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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,3

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Nach dem Tode Ottos II. bricht in Rom große Verwirrung aus. Die den Ottonen feindlichen Gewalten beginnen, die Macht an sich zu reißen, so daß Papst Johann XIV. sich nur mit Mühe behaupten kann. In Oberitalien erheben sich gleichfalls die der deutschen Herrschaft abgeneigten „secundi milites” zu gefährlichem Widerstand gegen die von Otto II. eingesetzten Kirchenfürsten, so vor allem gegen den Abt von Bobbio, Gerbert von Aurillac. Der bisherige Günstling des Kaiserpaares, Bischof Dietrich von Metz, tritt nach heftigem Zwist von Rom aus die Heimreise an. Auch die übrigen am Hoflager weilenden Bischöfe, wahrscheinlich Notger von Lüttich, vielleicht auch Rethar von Paderborn, Hugo von Würzburg und die Mitglieder der deutschen Kanzlei kehren nach Deutschland zurück. Die Kaiserin begibt sich etwa Mitte Dezember mit kleinem Gefolge, in dem sich ihre Freundin Imiza und ihr Ratgeber Rotbertus, vermutlich auch ihre Schwägerin, die Äbtissin Mathilde von Quedlinburg, befinden, nach Pavia, wo sie um Weihnachten mit der Kaiserin-Mutter Adelheid zusammentrifft.

Überlieferung/Literatur

Lettres de Gerbert, No. 14 (Havet) S. 11: Beatissimo papae Johanni, G. solo nomine officii Ebobiensis caenobii abbas. ‒ Quo me vertam, pater patriae? sedem apostolicam si appello, irrideor, nec ad vos propter hostes est veniendi facultas, nec de Italia egrediendi libera potestas. Morari difficile, quoniam nec in monasterio nec extra quicquam nobis relictum est praeter virgam pastoralem et apostolicam benedictionem. ‒ No. 16, S. 12 f.: An Gerald, Abt von Aurillac: Occidit, occidit, mi pater, status aecclesiarum Dei. Res publica periit, sanctuarium Dei pervaditur, populus praeda fit hostium. Consule, pater, quo me praevertam. Milites mei quidem arma sumere, castra munire parati. Sed quae spes sine rectore patriae, cum fidem, mores, animos quorundam Italorum pernoscamus? ‒ Thietmar IV c. 1, S. 130: ... domna inperatrix Theuphano, tercii mater Ottonis et, pro dolor! in hoc ordine ultimi, novitate diri vulneris et unici absencia filii perculsa, ad Ethelheidam inperatricem Papiam civitatem veniens, magno succipitur luctu caritativoque lenitur solatio.

Kommentar

Zu diesen Briefen Gerberts vgl. M. Uhlirz, Bobbio, Zs. Steierm. 26, 31 ff.; Stud. Gerbert I. AUF. XI, 397, 402 f, 409 f. ‒ Dagegen vgl. Pivec, Briefsammlung Gerberts, MIÖG 49, 35f. ‒ Vgl. ferner M. Uhlirz, Italienische Kirchenpol. d. Ottonen, MIÖG 48, 253f. ‒ Zur Haltung Dietrichs von Metz vgl. Jbb. O. III. S. 15f. ‒ Rethar dürfte im Laufe des Sommers 983 von Otto II. zum Bischof von Paderborn erhoben worden sein, Hugo, ein Mitglied der kaiserlichen Kapelle, hatte wahrscheinlich im Herbst als Nachfolger Poppos das Bistum Würzburg erhalten; vermutlich weilten beide noch längere Zeit am Hoflager des Kaisers. Über Hugo, der mit Gerbert befreundet war, vgl. Lettres No. 12, S. 9; Jbb. O. II. 202, Anm. 43. ‒ Beck, Würzburg (1937), 119 ff., 127 ff. ‒ Da sich der junge König und Erzkanzler Willigis in Deutschland befanden, ist die Rückkehr des deutschen Kanzleipersonals selbstverständlich. ‒ Die Abreise der Kaiserin aus Rom muß sehr bald nach dem Tode Ottos II. erfolgt sein. Schon während seiner schweren Erkrankung hatte die Unsicherheit so zugenommen, daß Gerbert die Gefahr einer Reise nach Rom scheute (Brief an Papst Johann XIV, No. 23, S. 19, ... Qua spe vos adeundi periculum faciam ...), und Mitte Dezember hatten sich schon überall die Gegner erhoben. Nach dem Bericht Thietmars müßte Theophanu zu Beginn des Jahres 984, also zu Weihnachten 983 in Pavia angekommen sein; dem entspricht ebenfalls Mitte Dezember für ihre Abreise aus Rom, ‒ Der späte Ansatz der Abreise Theophanus ‒ Frühjahr bzw. Sommer 984 ‒ von Giesebrecht (Kaiserzeit I5, 624) und Kehr (Urkunden O. III. 53) ist nicht zu rechtfertigen. ‒ Imiza wird ebenso wie Rotbertus in mehreren Briefen Gerberts genannt. Lettres No. 14, S. 11; No. 22, S. 17 f; No. 37, S. 35; vgl. Vorarbeiten III; Reg. 1009d. ‒ Nach ihrem Namen kann I. sowohl röm. wie deutsch. Herkunft gewesen sein. Ein angesehener Adeliger Roms zur Zeit Ottos I. führte den Namen Stephanus de Imiza und sein Geschlecht bestand noch im 11. Jh. Vgl. Liutprand, Hist. Ottonis, 166; Reg. di Farfa Nr. 939; Kolberg, Lobgedicht, Zs. Ermland VII, 339; M. Uhlirz, Stud. z. Gerbert II. AUF. 13. 450 f., A. 6. ‒ Doch ist der Name Imiza auch die deutsche Koseform für Irmintrud, Irmingard und erscheint besonders häufig in den Familien der Grafen von Luxemburg und Gotfrieds I., des Herzogs von Niederlothringen (* 959), dessen Enkeltochter, die Mutter des Grafen Otto von Hammerstein, Imiza geheißen hat (Hirsch, Jbb. H. II. 3. Bd. 72 ff.; Keßler, Eheprozeß Ottos von Hammerstein (1923), 7, 10 ff.; Stark, Kosenamen (1868), 63). Sie war mit dem Grafen Heribert, dem Bruder Herzog Konrads von Schwaben vermählt und die nahen Beziehungen dieses Geschlechtes zu dem ottonischen Hause lassen die Vermutung begründet erscheinen, daß sie jene einflußreiche Freundin Theophanus gewesen sei. Es ist aber auch möglich, daß es sich hier um Irmintrud, eine Tochter des Grafen Megingoz, des am kaiserlichen Hofe hochangesehenen Stifters des Klosters Vilich, eines Verwandten der Liudolfinger und Schwagers Gotfrieds von Verdun gehandelt hat. ‒ Vgl. Schenk zu Schweinsberg. Genealog. Stud. Arch. hess. Gesch. NF. 3 (1902), 349 ff.; Kimpen, Rhein. Anf. Habsburg-Lothringens, Annal. Niederrhein 123 (1933) 31 ff. u. Stammtaf. I. u. II; Vannérus, Dynastie Luxemb. Rev. Belge. XXV. (1946/47), 834, Anm. 3.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,3 n. 956s, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0983-12-07_1_0_2_3_0_18_956s
(Abgerufen am 19.03.2024).