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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Johannes (XII.) bestätigt dem Abt Paulus (II.) von San Vincenzo am Volturno (Paulo venerabili abbati ex monasterio sancti Christi martyris Uincentii, situm super fontem Vulturni fluminis, partibus Samnie, territorio Beneuentano) (D. Isernia) wunschgemäß für sein Kloster und dessen Besitzungen, darunter auch genannten Tochterklöstern, die Unterstellung unter die alleinige päpstliche Jurisdiktion (sub iurisdicione sancte nostre, cui Deo auctore deservimus ecclesie ... nullius alterius ecclesie iurisdicionibus submittantur), erlaubt die Einholung aller Weihen und des Chrismas von jedem beliebigen Bischof; verbietet den Bischöfen, Abt und Klosterangehörige vor seine Synoden zu zitieren, zu richten oder zu exkommunizieren; erlaubt die Aufnahme von Klerikern in das Kloster; untersagt die Ausübung bischöflicher Funktionen im Klostergebiet ohne Erlaubnis des Abtes; erläßt Alienationsverbot; verleiht das Recht der freien Abtwahl und überträgt dem Abte die Jurisdiktion über die Mönche und über das ihm unterstellte Nonnenkloster. ‒ Cum magna nobis sollicitudinis cura ... Scr. pm. Benedicti scrin. SRE. in men. Jul., ind. V., in ss. sede b. Petri apost. VII. a. pont. dom. Johannis.

Überlieferung/Literatur

Org.: Insert: Chr. Vulturnense IV (Federici, FSI. 59/1925,173). Erw.: Chr. Vulturnense I. u. IV (Federici, FSI. 58/1925, 33 u. 59/1925, 172). Drucke: Cocquelines, Bull. I 258; Migne, PL. 133, 1039; Tomassetti, Bull. I 409; Zimmermann, PUU. 289 n. † 156. Reg.: J. CCCLXIV; Pflugk-Harttung, Iter 92; JL. † 3696; IP. VIII 249 n. † 12; Santifaller, LD. 314; Santifaller, Elenco 291.

Kommentar

Zur kopialen Überlieferung, die durchwegs auf dem Chr. Vulturnense beruht, vgl. Kehr in GGN. 1903,91 und IP. VIII 249 n. † 3. Als Tochterklöster der Vinzenzabtei erscheinen St. Peter am Sabato bei Benevent, St. Maria in Luogosano (D. Avellino), St. Salvator in Alife, St. Maria in Pescina (D. Marsi), St. Maurus in Atina, St. Maria in Musano und St. Maria am Sangro (Territorium Penne). Die Urkunde folgt textlich weitgehend dem falschen Privileg Papst Stephans II. von (755 Juli) (IP. VIII. 247 n. † 3) bzw. der darauf beruhenden Urkunde Marinus' II. v. 944 (n. 178); vgl. dazu Kortüm, UrkSprache 248 ff. Federici möchte in der Nachfolge von Pflugk-Harttung die Urkunde dem Papste Johannes XV. zuschreiben und sie ins Jahr 992 datieren, da damals alle genannten Klöster zu San Vincenzo gehörten und damit ein Argument gegen die Echtheit wegfiele, während sich im Jahre 968 Abt Paul im Streit über St. Maria in Pescina nicht auf ein Privileg Johannes' XII. oder früherer Päpste berief bzw. berufen konnte, was immerhin sehr auffällig ist; vgl. dazu auch Federici in FSI. 59/1925, 57 Anm. 3. Bei einer Datierung der Urkunde ins Jahr 992 müßte allerdings der Name des das Privileg erhaltenden Abtes in Roffrid verbessert werden. Die angegebene Indiktion und das Pontifikatsjahr stimmen sowohl zum Jahre 992 als auch zum Jahre 962, und ein Notar Benedikt ist sowohl während des Pontifikates Johannes' XII. als auch Johannes' XV. bezeugt (vgl. Santifaller, Elenco 93 u. 112), doch scheint dieser Name aus der gefälschten Stephansurkunde in die merkwürdig verstümmelte Skriptumzeile übernommen worden zu sein. Eine Änderung der Datierung von 962 in 963, wie sie sich bei Migne, PL. 133, 1039 findet, ist unnötig. Zwar läßt das Chr. Vulturnense Abt Leo. den Vorgänger des Abtes Paul, erst Ende Sep. 962 sterben (vgl. Federici. FSI. 59/1925, 109), aber dieses Datum ist falsch berechnet, wie schon Muratori SS. I/2,447 feststellte. Zur Regierungszeit des Abtes Paul II. vgl. Federici im Bullet. stor. Ital. 57/1941,87. Während Federici durch die Zuschreibung der Urkunde an Johannes XV. deren Echtheit retten möchte, läßt die Abhängigkeit von Falsifikaten doch eher an eine Fälschung denken, zumindest in bezug auf die Besitzliste. Vgl. zur Verfälschungsthese auch H. Anton in MG. Schriften 33/III (1988) 129.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. †308, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0962-07-00_1_0_2_5_0_331_F308
(Abgerufen am 18.04.2024).