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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Otto erteilt auf Intervention seiner Großmutter Adelheid und auf Bitten seiner Tante Mathilde zu seinem Seelenheil und zur Erhöhung des Ansehens der Stadt Quedlinburg, die schon zur Zeit seines Vaters besondere Verehrung genoß, mit Zustimmung seiner Getreuen, seines Verwandten Herzog Heinrichs (von Bayern) und dessen Sohnes, wie auch seiner Ratgeber, des Erzbischofs Willigis und des Bischofs Hildibald von Worms, den Auftrag, daselbst einen Markt mit Münze und Zoll zugunsten des Servatiusstiftes, das unter der Leitung der Äbtissin Mathilde steht, zu errichten und zwar mit denselben Rechten, wie sie von seinen Vorgängern die Marktorte Köln, Mainz und Magdeburg erhalten haben; niemand soll in den angegebenen Grenzen zwischen Saale und Ocker, von Unstrut und Helme bis zum Flußgebiet der Bode und dem Sumpfgebiet von Oschersleben bis Hornburg Rechte ausüben dürfen, nur der von dem Konvent mit Zustimmung der Äbtissin erwählte Vogt. Ausgenommen sind die sechs Orte, die schon früher Marktprivilegien erhalten haben, Eisleben, Wallhausen, Rottleberrode, Harzgerode, Halberstadt und Osterwiek, während der Verkehr auf allen übrigen privaten Märkten untersagt wird (qaliter nos dilectę aviae nostrę ob interventum Adalheidis ... karęque amitae nostrae Mathildis monitionem in metropoli Quidiliggaburhc animae nostrae pro remedio honoris atque temporalis memoria hanc prefatam civitatem et sublimandi causa, eo quod patris nostri nobiles hunc locum precipue venerantes amabant et quoniam sic fidelibus nostris complacuit, Heinrico videlicet duce et consanguineo nostro suoque aequivoco filio et conduce nec non Vuilligiso archipresule Magontino ac Hillibaldo Vuormaciense episcopo consiliantibus, mercatum erigere decrevimus ... ea videlicet ratione ut eadem iam prefata amita nostra sibique successurę eodem regimine abbatissae ad usum deo sanctoque Seruatio ibidem servientium famularum ... in maiori aeclesia monetis theloneis omnique in mercatorio iure quod antecessorum nostrorum ... industria Coloniae, Magontiae, Magadaburch similibusque nostrae dicionis in locis antea videbatur esse concessum, quidlibet faciendi utiliter pociendi solutam habeant potestatem, huncque mercatum sic clare illis perdonavimus ut nullus dux vel comes ..., nisi quem ipse consantaneo voto sibimet advocatum elegerint, de hoc se intromittere presumat, nec quisquam infra terminos: ab orientali plaga ad occidentalem, a Sala dico usque Oueccaram, in australi latere ad aquilonare de Vnstrod et Helmana usque Badam fluvios et paludem quae ex Oscheresleuo tendit usque Hornaburhc, ullatenus alium ut aliquem promovendo exerceat, toto offensionis nostrę sub periculo summaeque iussionis obtestatione omni virtute hoc prohibendo firmiter interdicimus. Exceptis igitur his quę prius quam istud inciperet preceptum, locis legaliter constructa esse cernuntur veratiter atque creduntur, quorum et nomina ..., definitę subtus scribere precepimus: in oriente Isleuo, in austro Vualahuson, Radoluoroth, Hazacanroth, in occidente Hauerstedi, Saliganstedi ‒ haec constare laudamus atque concedimus, coetera omnia regalis nostre potestatis damnatione infra supradeterminatum fluviorum ambitum nunc et inantea perpetuo destruentes). ‒ Hildibaldus canc. vice Uuilligisi archiep.; zweifellos nach einem sehr unbeholfenen Empfängerdiktat bis auf das Eschatokoll, das von HF angefügt wurde, von einem gleichfalls ungeübten Notar, der, wie Foltz vermutet, mit Her. C identisch ist, geschrieben; MF., SI 2. „Omnium fidelium nostrorum tam praesentium”.

Überlieferung/Literatur

Sächsisches Landeshauptarchiv zu Dresden, Orig.Urk. Nr. 8 (A).

Kettner, Antiqu. Quedlinb. (1712) 33, Nr. 25 (aus A); Janicke, Quedlinb. U K. 1, 5, Nr. 7 (aus A); MG. DD. O. III. 566 f., Nr. 155; Keutgen, Urkk.z. Verfass.gesch., 29, Nr. 48 (Auszug).

Janicke w. o. Nr. 2, Anlage 1.

Böhmer 739; Stumpf 1026; Wauters, Table chronol. VII. Suppl. S. 107; Dobenecker 571; UB. Magdeburg I, 17; UB. Mainz I, 232.

Kommentar

Die in ihrer Ursprünglichkeit besonders aufschlußreiche Urkunde gewährt Einblick in Wirtschaftsleben und Verkehr des genannten Gebietes. Mit Quedlinburg bestanden sieben öffentliche Marktorte, an die der Handelsverkehr gebunden war. Außerdem gab es aber nichtöffentliche Märkte, deren Besuch untersagt war. Die letzte Gründung war Halberstadt (989) gewesen, das ebenfalls die Gleichstellung mit Magdeburg erhalten hatte (D 55, Reg. 1014). Die Verleihung der Marktrechte erfolgte, wie die DD. O. III. erkennen lassen, nicht willkürlich, sondern mit Rücksicht auf Verkehrslage und wirtschaftliche Bedeutung der Orte, sowie der daselbst befindlichen geistlichen Stiftungen. Vgl. Stein, Verkehr, 16, 17 f., Anm. 89, 24 ff. und Anm. 97, 34, 165; Kletler, Verkehr, 140, 154; Planitz, Frühgesch. d. dtsch. Stadt, 49, 55, 62, 73. ‒ Zu dem Aufenthalt in Bruchsal vgl. Reg. 1124 a; Büttner, Elsaß, 216. ‒ Zu dem damals bestehenden Sumpfgebiet von Oschersleben bis Homburg (Urstromtal) vgl. Wütschke, Siedlungskunde, 38. ‒ Zur Intervention Heinrichs des Zänkers, der letzten vor seinem Tode (995, Reg. 1144 c), und seines Sohnes vgl. Schetter, Intervenienz, 83, 92. ‒ M. L. Dittrich (Zt. f. d. dtsch. Altertum 84, 274 ff.) hat dieses Erscheinen Heinrichs mit seinem gleichnamigen Sohn mit dem Ursprung des Modus de Heinrico in Verbindung gebracht, doch ist in der Dichtung weder von einem filius aequivocus die Rede, noch entspricht ihre Annahme dem inhaltlichen Grundton des Modus, der auf eine Aussöhnung und die Aufnahme des Herzogs in den Rat des Königs, mithin ausdrücklich auf die Zeit des Thronstreites hinweist. Vgl. Regg. 976 c und 977.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1125, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0994-11-23_1_0_2_3_0_581_1125
(Abgerufen am 20.04.2024).