Regestendatenbank - 201.916 Regesten im Volltext

RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

Sie sehen den Datensatz 797 von insgesamt 1338.

Unter dem Vorsitz des Papstes Gregor (V.) und des Kaisers Otto III. berät eine Synode im Petersdom (in eadem ecclesia beati Petri apostoli) über kirchliche Angelegenheiten. (1) Abt Engizo vom Peterskloster in Brugnato (monasterii beati Petri principis apostolorum siti in loco Brumiensi) (D. Luni) verklagt den Bischof Gottfried von Luni, weil er entgegen genannten päpstlichen, königlichen und kaiserlichen Verfügungen versucht habe, sein dem römischen Schutz (Romanae ecclesiae ... tuitione) unterstehendes und exemtes Kloster dem eigenen Bistum einzuverleiben. Der Papst verdammt die vorgelegten diesbezüglichen Urkunden des Bischofs und der Kaiser bestätigt dem Kloster Immunität und Besitzstand. (2) Erzbischof Willigis von Mainz fordert neuerlich sowohl vom Papste persönlich als auch allgemein von der Synode unter Hinweis auf die kirchlichen Gesetze die Rückkehr des Bischofs Adalbert von Prag in seine verwaiste Diözese, worauf der Papst hiezu seinen Konsens erteilt und die Synodalen entscheiden, daß Adalbert bei sonstiger Anathematisierung nach Prag zurückkehren müsse. (3) Erzbischof Gerbert von Reims rechtfertigt sich vor dem Papst und erreicht, da keine Anklage erhoben wird, die Vertagung seiner Angelegenheit auf eine andere Synode (ibi ratione pape dat, cum nullus accusaret, alia sinodus indicitur). (4) Wegen der unkanonischen Deposition des Erzbischofs Arnulf von Reims bedroht der Papst jedoch Frankreich mit dem Anathem (toti regno Francorum anathema se invecturum comminatus est). (5) Bischof Erluin von Cambrai, der wegen des Schismas zwischen Arnulf und Gerbert nicht konsekriert werden konnte, erhält vom Papste die Weihe, verklagt vor der Synode die Verwüster seiner Diözese und bekommt mit Konsens der Synodalen ein Papstprivileg (n. 757). (6) Papst und Kaiser erlassen verschiedene neue Gesetze.

Überlieferung/Literatur

Erw.: 1) MG. DO. III n. 201 (Böhmer-Uhlirz n. 1176). 2) (Johannes Canaparius), Vita Adalberti 22 (MPH. N. S. IV/1 33 f.); Brun v. Querfurt, Vita Adalberti 18 (MPH. N. S. IV/2, 23); Vita Adalberti 8 (MGSS. XV 1180); Versus de passione Adalberti 803 (Uhlirz, Lebensbeschreibung 44 f.); Pulkawa, Chr. (FRB. V 70). 3) Richer v. Reims, Hist. IV App. (Latouche II 330). 4) Aimoin v. Fleury, Vita Abbonis 11 (Migne, PL. 139, 401). 5) n. 757; Gesta ep. Cameracensium I 111 (MGSS. VII 449); Chr. s. Andrae castri Cameracensii 4 (MGSS. VII 527). 6) (Johannes Canaparius), Vita Adalberti 21 (MPH. N. S. IV 33); Versus de passione Adalberti 795 (Uhlirz, Lebensbeschreibung 42 f.). Reg.: JL. I p. 490: Boye, QuKat. 65; Böhmer-Uhlirz n. 1174 a. Lit.: Hefele-Leclerq, Hist. des conc. IV 883 ff.; Tangl, Teilnehmer 117; Boye, Synoden 156 u. 264; Uhlirz, Kaiserkrönung Ottos 266 ff.; Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 205 ff.; Zimmermann, Dunkle Jh. 257; Wolter, Synoden 145 ff.

Kommentar

Das einzige sicher im Zusammenhang mit der Synode überlieferte Datum ist der 25. Mai 996, an dem das zitierte Kaiserdiplom für Brugnato ausgestellt wurde. Uhlirz nimmt jedoch an, daß die Synode schon am 24. Mai begann und bis zum 26. Mai dauerte. Zu den während der Synode erledigten Angelegenheiten wären auch n. 754, n. 755, n. 758 und kaiserliche Verfügungen dieser Tage (vgl. Böhmer-Uhlirz n. 1175 ff.) zu rechnen. Allgemeine Angaben über die Verhandlungsgegenstände finden sich in MG. DO. III n. 201 (pro definiendis rebus ecclesiasticis) und in den Gesta ep. Cameracensium (de necessariis aecclesiae negotiis satis tractaretur). Die Teilnehmer der Synode werden nirgends namentlich genannt; vgl. jedoch die Subskriptionen in n. 754 und n. 758, dazu Tüchle, Romfahrten 105 f. Über die im Diplom für Brugnato erwähnten päpstlichen Vorurkunden Johannes' XIII. und Benedikts VII. vgl. n. 401 und n. 531. Zur Sache vgl. zuletzt Tomaini, Brugnato 37 ff. Vgl. weiters auch die Erwähnung in MG. DH. II n. 298. Zur Rücksendung Adalberts von Prag vgl. Voigt, Adalbert 101; Naegle, Prager Bischöfe 752 ff.; Schmidt, Erzbischöfe von Mainz 143; Prokop, Adalbert von Prag 364 f., Uhlirz, Lebensbeschreibung 43 ff. und Hilsch, Bischof von Prag 21. Am deutlichsten ist der Bericht von Canaparius: Archiepiscopus vero Willigisus veterem querimoniam canens, domnum apostolicum de sancti hominis reditu interpellat .... In apostolica quoque sinodo canonum testimonia revolvens. coram omnihus se iusta petere clamat. Vgl. ergänzend Brun: Assentit papa Gregorius ... „Sive velit, sive non velit, vir Dei eat”, sedentes episcopi inquiunt. „aliter vincula nectant anathematis”. Vgl. jedoch weiters n. 762. Zum Beschluß über Gerbert vgl. Lowis, Church of France 114; Uhlirz, Jahrbücher 211 und Zimmermann, Studien 144. Über den Erfolg seiner römischen Apologie berichtet Gerbert selbst in einem Brief an Abt Raimund von Aurillac (Weigle, MG. Briefe II 235 f.; Riché II 514 ff.); vgl. dazu auch Uhlirz, Untersuchungen 175 f. Aus einem anderen Brief Gerberts (Weigle 209 ff., Riché II 456 ff., Uhlirz, Untersuchungen 153 ff.) kann entnommen werden, daß nach dem Konzil Abt Leo vom Aventin neuerlich zu Verhandlungen über die Beilegung des Schismas nach Frankreich geschickt wurde. Die Anathematisierungsdrohung des Papstes gegen Frankreich erwähnt Aimoin als Grund für die Romfahrt Abbos von Fleury (vgl. n. 776). Obwohl dabei auf die Synode nicht angespielt wird, ist anzunehmen, daß diese Drohung während des Konzils ausgesprochen wurde, zumal Aimoin auch kurz vorher die Wahl Gregors (n. 742) berichtet. Gregor hätte dann knapp nach seiner Erhebung die Maßnahmen Johannes' XV. (vgl. n. 727) erneuert. Auf ihn hat demnach die Verteidigung Gerberts nicht denselben Eindruck gemacht wie auf Otto III. Ebenfalls auf dieser Synode muß eine neuerliche Vorladung der an der Deposition Arnulfs beteiligten Bischöfe zur Rechtfertigung vor dem Papst erfolgt sein, die in n. 786 erwähnt wird. Zur Konsekration Erluins vgl. Lowis 114, Uhlirz, Jahrbücher 212 u. Amiet in Zs. für Schweiz. KG. 70/1976, 217. Zum Erlaß neuer Gesetze durch Kaiser und Papst vgl. Uhlirz, Lebensbeschreibung 42 f. und vor allem die Montecassineser Handschrift des Canaparius: et cum novo imperatore dat populis iura novus papa (MPH. N. S. IV 81).

Nachträge

Nachtrag einreichen
Einreichen
Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 756, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0996-05-25_1_0_2_5_0_797_756
(Abgerufen am 28.03.2024).