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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Feldzug gegen Böhmen und Elbslaven unter Führung des sechsjährigen Königs. Wahrscheinlich auch Teilnahme der Kaiserin Theophanu. Vormarsch der in Merseburg versammelten Streitkräfte vermutlich gegen den Egergraben oder am Nordrand des Erzgebirges, wo sie sich in Ausführung einer während der Osterfeier in Quedlinburg (Reg. 980/b) getroffenen Vereinbarung mit dem polnischen Heer treffen, das unter persönlicher Leitung des Herzogs Mieszko steht. Dieser leistet dem König den Lehenseid und übergibt ihm Geschenke, darunter ein Kamel. Gemeinsam ziehen die beiden Heere unter schweren Verwüstungen gegen Böhmen.

Überlieferung/Literatur

Thietmar IV c. 9, S. 140: In diebus illis (nach der Quedlinburger Osterfeier) Miseco semet ipsum regi dedit et cum muneribus aliis camelum ei presentavit et duas expediciones cum eo fecit; Ann. Hildesh., S. 24: Otto rex adhuc puerulus cum magno exercitu Saxonum venit in Sclaviam, ibique venit ad eum Misaco cum multitudine nimia, obtulitque ei unum camelum et alia xenia multa, et se ipsum etiam subdidit potestati illius; qui simul pergentes, devastaverunt totam terram illam incendiis et depopulationibus multis; Ann. Quedlinb. SS. 3, 67; Ann. Ottenbur. SS. 5, 3; Lamperti ann. 46: Otto rex puer Boemios vastavit, sed Misichonem cum muneribus obviam suscepit; Lettres de Gerbert, Nr. 91 (Havet) S. 83 f.: Clara indoles divae memoriae Ottonis Caesaris, pace inter duces ac principes redintegrata, proxima aestate legiones militum duxit in Sarmatas, quos ea lingua Guinidos dicunt, ibique sex et quadraginta urbes munitissimas sua praesentia ac militum robore cepit, diruit, atque vastavit.

Kommentar

Nach der Darstellung Thietmars ist Miesko allerdings zur Huldigung in Quedlinburg erschienen (Reg. 980/b), doch ist sein Eintritt in das Lehensverhältnis, ein Schritt, der zweifellos mit der Stellung eines deutschen Heeres für seinen Eroberungszug gegen Böhmen im Zusammenhang stand, erst nach Erfüllung der Zusage der vormundschaftlichen Regierung und dem Eintreffen der deutschen Streitkräfte erfolgt. Daß die Worte Thietmars wie auch der Hildesh. Ann. keine andere Deutung als die Herstellung eines Lehensverhältnisses zulassen, haben Brackmann, Baethgen und Sappok gegenüber dem Widerspruch der polnischen Historiker, vor allem Jedlickis nachdrücklich betont (vgl. Brackmann, Anfänge d. poln. Staates (Aufsätze) 156; Wikinger, 45 f.; Baethgen, Deutsch-poln. Bezieh. Altpreuß. Forsch. XIII. 2 ff.; Sappok, Posen 34). ‒ Besondere Verdienste um den erfolgreichen Verlauf des Feldzuges hatte auf deutscher Seite Markgraf Ekkehard von Meißen. Den Hauptgewinn trug Polen davon, das sich des Gebietes an der oberen Oder bemächtigen konnte, während sich das Deutsche Reich auf den Wiedererwerb der Mark Meißen und jener Gebiete, die 983 und 984 von den Elbslaven erobert worden waren, beschränkt hat. Möglicherweise ist auch Böhmen dem Markgrafen Ekkehard unterstellt worden. Zeißberg, Miseko, 19 f.; L. Giesebrecht, Wendische Gesch. I. 267 f.; Posse, Meißen, 18 ff.; Naegle, Kg. Böhmens 1/2. 383, Anm. 240 ff.; Schulze, Kolonisier., 74; Köster, staatl. Bezieh. 16; Kretschmann, Zusammensetzung d. dtsch. Streitkräfte, 47; Lukas, Dtsch. Politik, 49. ‒ Die Annalen und Gerbert heben die schweren Verwüstungen hervor, denen die Kriegsgebiete ausgesetzt waren. Die Bemerkung Gerberts über die Wiederherstellung des Friedens bezieht sich auf die Beendigung des Thronstreites und die Osterfeier zu Quedlinburg. ‒ Der zweite Feldzug, den Thietmar erwähnt, hat 987 stattgefunden (Reg. 996 a).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 983e, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0986-06-00_2_0_2_3_0_171_983e
(Abgerufen am 18.04.2024).