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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Gregor V. entscheidet im Gericht im Beisein des Nomenclators Hadrian und anderer genannter Persönlichkeiten gegen die abwesenden Brüder Johannes, Boso und Theodor den Streit um die Güter Centurino und Cortemannum zugunsten der klagenden Äbtissin Theodora vom Blasiuskloster in Nepi (de venerabili monasterio sanctae Dei genitricis Marie et sancti Blasii, quod intus civitatem Nepesinam situm est), bedroht weitere Bedrängung des Klosters mit der Exkommunikation und mit einer zur Hälfte an das Kloster, zur Hälfte an den Lateran zu zahlenden Strafe von hundert Goldmark, befiehlt dem Notar Petrus von Nepi darüber eine Urkunde auszufertigen und unterzeichnet diese. A. Deo propitio pont. Gregorii summi pont. et univ. V. pp. in ss. sede b. Petri apost. VII. et imp. piissimo et perpetuo aug. dom. Oddone a Deo coronato magno pacifico imp. a. I., men. Jul., ind. [IX.].

Überlieferung/Literatur

Orig.: ‒ Kop.: 1) 17.Jh., Rom Bibl. Vat.: Fondo S. M. Via lata I 40 p. 750. 2) 18. Jh., Rom Bibl. Vat.: Cod. Vat. lat. 7932 fol. 13. Druck: Hartmann, Tabularium I 30. Reg.: J. *2959; JL. *3869; IP. II 178 n. 3; Zimmermann, PUU. 648 n. 331. Lit.: Hirschfeld, Gerichtswesen 534; Koelmel, Beiträge 525; Hamilton, House of Theophylakt 207.

Kommentar

Die vom Notar Petrus ausgefertigte und als Breve recordationis bezeichnete Urkunde ist nur in den zitierten späten Kopien erhalten, die einen sehr lückenhaften und wegen des schlechten Lateins auch schwer verständlichen Text bieten. Nach dem Muster der Gerichtsurkunden steht an der Spitze eine Invokation und die zitierte Datierung, in der aber das Papstjahr verlesen ist und verbessert werden muß. Nach dem Bericht über den Streit der Äbtissin mit den Brüdern Johannes, Theodor und Boso (in der Urkunde Voso geschrieben) und über die früheren Maßnahmen des Papstes (vgl. n. 761 u. n. 768) sowie über das Kontumazialverfahren folgen die Unterschriften, der Text der päpstlichen Strafdrohung und endlich der Ausfertigungsvermerk des Notars. Die Papstunterschrift lautet: Gregorius ... catholice et apostolice Romane ecclesie presul. Der Notar unterzeichnet mit Ego Petrus nobile viro scriniarius et tabellio civitatis Nepesine complevi et absolvi. Von den übrigen Unterschriften war den Kopisten nur noch die des Konsuls und Dux Berard entzifferbar, der sich als filius Fareolfi bezeichnet. Vermutlich unterschrieben alle Teilnehmer der Gerichtssitzung, die in dem freilich gerade an dieser Stelle sehr lückenhaften Text namentlich aufgezählt werden. Es handelt sich abgesehen von Berard, dessen Vater als Judex von Ariccia bezeugt ist (vgl. auch Marchetti-Longhi in Studi Gregoriani 2/1947, 303), um den Nomenclator Hadrian und die Schöffen Hadrian, Johannes und Petrus um Verwandte Berards, nämlich um die gräflichen Brüder Crescentius und Guinizo, die laut Marchetti-Longhi 332 zur Familie des späteren Papstes Gregor VII. gehören, und um den von Koelmel identifizierten Gregor de Miccina, den Silvester II. später zum Vestarar ernannt hat; vgl. über ihn zuletzt K. Görich in QuF. 74/1994, 4 ff. Koelmel sah in diesen Adeligen eine anticrescentinische Partei, die den Papst gegen die Crescentier unterstützte; vgl. dazu auch Kölmel, Kirchenstaat 34. In den Gegnern der Abtissin hätte man dann Gefolgsleute der Crescentier zu sehen, die in der Nähe von Nepi begütert waren. Daß die Gerichtsverhandlung nicht in Rom, sondern noch in Grassano bei Sutri stattfand, wo die Äbtissin dem Papst ihre Klagen unterbreitet und dieser die Verklagten geladen hatte (vgl. n. 768), möchte man trotz des Fehlens einer Ortsangabe in der Datierung schon deshalb annehmen, weil mit der Abfassung der Gerichtsurkunde nicht ein römischer Notar betraut wurde, sondern Petrus von Nepi.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 769, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0996-07-00_2_0_2_5_0_810_769
(Abgerufen am 29.03.2024).