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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Benedikt (VII.) empfängt den Grafen Eilbert (von Ribemont) und den iroschottischen Mönch Forannan, der, obwohl zum Erzbischof von Armagh (in civitate, quae ... Domnachor nuncupatur, quae est metropolis totius Hiberniae) gewählt, wegen einer Engelsvision mit zwölf Gefährten Irland verlassen und sich in dem vom Grafen wiederhergestellten Kloster Waulsort (D. Lüttich) niedergelassen hat. Der Papst und der anwesende (römische) Klerus billigen dieses Vorgehen, doch wird dem Forannan geraten, sich zur Erlernung der monastischen Regeln eine Zeitlang nach Gorze (ad monasterium ... quod nuncupatur Gorzia) zu begeben. Weiters wird dem Papst von der durch Bischof Dietrich (I.) von Metz erfolgten Erwerbung des ehemaligen Nonnenklosters Hastière (Hasteria) (bei Namur) für Waulsort berichtet und über die Einsetzung von vier Klerikern an diesem Orte. Auf Bitten Eilberts und Forannans sowie auf Intervention des Kaisers (Otto II.) nimmt der Papst mit Konsens der römischen Kurie durch eine Urkunde (n. 551) Waulsort in seinen Schutz (in protectione) und bestimmt, daß Hastière für alle Zeiten Waulsort unterstellt bleiben solle. Er bedroht Verletzung dieser Konstitution mit einer nur durch den Papst lösbaren Exkommunikation. Die Leitung des Klosters Waulsort wird dem in seiner erzbischöflichen Würde bestätigten Forannan übertragen.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Robert v. Waulsort, Vita Forannani 1 (AASS. Apr. III 809); Hist. Walciodorensis monasterii 22 (MGSS. XIV 514). Reg.:Lit.: Sackur, Rechtsstreit 314 ff.; L. Lahaye, Étude sur l'abbaye de Waulsort, de l'Ordre de Saint-Benoît (Bulletin de la société d'art et d'histoire du diocèse de Liege 5/1889, 223 f.); M. Coens, L'étole de Saint Forannan, abbé de Waulsort, et la rage (Subsidia Hagiographica 37/1963, 94‒100).

Kommentar

Über die legendenhafte Vita Forannani vgl. Despy, Charles de l'abbaye de Waulsort 52 ff., über die Hist. Walciodorensis Despy 58 ff. Beide Quellen stammen aus dem 12. Jh., letztere schon aus der Zeit des Streites um Hastière. Während die Vita nur über den Besuch Eilberts und Forannans bei Benedikt VII. und über die Verweisung Forannans nach Gorze berichtet, geht die Hist. ausführlich auf das Papstprivileg (n. 551) ein, das eine den Bericht der Vita von der Romreise Forannans ausgestaltende Fälschung ist, und entwickelt die Legende weiter. Wegen der Datierung der angeblichen Papsturkunde muß der Romaufenthalt Forannans auf Ende Okt. 976 datiert werden. Das Papstprivileg wird außer in dem n. 551 erwähnten Diplom Kaiser Lothars noch in einem Brief Wibalds von Stablo aus dem Jahre 1150 (vgl. Despy 45), in einer falschen Urkunde Eilberts vom Jahre 946 (Despy 327), im Diplom Konrads III. von 1151 (Despy 358, MG. DK. III 437 n. 251), in Urkunden der Päpste Eugen III. von 1152 und Hadrian IV. von 1155 (Despy 360 u. 367), in einer Fälschung auf den Namen Clemens' III. von 1189 (Despy 415; vgl. irrig JL. *3814) in der Cont. der Hist. Walciodorensis 3 (MGSS. XIV 534), in Urkunden des Bischofs Bertram von Metz aus der Zeit von 1202 und 1205 (J. Barbier, Documents concernant les monastères de Waulsort et d'Hastière, Analecta pour servir à l'histoire ecclésiastique de la Belgique 16/1879, 45 sowie Martène-Durand, Coll. I 1063 u. 1065) sowie in einem Privileg Papst Innzenz' III. vom Jahre 1204 (Barbier 48) erwähnt, welches die Unterstellung von Hastière unter Waulsort bestätigte. Über den Streit, ob Hastière ein selbständiges Kloster oder bloß ein Priorat von Waulsort sei, vgl. Sackur. Über die Unterstellung von Hastière unter Waulsort vgl. die Urkunde Ottos des Großen vom 16. Dez. 969 (Böhmer-Ottenthal n. 505 und Despy 329 sowie dazu D. Misonne, Le diplôme de l'empereur Otton Ier relatif à Waulsort et Hastière, Arch. f. Dipl. 9‒10/1963‒64, 42‒52). Über Eilbert, der angeblich Graf von Florennes und Herr von Waulsort gewesen sein soll, 976 aber längst tot war, vgl. n. 245 und Despy 176 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. F550, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0976-10-00_1_0_2_5_0_580_F550
(Abgerufen am 28.03.2024).