöfe, also auch Gerberts, und des Ascelin von Laon aufrecht zu halten; doch werden die Bischöfe, die Roberts Ehe eingesegnet haben, nach Rom vorgeladen und für den Fall ihres Nichterscheinens mit der Ausschließung aus der Kirche bedroht. Ferner wird über eine Angelegenheit der Neapolitaner Kirche verhandelt, auch werden Bestimmungen gegen die Simonie getroffen. Besonders scharf ist der Beschluß der Synode in der Merseburger Frage. Erzbischof Gisilher von Magdeburg, der 981 die Aufhebung des Merseburger Bistums durch Kaiser Otto II. veranlaßt hat, wird auf eine neue, für Weihnachten angesetzte Synode vorgeladen und mit Absetzung bedroht, wenn er nicht dem Befehl des Papstes nachkommen würde. Über Crescentius, der den Papst aus Rom vertrieben hat, wird der Bann verhängt. Gregor V. teilt die Beschlüsse der Synode in einem eigenen Schreiben dem Erzbischof Willigis mit.

Überlieferung/Literatur

Gregorii V. litterae de Synodo Papiensi. MG. Const. I, 536f., Nr. 381. SS. 3, 694; Jaffé, Bibl. III, 351, Nr. 20. ‒ JL. 3876 u. S. 492. ‒ Ann. Hildesh., S. 27: Papa Ticini adunato complurium episcoporum concilio, prefatum Crescentium anathemate perculit. ‒ Boye, Quellenkatalog I, 66; Synoden Deutschl. u. Italiens, 207, 210.

Kommentar

Über den Zeitpunkt der Synode vgl. Schramm, Briefe Ottos III. AUF. 9, 88 ff.; Jbb. O. III. Exkurs XIV. Die Machtergreifung d. Crescentius in Rom, die Synode zu Pavia u. die Erheb. d. Joh. Philagathos zum Gegenpapst. ‒ Zu ihren Beschlüssen Hefele-Leclercq, Hist. des Conciles IV/1, 885f.; Wilmans, Jbb. O. III. 97; Schlumberger, L'Epopée byzant. II. 271; Hartmann, Gesch. Italiens IV/1, 111 f.; Schramm, Kaiser, Basileus u. Papst. HZ. 129 (1924) 424 ff., Renovatio 193 ff.; Gay, L'Italie meridion. 364 ff. ‒ Zu dem Eheprozeß K. Roberts vgl. auch D. v. Keßler, Der Eheprozeß Ottos und Irmingards von Hammerstein. Hist. Stud. 157 (1923) 34 ff. ‒ Gerbert ist keinesfalls, wie Lot (Hugues Capet, 128) und Lair (Etudes critiques, 253) angenommen haben, in Pavia erschienen; er war zu dieser Zeit erkrankt, hatte aber, da er in dem Dienst des Kaisers stand und den Kampf um das Reimser Erzbistum aufgegeben hatte, keinen Anlaß mehr, sich der Synode zu stellen. Vgl. dazu Schramm, Briefe, 99. ‒ Die Wiederherstellung des Bistums Merseburg war ein Lieblingswunsch Ottos, wie Thietmar IV c. 10, S. 142 berichtet: Inperator, iam factus vir ... semperque Merseburgiensis destruccionem aeclesiae deflens, quomodo haec renovaretur, sedula mentis intentione volvebat et, quamdiu in corpore vixit, hoc votum perficere studuit monitis piae matris. ‒ Zur Merseburger Frage vgl. § 5 des Schreibens Gregors w. o.: Placuit etiam omnibus, ut Gisilharius episcopus qui contra canones sedem suam dimisit et aliam invasit, in natale domini Romam vocatus, ad satisfaciendum veniat; quod si renuerit a sacerdotali officio suspendatur. ‒ Vgl. ferner Thietmar IV c. 44, S. 182 u. Anm. 1. ‒ Böhmer, Gisilher, 185 ff., 190 ff.; Schmidt, Giselher, 28 ff.; Pflugk-Harttung, Bistum M. Forsch, z. dtsch. Gesch. XXV. (1885) 153 ff.; R. Holtzmann, Aufheb, u. Wiederherstell. d. Bist. M. Sachsen u. Anhalt, 2 (1926), 56 ff.; Schramm, Briefe Ottos III., 89, 118 f.; K. Uhlirz, Jbb. O. II. 158 f., 161f.; Magdeburg 49 ff.; Hauck, Kg. Dtschl. III3 142 ff. 267 ff.; Füllner, Deutsch-slav. Auseinandersetz., 13 f., 91 ff., 116 ff.; Brackmann, Anfänge d. poln. Staates (Aufsätze) 180; Johnson, Secular activities, 44 f. ‒ Der Papst dürfte Spoleto Anfang Jänner verlassen und die Fahrt nach Oberitalien angetreten haben. Am 24. weilte er mit dem Erzbischof Johannes von Ravenna in Reggio, wo er die Weihe einer von dem Bischof Teuzo erbauten Kapelle vornahm, und begab sich über Guastalla nach Pavia. ‒ Vgl. IP. V. 375, Nr. 1; JL. S. 491, hier und in MG. Poetae latini V/1, 366 f. das Weihegedicht: „Cum papa quinto nomine Gregorio/Forte Ticinensem qui tunc pergebat ad urbem/Concilii sacri causam habiturus ibi.” ‒ Saccani, Vescovi di Reggio, Emilia (1902) 51 ff. ‒ Auch in Guastalla fand eine Kirchenweihe statt. JL., 3893; IP. V. 408, Nr. 1. ‒ Vermutlich hat Gregor V. auf der Fahrt nach Pavia auch mit Johann Philagathos verhandelt und die Kirchenfürsten Oberitaliens zu dem Besuch der Paveser Synode zu bewegen gesucht. Aber Johannes Philagathos, der bis dahin noch in seiner Entscheidung schwankte und von dem Kaiser möglichst große Zugeständnisse herauszuholen suchte, hat sich endgültig von Gregor V. abgewendet und sich nach Rom begeben (Reg. 1218 b), wo er ganz unter den Einfluß des Byzantiners Leo und des Crescentius geriet. ‒ Der Besuch der Synode von Pavia war schwach und ließ die Machtlosigkeit Gregors V. erkennen. Es waren nach den Unterschriften auf dem Synodalbericht des Papstes außer beiden Erzbischöfen nur die Bischöfe von Pavia, Ivrea, Parma, Modena, Turin, Lodi, Genua, Alba, Brescia und Tortona sowie der Bischof von Albano als Leiter der päpstlichen Kanzlei erschienen. Bischof Petrus von Vercelli dürfte durch den drohenden Angriff Arduins abgehalten worden sein, nach Pavia zu kommen. Möglich ist, daß es sich in Pavia nur um eine Provinzialsynode, zu der die Bischöfe der Erzdiözesen Mailand und Ravenna eingeladen waren, gehandelt hat. Vgl. Jbb. O. III. Exkurs XIV, 511 ff. u. M. Uhlirz, Ital. Kirchenpol., 271 f., Anm. 4, 300f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1217i, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0997-02-00_1_0_2_3_0_781_1217i
(Abgerufen am 24.04.2024).