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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Herzog Karl von Niederlothringen bemächtigt sich im geheimen Einverständnis mit Erzbischof Arnulf der Stadt Reims. Seine Mannschaften, meist zügellose Banden, verwüsten das offene Land, dessen Bevölkerung schweren Bedrückungen ausgesetzt ist. Viele führende Persönlichkeiten werden in Reims gefangen genommen und nach Laon gebracht, darunter Ragener, der Vizedom von Reims, Bischof Bruno von Langres mit seinem Bruder, dem Grafen Gilbert von Roucy, die Neffen König Lothars, und Graf Guido von Soissons. Gerbert, der schwer leidend ist (Reg. 1016/c), kann wohl in Reims bleiben, wird jedoch seiner Habe beraubt und fühlt sich in seiner Freiheit bedroht. Er ist den schwersten Anfeindungen von allen Seiten ausgesetzt. Erzbischof Arnulf wird zum Schein, um seinen Verrat zu verbergen, ebenfalls als Gefangener nach Laon gebracht, dort erkennt er aber heimlich Herzog Karl als seinen Herrn an und kehrt bald nach Reims zurück, auch die Grafen Gilbert und Guido werden nach einigen Tagen gegen Leistung des Treueides freigelassen. Herzog Karl beherrscht mit Laon, Reims, Soissons und anderen festen Plätzen den Norden Frankreichs.

Überlieferung/Literatur

Richer IV c. 33‒36 (Latouche II) 194 ff.; Sigeberti chron. SS. 6, 353; ad a. 989: Karolus dux Montemacutum expugnat; Suessionis usque vastando peraccedit; inde Remim aggreditur, et Laudunum multa cum praeda revertitur. ‒ ad a. 990: Karolus dux Remim occupat; archiepiscopum, quem Hugo rex prefecerat, et quosdam primates capit et Lauduno relegat.; Lettres de Gerbert, No. 162, S. 143 f.: Remigio monacho Treverensi. Petitio tua, dulcissime frater, tociens repetita, quibus jactemur fluctibus satis ostendit. Nescis, nescis, quae naufragia pertulerimus, postquam a te digressi sumus. Gravissimis quippe laboribus aestivis et continuis, eos contraximus morbos, quibus pestilens autumnus pene vitam extorsit. Accesit ad hoc violentia fortuna, cuncta quae dederat repetens, per eos praedones qui urbem Remorum depopulati sunt. Nunc amicorum captivitatem deflemus, et an sedes nobis sint permutandae, pervigili cura deliberamus, eo in luctu, eoque in merore nostra patria est. Timor et tremor muros circumdant. Inopia cives premit. Clerus utriusque ordinis propter futuram vastitatem ingemit.

Kommentar

In dem Brief an Remigius bezieht sich Gerbert auf seinen Besuch in Trier im Spätfrühling (Reg. 1013 c). Zu den Klagen über sein Befinden vgl. Reg. 1016c.; Vorarbeiten III. 138 f.; ‒ Lot, Carolingiens, 252ff.; Hugues Capet, 18f.; Kalckstein, Französ. Königtum, 410f. ‒ Zur Datierung der Vorgänge vgl. M. Uhlirz, Jbb. O. III. Exkurs VI. Zur Chronologie der Jahre 988‒990 ... Die Belagerungen von Laon, S. 461ff. ‒ Über Bruno von Langres vgl. Sackur, Cluniacenser 1, 260ff.; La Salle de Rochemaure, Gerbert, 259. ‒ Zur Bezeichnung „praedones”, unter denen wir die Plünderer der Reimser Kirche zu verstehen haben, vgl. Schlesinger, Landesherrschaft, 256; Reese, Niederlande, 63.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 1017m, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0989-11-00_2_0_2_3_0_310_1017m
(Abgerufen am 20.04.2024).