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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Aussöhnung Heinrichs des Zänkers mit den Kaiserinnen Adelheid und Theophanu. Er demütigt sich vor den versammelten Großen und dem Volke, bekennt sein Vergehen, gibt seiner Reue Ausdruck und erbittet Gnade. Darauf wird ihm Verzeihung zuteil, er wird wieder in den Reichsfürstenstand erhoben. Eine Vereinbarung kommt zustande, nach der er sein Herzogtum Bayern wieder erhalten soll, dessen bisheriger Inhaber, Heinrich der Jüngere, sich mit Kärnten, Friaul und der Mark Verona begnügen muß. Nach dessen Tode sollen diese Gebiete wieder mit Bayern vereinigt werden. Darauf huldigt Heinrich der Zänker dem König und gelobt ihm Treue. Um die Herstellung des Friedens hat sich ein Graf Hermann besondere Verdienste erworben.

Überlieferung/Literatur

Ann. Quedlinburg. SS. 2, 67: Veniente in Frankanafurd rege infante tertio Othone, ibidem et ipse adveniens (sc. Heinricus) humiliavit se iuste, quo poenam evaderet elationis iniuste, regique puerulo, quem orbatum captivaverat, cuius regnum tyrannice invaserat, praesentibus dominis imperialibus, quas regni cura penes, avia, matre et amita regis eiusdem infantis, humilis habitu, humilis et actu, totius in aspectu populi, ambabus in unum complicatis manibus, militem se et vera ulterius fide militaturum tradere non erubuit, nil paciscendo nisi vitam nil orando nisi gratiam. At dominae, quarum, ut diximus cura regnum regisque regebatur infantia, tanti viri summissa deditione admodum gratulabundae ... digno eum honore susceptum, gratia fideli donatum, ductoria itidem dignitate sublimatum, deinde non tantum inter amicos, sed etiam, amicissimos, uti ius propinquitatis exigebat, debito dilectionis venerantur affectu. ‒ Thietmar IV c. 8, S. 140: ...magna sedicio, qua Herimanni comitis consilio postmodum finita, regis gratiam in Francanafordi et ducatum dedicius promeruit.

Kommentar

Das Datum der Frankfurter Zusammenkunft kann nach den Urkunden des Königs und den Angaben der Briefe Gerberts annähernd bestimmt werden. Der königliche Hof befand sich nachweisbar (DD. O. III., 14 u. 15) vom 26. Juni bis zum 2. Juli in Frankfurt. Da die letzte Urkunde vor dem Frankfurter Aufenthalt D 12 in Duisburg am 29. April (Reg. 969) ausgestellt worden ist, kann der König auch schon vor Mitte Mai in Frankfurt eingetroffen sein. Doch erwähnt ein Brief Gerberts (No. 59, S. 57 f.) an eine führende Persönlichkeit in der Umgebung Theophanus, der bald nach dem 18. Juni geschrieben wurde, die Frankfurter Zusammenkunft als ein gleichzeitiges oder unmittelbar bevorstehendes Ereignis (Reg. 969 i), so daß wir die Zeit um den 20. Juni annehmen dürfen. Länger dürfen wir die Frist wegen der Abreise der Kaiserin Adelheid nach Italien (Reg. 972 a) nicht erstrecken. Die irrige, in der Literatur verbreitete Ansicht, daß die Frankfurter Tagung Anfang 985 stattgefunden habe, findet sich schon in Richter-Kohl, Annalen III./1, 147. ‒ Der Frankfurter Zusammenkunft kam zweifellos die größte Bedeutung für die Herstellung des Friedens zu; die Kaiserinnen hatten allerdings sehr weitgehendes Entgegenkommen bewiesen und es waren zweifellos große Schwierigkeiten zu überwinden gewesen, bis es gelungen war, Heinrich den Jüngeren zum Verzicht auf das Herzogtum Bayern zu bewegen. Wer der Graf Hermann war, der an dem Zustandekommen des Friedens entscheidenden Anteil hatte, ist nicht mit Bestimmtheit festzustellen. Es kommen drei Persönlichkeiten in Betracht, ein Graf Hermann, der Bruder Arnulfs, eines Mitgliedes der königlichen Kapelle; sie stammten aus vornehmster bayrischer Familie (Ann. Quedlinb. ad a. 996 a. a. O. S. 73). Arnulf gehörte später zu dem engeren Freundeskreis Ottos III. und wurde 996 zum Bischof von Halberstadt erhoben. Reg. 1214 a. ‒ Riezler (Gesch. Bayerns 1 2 571) hatte schon die Vermutung ausgesprochen, daß der von Thietmar erwähnte Graf Hermann ein Sohn Herzog Arnulfs gewesen sei. Darauf würde auch der Name des Kapellans hinweisen. Vgl. über diesen Görlitz, Hofkapelle, 104. ‒ Dieser Graf Hermann ist am 1. Juni 1007 gestorben und seine Leiche wurde im Kreuzgang des Halberstädter Klosters beigesetzt. ‒ Ann. Quedlinb. ad a 1007, S. 79; Gesta epp. Halberstadt, SS. XXIII. 90. ‒ Holtzmann (Thietmar, S. 140, Anm. 3) und Bollnow (Grafen von Werl, 10, 45 f., 94 f.) sind jedoch geneigt, an Hermann I. Grafen im Engerngau und Stammvater der Grafen von Werl zu denken. Dafür, daß Thietmar eine in Sachsen wohlbekannte Persönlichkeit meinte, spricht, daß er den „comes Herimannus” ohne nähere Bezeichnung anführt und von dem Leser eine nähere Bekanntschaft voraussetzt. Vgl. auch Klocke, Grafen von Werl, 72 ff. ‒ Brandenburg, Probleme um Gisela 8 f. ‒ Immerhin könnte auch der sehr angesehene Graf Hermann vom Zülpich-, Aval- und Bonngau, der 989 Pfalzgraf wurde, die Vermittlung ausgeübt haben. Er war der Sohn des am Niederrhein begüterten Grafen Ehrenfried und der Richwara. Der älteste Sohn Hermanns aus seiner Ehe mit Heylwig, Ehrenfried-Ezzo vermählte sich um 993 mit der Schwester Ottos III. Mathilde. Reg. 1081 a. Vgl. Witte, Genealog. Untersuch. 334 ff.; Kimpen, Ezzonen und Heziliniden, 1 ff.; Vanderkindere, Formation territoriale, II. 249 ff.; Schmitz, lothringische Pfalzgrafen, 5 ff.; Parisot, Haute-Lorraine, 170, Anm. 4.; Aubin, Landeshoheit 32 ff, 35, 167; Kloß, Grafschaftsgerüst, 101 ff.; Kraft, Wormsgau, 19 f.; Gerstner, Pfalzgrafschaft, 6, 14 ff. ‒ Die Ansicht von Wilmans (Jbb. O. III. 31 u. Anm. 3), daß die in dem Prolog der Acta S. Christophori Walters von Speyer genannten Herren Liufred, Benzo und Friedrich sich an dem Thronstreit beteiligt und zu Aachen unterworfen hätten, beruht auf einem Irrtum. Sie waren keine fränkischen Grafen, sondern Salzburger Domherrn. Der Prolog wurde erst nach 987 verfaßt. Vgl. K. Strecker in Poetae latini V/1, S. 1 ff., 10. ‒ Über den Grafen Hermann vgl. noch Reindel, Luitpoldinger, 249.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 969l, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0985-06-20_1_0_2_3_0_127_969l
(Abgerufen am 28.03.2024).