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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Johannes (XV.) bestätigt dem Erzbischof Liäwizo (I.) von Hamburg (Liavizoni venerabili archiepiscopo Hammaburgensis ecclesie) und dessen Nachfolgern gemäß den Privilegien der Päpste Nikolaus (I.) (JE. 2759) und Agapit (II.) (n. 215) alle Rechte und Besitzungen seiner Kirche, die Jurisdiktion über die Bischöfe der Schweden und Dänen (in omnibus gentibus Sueonum sive Danorum) sowie im Gebiet der Slawen zwischen Peene und Eider (in illis partibus Sclauorum, que sunt a flumine Pene usque ad fluvium Egidre); verbietet allen Erzbischöfen und besonders dem von Köln die Ausübung der Jurisdiktionsgewalt im Bereich der Hamburger Provinz; bestätigt neuerlich die Untrennbarkeit der Diözesen Hamburg und Bremen (non duas sed unam esse et vocari) und gewährt das Recht der Bischofsweihe im gesamten Bereich der Hamburger Provinz; befiehlt den Bischöfen von Halberstadt, Hildesheim, Paderborn und Minden (Haluerstedensis ecclesie et Hildoneshemensis et Pathrobrunnensis et Mindensis ecclesiarum episcopis), den Hamburger Erzbischof im Hirtenamt zu unterstützen; verleiht Liäwizo das alte Recht, beiderseits der Elbe das Pallium zu tragen, und vermehrt die Palliumtage durch die Feste der Märtyrer Laurentius und Mauritius. ‒ Convenit apostolico moderamini ... Scr. pm. Stephani not. reg. atque scrin. sacri palacii in men. Nov. et ind. II ‒ Dat. VI. id. Nov. pm. Gregorii ep. s. Portuensis eccl. a. pont. dom. Johannis ss. pp. V., a. ab incarn. dom. nostri Jesu Christi DCCCCLXXXIX., in men. Nov. et ind. III.

Überlieferung/Literatur

Org.: Kop.: 17‒18. Jh., Hannover LBibl. XXIII 1052 fol. 39. Erw.: Chr. breve Bremense (MGSS. VII 391); Adam v. Bremen, Gesta II 29 (Schmeidler, SS. rer. G. 2/1917, 89); Olav Petri, Cat. archiep. Hamburgensium (Langebek, SS. rer. Dan. VI 609). Drucke: Staphorst, Hamburg, Kirchengesch. I/1, 316; Liljegren, Diplomatarium Suecanum I 31; Lappenberg, Hamburg. UB. 158; Meklenburg. UB. I 22 (fragm.); Migne, PL. 137, 837; Rydberg, Sverges Traktater I 36; Curschmann, PUU. Hamburg 41; Peitz, Hamburger Fälschungen 255; Zimmermann, PUU. 583 n. 301. Reg.: J. 2936; JL. 3835; Hasse, Reg. I 11 n. 30; Diekamp, Westfäl. UB. Suppl. 87 n. 535; Finke, Westfäl. UB. V/1, 7 n. 21; Janicke, UB. Hildesheim I 13 n. 34; Santifaller, LD. 319; May, Reg. I 38 n. 146; Santifaller, Elenco 310; Dipl. Danicum I/1, 135 n. 346; Seegrün, Ebt. Hamburg 10 Cu. 18; GP. VI 50 n. 61 u. VII/1, 50 n. 122; Lübke, Reg. III 55 n. 249. Lit.: Koppmann, Urk. Hamburgs 554; Hacke, Palliumverleihungen 25 ff.; Curschmann, PUU. Hamburg 66 ff.; Lerche, Privilegierung 139 u. 185 ff.; Schmeidler, Hamburg-Bremen 165 ff.; Peitz, Hamburger Fälschungen 193 ff.; Brackmann, Forschungen 82 f.; Seegrün, Ebt. Hamburg 105; Martí Bonet, Concesión del palio 159 f.

Kommentar

Sämtliche Drucke gehen auf das Kopiar des Erzstiftes Bremen aus dem 14. Jh. zurück, das 1943 im Staatsarchiv Hannover verbrannte. Die Urkunde bringt eine Vermehrung der Rechte des Hamburger Metropoliten und ruft zu dessen Unterstützung eine größere Zahl von Bischöfen auf. Auf Grund des anscheinend fehlerlosen Formulars wurde die Urkunde von Curschmann und Peitz für echt erklärt. Schmeidler 185 hat jedoch Bedenken geäußert, vor allem gegen den nach der Datierung eingeschobenen Nachsatz: pallium vobis mittimus et insuper concedimus isto vel alio cuiuscumque nitide candoris vobis placuerit vos indui. Er vermutet eine Interpolation dieses ungewöhnlichen Privilegs im Anfang des 12. Jh., als die Hamburger Erzbischöfe kein Pallium von Rom erhielten. Weiters wird angenommen, daß die Urkunde aus mehreren verlorenen echten Texten komponiert wurde, und zwar auf einer Urkunde Johannes' XV. über die Palliumverleihung und einer Urkunde Benedikts VIII. In einem inhaltlich übereinstimmenden Privileg Clemens' II. (JL. 4146) wird als Vorurkunde die eines Papstes Benedikt erwähnt; vgl. dazu auch n. 1240. Schmeidler nimmt an, daß die Urkunde ursprünglich auf den Namen Benedikts VIII. lautete und erst später, wohl schon zur Zeit des Erzbischofs Adalbert in der zweiten Hälfte des 11. Jh., auf Johannes XV. umgeschrieben wurde. Vgl. über die Palliumverleihung auch Beumann, Wissenschaft vom Ma. 437 u. Pontifikalinsignien 36; über die Echtheit auch Fuhrmann in ZRG. KA. 41/1955, 145 f. u. Stengel, Kaisergedanke 89.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 677, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0989-11-08_1_0_2_5_0_713_677
(Abgerufen am 16.04.2024).