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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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König Lothar wendet sich gegen Niederlothringen und bedroht Cambrai. Schwere Kriegsschäden bis zum Rhein und zur Mosel, wahrscheinlich auch Brand von St. Quentin. Doch erlahmt seine Angriffskraft, offenbar weil er nicht die erwartete Unterstützung bei den lothringischen Großen findet. So gewährt er dem Bischof Rothard die Bitte, Cambrai zu schonen, bis Lüttich und ein Teil der lothringischen Großen bezwungen sein würden. Darauf kehrt er nach Laon zurück und entläßt sein Heer gegen das Versprechen, sofort wieder zu den Fahnen zu eilen, wenn er es verlangen würde.

Überlieferung/Literatur

Gesta pontif. Cameracensium I c. 105, SS. 7, 445: Dein quoque episcopatum Cameracensium se occupaturum esse minatur. Qua in re Rothardus pontifex haud mediocri terrore commotus, sapientissimo tamen consilio usus, regem humiliter aggreditur, et in tantum eius gratiam molli prece mercatur, ut prius urbe Leodecensium capta, priusque aliquantis principum Lothariensium subiugatis, ipse quoque postmodum absque difficultate subiceretur. Pace itaque impetrata, spe tamen suspensa, interim quievit, dum Domino adiuvante puerum captum imperatoris filium sui principes de manu tenentis cum virtute extorserint et in iure paterno locaverint; Ann. S. Quintini, SS. 16, 508 ad a. 984.: Hoc anno maior pars castri Sancti Quintini incensa est; Jocundi translatio et miracula S. Servatii c. 33, SS. 12, 103: ... principes vestri omnia illicita sibi licere putantes, aliena et maxime ecclesiarum sanctorum diripiebant bona. Unde quidam ex his, qui circa Renum habitant, potens valde et dives, easdem possessiones beati Servatii invasit ... et quos invenit colonos eiecit.

Kommentar

Die Verhandlungen Bischof Rothards mit König Lothar haben zweifellos zu einem Zeitpunkt stattgefunden, als noch keine Nachricht von der Übergabe Ottos III. an die Kaiserinnen durch Herzog Heinrich eingetroffen war. ‒ Jocundus scheint die Ereignisse von 984 und 1003 zusammengezogen haben. Der sehr mächtige Angreifer, der die Güter des heil. Servatius zwischen Mosel und Rhein verwüstete, den er nicht wagt, mit Namen zu nennen, dürfte nach D 119 Erzbischof Egbert von Trier gewesen sein. Servatius ist der einzige namentlich genannte Bischof von Tongern gewesen, dessen Verehrung mit der Übertragung dieses Bistums nach Lüttich um 720 von diesem übernommen worden war. Es kann sich jedoch auch um Besitzungen des Servatiusklosters in Maastricht gehandelt haben (vgl. D O. III: 119; Reg. 1087). ‒ Ob die Entlassung des Heeres durch Lothar aus eigenem Antrieb erfolgte oder durch die Kriegsmüdigkeit der Truppen ausgelöst wurde, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden. Daß der König den Mannschaften das Versprechen abnahm, seinem Rufe zu folgen, wenn es wieder zum Krieg kommen würde, läßt vermuten, daß ihre Verabschiedung eine erzwungene war. ‒ Goerz, Mittelrhein. Reg. I, Nr. 1087, S. 311.

Nachträge

Nachträge (1)

Nachtrag von Thomas Strobel, eingereicht am 05.01.2012.

Der Kommentar ist zumindest noch einmal zu überlegen, jedenfalls soweit es Iocundus betrifft. Die Stelle bei Iocundus ist höchst problematisch, denn hier werden Ereignisse geschildert, die so nicht stattgefunden haben können. Ich beziehe mich auf die Kap. 33 ff. und auf Wilhelm, Gesta Servatii, Cap. 25 f. Beide stimmen weitgehend überein. Obwohl Iocundus gerne Ereignisse verschmilzt, ist dies hier nicht der Fall. Aus den Texten ergibt sich eindeutig die zeitliche Bestimmung nach dem Tod Ottos III., also 1002. Es liegt ein Irrtum der Editoren vor. Auch der Ort ist eindeutig bestimmbar, es ist Güls bei Koblenz, bei Wilhelm auch genannt, und der Beatusberg. Nun kommt aber das Problem! Der Text des Iocundus wird allgemein in die Zeit um 1088 datiert, weil dieses Jahr im letzten Kapitel erwähnt wird. Dieser Besitz bei Koblenz gelangte aber erst 1126 an das Servatiusstift von Maastricht (Reg. Imp. IV, 1, 1 n. 114). Auch das Kloster wird erst nach 1150 erstmals erwähnt. Eine Lösung dafür habe ich auch nicht. Mir scheint Iocundus an dieser Stelle später manipuliert worden zu sein, aber sicher bin ich nicht und ich bin kein Philologe sondern Kunstgeschichtler.

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 956o2, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0984-06-00_4_0_2_3_0_64_956o2
(Abgerufen am 28.03.2024).