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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Aller Wahrscheinlichkeit nach vollzieht Adalbert von Prag die Taufe Waiks, des Sohnes des Herzogs Geisa von Ungarn, der den Namen Stephan empfängt; als sein Taufpate wird der Kaiser genannt, der ihm eine Nachbildung der „sacra lancea” des Reiches, der Mauritiuslanze, mit Partikeln der Nagelreliquie vom Kreuze Christi verleiht, und ihn damit auf die Aufgabe verpflichtet, ein Vorkämpfer gegen das Heidentum zu werden und sein Volk dem christlichen Glauben zuzuführen.

Überlieferung/Literatur

Vgl. Jbb. O. III. Exkurs XIII. Die Taufe Stephans von Ungarn und die Verleihung der heiligen Lanze. S. 503 ff.

Kommentar

Adalbert hatte schon als Bischof von Prag der Christianisierung Ungarns besondere Aufmerksamkeit zugewendet und war mehrmals in den Grenzgebieten erschienen, um die Taufe zu spenden. Als er das zweite Mal Prag verlassen mußte, begab er sich zuerst nach Ungarn, wo er bei der Fürstin Sarolta, der Gemahlin Geisas besonders günstige Aufnahme fand. Er hatte schon damals erkannt, daß Ungarn nur auf dem Weg über das Herrscherhaus für das Christentum zu gewinnen sei, und zweifellos ist er der Vermittler des Planes einer Vermählung des Thronfolgers Waik mit einer Prinzessin aus dem liudolfingischen Hause gewesen. Die Wahl fiel auf Gisela, die glaubensstarke, von Bischof Wolfgang von Regensburg erzogene Tochter des Zänkers. Die notwendige Voraussetzung für diese Eheschließung war jedoch die Annahme des Christentums durch Waik. Es ist anzunehmen, daß dieser Plan einer Vermählung schon bei dem Aufenthalt Ottos in Regensburg im Februar (Reg. 1163 c) und in Rom besprochen worden ist. Durch die Patenschaft des Kaisers wäre auch für Ungarn das Band geistlicher Verwandtschaft geknüpft worden, wie es schon vor der Kaiserkrönung in bezug auf Venedig geschehen war. Nach dem Vorbild von Byzanz hat auch Otto sein weltliches Imperium durch eine „Familie der Könige”, durch leibliche und geistliche Verwandtschaftsverbindungen zu stützen gesucht. Vgl. zu diesen Bindungen: Dölger, Familie d. Könige, HJ. 60 (1940) 397 ff. Zahlreiche Quellen bringen die Christianisierung Ungarns mit der Taufe und Vermählung Stephans in Verbindung: Adalberti vita Heinrici II. c. 30, SS. 4, 810; Herimanni aug. chron., SS. 5, 117 f.; Adami Brem. gesta Hammaburg. Schmeidler, 104; Auct. Garst., SS. 9, 567 (ad a. 1009); Ann. s. Rudberti Salisburg, ib. 772; Wiponis vita Chuonradi, c. XXIV, 43; Sigeberti Gemblac. chron., SS. 6, 354; Cron. minor. min. Erphord. Mon. Erphesfurt. (Holder-Egger) 614f. (zum J. 836!); Albrici Trium-Fontium chron. SS. 23, 779; Ekkehardi chron. univers. SS. 6, 162; Rodulfus Glaber, Histor. Hb. III. c. I/2 (Prou), 52; vgl. auch die späteren Darstellungen: Andreae Danduli chron. Rer. Italic. SS. N. ed. XII. 202; Chron. Bonon. A. Ib. XVIII/1, I, 441; Platynae lib. de vita Christi. c. 138. ib. III/1, 172; Jakopo de Varagine. Cronaca di Genova. FSI. 85. Bd. 244, 283 ‒ Valjavec, Kulturbezieh. I2‚ 33 f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1217c, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0996-12-00_3_0_2_3_0_775_1217c
(Abgerufen am 19.04.2024).