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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Tod König Lothars von Frankreich; an seinem Sterbebette weilen Erzbischof Adalbero und Gerbert, die sofort alle Maßnahmen ergreifen, um der Königinwitwe Hemma und ihrem Sohn Ludwig V. die Regierung zu sichern. Sie benachrichtigen sofort den Papst, zweifellos auch die Kaiserin Theophanu von dem Hinscheiden des Königs und senden Boten an die Marne zu den Verduner Gefangenen, die mit Ausnahme des Grafen Gotfried die Freiheit erlangen. ‒ Erzbischof Adalbero leitet die Trauerfeierlichkeiten und erscheint in der ihm als Erzkanzler Frankreichs gebührenden Stelle eines ersten Beraters der Königin, die mit ihrem Sohn Ludwig V. wahrscheinlich noch am gleichen Tag die Huldigung der französischen Großen empfängt.

Überlieferung/Literatur

Vgl. die ausführliche Krankengeschichte des Königs bei Richer III c. 109 (Latouche II) S. 140, die Quellen zu seinem Tod bei Lot, Carolingiens, 163, 164, Anm. 1.

Kommentar

Vgl. Kalckstein, Franz. Königtum, 374, Anm. 2; Bubnov, Sbornik pisem Gerberta II. 346 f.; La Salle de Rochemaure, Gerbert, 207. ‒ Erzbischof Adalbero sandte noch am Abend des 2. März einen Boten mit der von Gerbert verfaßten Todesnachricht nach Rom. Dieser nahm ein Privatschreiben Gerberts an seinen Freund, den römischen Diakon Stephan mit. Lettres, No. 71, S. 67 f.: Stephano diacono urbis Romae, data VI non. martias. Exequiis domni Loth. regis occupati, multa tibi quaerenti pauca rescripsimus. Lotharienses dudum capti omnes elapsi sunt praeter comitem God., de quo in brevi meliora spectantur. ‒ Dieser Diakon Stephan muß selbst lothringischer Herkunft gewesen sein und die führenden Persönlichkeiten gekannt haben. Vgl. Vorarbeiten III. ‒ Ferner berichtet Erzbischof Adalbero über den Wandel seiner Stellung in einem von Gerbert verfaßten Schreiben an den Erzbischof Egbert von Trier, Lettres, No. 73, S. 69 ... . quoniam sanctas petitiones pro nobis Deo optulistis, quam non inaniter eas effuderitis, testis est benivolentia dominae augustae nobis reddita VI n. mart., qua die gloriosissimus rex Francorum Loth., clarissimum sidus, mundo subtractus est. Is quem caruisse regali gratia putastis, a nulla familiaritate seclusus est. ‒ Die Lobpreisung des verstorbenen Königs ist wohl nur ironisch gemeint und das Schreiben läßt die tiefe Befriedigung erkennen, die der Erzbischof über den Tod seines Gegners empfunden hat. ‒ Lothar muß schon in den ersten Morgenstunden des 2. März verschieden sein; anders ist die Tatsache, daß Gerbert in Laon am Abend dieses Tages die Nachricht von der Freilassung der Lothringer erhalten hatte, nicht zu erklären, wenn wir nicht annehmen wollen, daß Erzbischof Adalbero schon am Vortag, als die Agonie begonnen hatte, seine Anordnungen getroffen und die Boten an die Marne gesendet habe. Sie hatten eine bedeutende Entfernung, 60‒60 km Luftlinie bis zum Abend zweimal zu durchmessen gehabt. Die Worte Gerberts „elapsi sunt” lassen die Möglichkeit zu, daß die Gefangenen unter wohlwollender Duldung ihrer Wächter, der Grafen Odo und Heribert, entkommen sind. Gotfried von Verdun hat erst nach mehr als einem Jahr, am 17. Juni 987, die Freiheit erlangt. Vgl. Reg. 995 e ‒ Vorarbeiten III. ‒ Die Eidesleistung erwähnt die Königin Hemma in ihrem Schreiben an ihre Mutter, die Kaiserin Adelheid. Vgl. Reg. 979 d. ‒ Hemma stammte aus der ersten Ehe Adelheids mit König Lothar von Italien.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 979Ic, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0986-03-00_1_0_2_3_0_159_979Ic
(Abgerufen am 24.04.2024).