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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Johannes XV. wird durch den deutschen Episkopat brieflich ersucht, die unrechtmäßige Deposition des Erzbischofs Arnulf von Reims und die unkanonische Erhebung Gerberts (von Aurillac) zu dessen Nachfolger zu annullieren. Der über die Vorgänge in Frankreich erzürnte Papst sendet den Abt Leo vom Aventin als seinen Legaten nach Deutschland und zu Erzbischof Seguin von Sens mit dem Auftrag, über den Streitfall eine Synode deutscher und französischer Bischöfe innerhalb der Reimser Kirchenprovinz zu veranstalten und hier die Restitution Arnulfs sowie die Deposition Gerberts durchzuführen. In einem dem Legaten mitgegebenen Mandat werden die Bischöfe Galliens zur Teilnahme an der geplanten Synode aufgefordert. Über die an der Absetzung Arnulfs und an der Wahl Gerberts beteiligten Bischöfe verhängt der Papst Interdikt und Suspension und verbietet auch Gerbert die Ausübung bischöflicher Funktionen.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Richer v. Reims, Hist. IV 95 ff. (Latouche II 302 ff.); Gerbert v. Aurillac, Acta conc. Mosomensis (Olleris, Œuvres 245); Hist. Francorum Senonensis brevis (MGSS. IX 368); Hist. regum Francorum monasterii s. Dionysii 29 (MGSS. IX 403); Ann. Remenses 995 (MGSS. XIII 82); Clarius v. Sens, Chr. (Bautier-Gilles 100); Ordericus Vitalis (?), HE. I 27 u. VII 2 (Migne, PL. 188, 93 u. 513; Chibnall IV 348 f.); Romuald v. Salerno, Chr. (SS. rer. Ital. VII/1, 170); Chr. s. Martini Turonensis (Martène-Durand 993); Radulf v. Diceto, Abbreviationes (Stubbs, SS. rer. Brit. 68/1, 157); Martin v. Troppau, Chr. (MGSS. XXII 431). Reg.: J. *2951; JL. *3855; Boye, QuKat. 64; Böhmer-Uhlirz n. 1133 a. Lit.: Lowis, Church of France 108 ff.; Schieffer, Legaten 40 ff.; Uhlirz, Jahrbücher Otto III. 184; Zimmermann, Studien 143 f.; Zimmermann, Dunkle Jh. 252; Wolter. Synoden 136 ff.

Kommentar

Der päpstliche Legat hielt am 2. Juni 995 in dem zur Reimser Erzdiözese gehörigen Kloster Mouzon und am 1. Juli in Reims selbst je eine Synode (vgl. Böhmer-Uhlirz n. 1138 f u. 1139 b und Pontal, Conciles 99 ff.). Auf der erstgenannten Zusammenkunft (vgl. GP. X/1, 50 n. 79) wurde das heute verlorene Papstschreiben verlesen, das Gerbert in seinen Acta als epistola plumbeo sigillo munita bezeichnet und von dem er das Protokoll mitteilt: Johannes episcopus servus servorum Dei omnibus archiepiscopis Galliarum salutem et apostolicam benedictionem. Auch wurde damals Gerbert im Auftrag des Papstes das Messezelebrieren verboten; vgl. Richer IV 106 (Latouche II 326). Daß die neuerliche Legation Leos durch ein Schreiben deutscher Bischöfe an den Papst veranlaßt war, das von dem n. 713 erwähnten zu unterscheiden ist, erwähnt Richer IV 95 (Latouche II 302): Per idem tempus cum a Germanorum episcopis domno Johanni papae per epistolas saepenumero suggestum foret, ut Gerberti ... promotionem abdicaret et Arnulfi abdicationem ... indignaretur. Vgl. dazu auch die Hist. Francorum Senonensis (MGSS. IX 368): Nuntiatur haec omnia presuli Romano, qui valde indignatus super hoc facto ... In dieser Quelle wird auch erstmals von dem bes. Auftrag Leos an Erzbischof Seguin (vgl. aber auch das in n. 718 erwähnte Angebot) berichtet, der päpstlicher Vikar für Gallien war (vgl. n. 654 und dazu Fliche, Séguin 185 sowie über Seguins Rolle im Streit um die Deposition Arnulfs Fliche 173 ff.). Über die Suspension der Wähler Gerberts und über die Verhängung des Interdikts vgl. ebenfalls die Hist. Francorum sowie die Ann. Remenses: ... et episcopos, qui in consecratione eius assensum dederant, ab officio episcopali suspendi praecepit. Man erfährt über diese Maßnahmen des Papstes auch aus einem Brief Gerberts (Nr. 192) an Erzbischof Seguin; vgl. Weigle, MG. Briefe II 230 ff. (Riché II 502 ff.) und dazu Uhlirz, Untersuchungen 172. Die Quellen über den Reimser Streit fassen die Ereignisse zum größten Teil in wenigen Sätzen zusammen, so daß der Eindruck entsteht, die berichteten päpstlichen Maßnahmen erfolgten schon bei der ersten Legation Leos (vgl. n. 696) und seien auch sofort von Erfolg begleitet gewesen, doch fand die Restitution Arnulfs erst zwei Jahre nach den Konzilen des Jahres 995 unter Papst Gregor V. statt (vgl. n. 795).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 727, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0995-00-00_1_0_2_5_0_766_727
(Abgerufen am 24.04.2024).