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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Johannes XIII. empfängt den vom Kaiser Otto (I.) nach Rom geschickten früheren russischen Missionsbischof Adalbert, läßt sich vor der Confessio Petri die Konsensbriefe des Erzbischofs Hatto (II.) von Mainz, des Bischofs Hildeward von Halberstadt und der übrigen (Mainzer) Provinzialbischöfe zur Gründung eines Erzbistums in Magdeburg für die neubekehrten Slawen östlich von Elbe und Saale verlesen, bestätigt gemäß kaiserlichen Wünschen die Abtretungen Halberstadts an Magdeburg und die Magdeburger Diözesangrenzen in Sachsen, ordiniert Adalbert zum Erzbischof, verleiht ihm das Pallium nebst einigen Privilegien (n. 450, n. 451 u. n. 452) und sendet ihn dann in Begleitung seiner Legaten, des römischen Bibliothekars und Bischofs (von Silva Candida) Wido und des Kardinals Benedikt, über den Kaiserhof zur Inthronisation nach Magdeburg.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 450; MG. DO. I n. 365 (= n. 453); MG. DO. I n. 366 (Israel-Möllenberg, UB. Magdeburg 97); MG. DO. II n. 93 u. 207 (Böhmer-Mikoletzky n. 674 u. 799); n. 599, n. 600, n. 738; Thietmar v. Merseburg, Chr. II 22 (MGSS. N. S. IX 64); Ann. Saxo 968 (MGSS. VI 622); Gesta archiep. Magdeburgensium 9 f. (MGSS. XIV 381 f.); Ann. Magdeburgenses 970 (MGSS. XVI 150). Reg.: Böhmer-Ottenthal n. 485 a; Boye, QuKat. 58; GP. IV/4, 78 n. *73. Lit.: Dümmler, Otto der Große 449; Uhlirz, Gesch. Magdeburg 57 f.; Kehr, Erzbistum Magdeburg 17 ff.; Kirchberg, Kaiseridee und Mission 39 ff.; Hauck, Kirchengesch. III 128 f.; Brackmann, Aufsätze 145 ff.; Rörig, Kaiserpolitik 213 ff.; Baethgen, Mediaevalia 56 f.; Lintzel, Schriften II 181 ff.; Holtzmann, Kaiserzeit 219; Schlesinger, Kirchengesch. Sachsens I 29 ff.; Quiter, Magdeburg 151 ff.; Zimmermann, Dunkle Jh. 161; Claude, Gesch. Magdeburg I 85 ff.; Tüchle, Romfahrten 100 f.; O. Engels, Die Gründung der Kirchenprovinz Magdeburg und die Ravennater Synode von 968 (AHC. 7/1976, 136‒158).

Kommentar

Die Datierung der Ereignisse in die Zeit um den 18. Okt. 968 ergibt sich aus den damals dem Erzbischof ausgestellten Papsturkunden, besonders aus n. 450. Laut den Ann. Magdeburgenses fand die Ordination Adalberts am Tage der Palliumverleihung statt. Die genannten Quellen berichten nur je über einen Teil der Ereignisse. Nur in den Gesta und in den Ann. Magdeburgenses finden sich die Nachrichten über den Empfang Adalberts in Rom und über die Entsendung der Legaten; vgl. zu letzterem auch Engelmann, Legaten 98 f. In n. 450 wird die Verlesung der Konsensbriefe erwähnt (confratres Hatto sanctę Magunciensis ęcclesię archiepiscopus et Hildiuuardus Halberstatensis ęcclesię episcopus et comprovinciales episcopi sicut per consentaneas et petitorias litteras ab ipsis propriis manibus roboratas, quę in presentia ante corpus nostra beati Petri apostoli relectę sunt, didicimus, in predicta Magadaburg civitate archiepiscopalem sedem privilegio apostolicę sedis statui ordinaverunt, quę ultra Albiam et Salam in congruentibus locis subiectos episcopos, qui nunc ordinati sunt et ordinandi futuris post temporibus erunt, habeat ... ne per invidiam fidei tanta Slauorum plebs Deo noviter acquisita callidi hostis ... rapiatur insidiis). Aus dem Zitat ergibt sich eine genaue Ortsangabe für die Ereignisse. Daß der Einfluß des Kaisers bei Bestellung Adalberts maßgebend war, zeigen die genannten Kaiserdiplome, wenn auch in n. 450 wohl im Hinblick auf die Kanonizität des Aktes von Bitten des Magdeburger Klerus und Volkes gesprochen wird. Laut Thietmar hatte der Kaiser Adalbert auctoritate papae zum Erzbischof promoviert. Dieser war damals Abt von Weißenburg. Seine Missionstätigkeit in Rußland, die in n. 738 besonders hervorgehoben wird (Athelbertum episcopum in primis Rugorum provincię destinatum, non sua ignavia, sed illorum nequitia depulsum), fällt in die Jahre 961/962. Vgl. über ihn auch Schäfers Magdeburger Erzbischöfe 15 f., Fleckenstein, Hofkapelle n 37 f. u. jüngst H. Frin, Die Herkunft Adalberts, des ersten Erzbischofs von Magdeburg (Jb. für fränk. Landesforsch. 54/1994, 339 ff.). Zur wissenschaftlichen Diskussion über die Ereignisse vgl. die zitierte Literatur. Fraglich ist vor allem, ob die östliche Abgrenzung des Erzbistums (vgl. n. 450 u. 304) ganz den Wünschen des Kaisers entsprochen hat. Über die Bestätigung der Halberstädter Abtretungen erfährt man aus n. 599, u. zw. in einer Art, die das Überwiegen des Kaiserwillens deutlich macht: tantum de parrochia Haluerstatensi teneant, quantum decessor noster papa Johannes, Ottone imperatoris nostri spiritualis filii patre dictante, diligens inquisitor ascripserat; vgl. auch n. 600: ut parrochiam suam in Saxonia his limitibus conclusam sine contradictione cuiusquam teneat, quibus eam Johannes papa noster antecessor provida deliberatione distinxerit. Dem Papste dürfte bei der Bestätigung die Ravennater Synodalurkunde von Anfang Okt. 968, die sogenannte Narratio (vgl. n. 446), vorgelegen sein, welche die Gebietsabtretungen aufzählt.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 449, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0968-10-00_1_0_2_5_0_475_449
(Abgerufen am 16.04.2024).