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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Agapit (II.) gibt bekannt (notum sit universis catholicae matris ecclesiae filiis tam praesentibus quam futuris), daß König Lothar von Frankreich um ein päpstliches Privileg für das Kloster Homblières (cellam in pago Viromandensi sitam, in honore beatae Dei genitricis et perpetuae virginis Mariae et sanctae Hunegundis virginis constructam) (D. Noyon) gebeten habe, das er selbst auf Rat seines Vaters, des Königs Ludwig (IV. von Frankreich), des Grafen Adalbert (I. von Vermandois) und des Eilbert (von Ribemont), der einst das Kloster als Lehen besaß, durch ein königliches Diplom fördern wolle. Dieser Bitte entsprechend, bestimmt der Papst, daß in Zukunft kein Laie das Kloster besitzen und dessen geistlicher und weltlicher Schutz nur mit Erlaubnis des Abtes ausgeübt werden solle. Er bestätigt die Gültigkeit der Benediktinerregel besonders für die Abtwahl sowie die Unterordnung von Abt und Konvent unter die ordentliche (bischöfliche) Jurisdiktion. Weiters werden dem Kloster genannte Besitzungen zugesprochen, darunter vor allem der Ort Homblières (Humolarias villa). ‒ Si sanctis petitionibus ...

Überlieferung/Literatur

Org.: Kop.: 1) 17. Jh., Paris Bibl. nat.: Ms. lat. 13911 fol. 13. 2‒3) 18. Jh., Laon Arch. départ.: H 588 fol 8v u. H 589 p. 15. Drucke: C. Hémeré, Augusta Virumanduorum vindicata et illustrata (Paris 1643) 95 (fragm.); Colliette, Mémoires I 563; Migne, PL. 133, 930 (fragm.); Misonne, Eilbert de Florennes 156; Zimmermann, PUU. 235 u. 132; Evergates-Constable, Chartulary 41 Reg.: J. 2819; JL. 3672; Santifaller, LD. 313. Lit.: Sackur, Cluniacenser I 189; Lesne, Hist. de la propriété II/2, 131 u. II/3, 99; Hirsch, Untersuchungen 411; Lohrmann, Kirchengut 64; Rathsack, Fälschungen 580f., Kortüm, UrkSprache 270 ff. u. 302f.

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Ramackers, PUU. in Frankreich IV 27 und Lohrmann, PUU. in Frankreich VII 122. Die Bitte des Königs wurde dem Papst anscheinend durch eine königliche Gesandtschaft überbracht (misit ad nos). Die von König Lothar dem Kloster gewährte Urkunde findet sich bei Halphen-Lot, Recueil 18 ediert, aber schon von Ludwig IV. wurde 949 ein Diplom zugunsten des Klosters ausgestellt (Prou-Lauer, Recueil 76). Aus ihm erfährt man, daß Eilbert (vgl. zu seiner Identifizierung A. Longnon in Romania 28/1909, 233 ff.) das Lehen Homblières dem Grafen Adalbert und dieser es dem König zurückgegeben hatte, damit hier das klösterliche Leben erneuert werden könne. Für die zeitliche Ansetzung des undatierten Papstprivilegs sind die Krönung Lothars am 12. Nov. 954 und der Tod des Papstes (n. 253) maßgebend. Die königlichen Boten erreichten Rom aber wohl kaum vor Anfang 955. In ihrer überlieferten Gestalt erscheint die Papsturkunde aus mehreren Gründen verdächtig. Sie hat das auffällige Protokoll: In nomine sanctae et inseparabilis trinitatis (vgl. Santifaller, Invokation 55 u. 98) Agapetus Christi adminiculante misericordia sanctae Romanae sedis antistes. Im Stile der Königsurkunden (vgl. dazu Breßlau in AUF. 6/1918, 28) wendet sie sich nach einer kurzen Arenga an alle Gläubigen, und die Sanktion ist auffällig weitschweifig, ruft die Hilfe Christi, der Maria, der Patriarchen, Propheten, des Petrus und aller Apostel und Christusjünger, der Märtyrer und Heiligen an, spricht von einer Exkommunikation cum assensu comprovincialium pontificum et huius sanctae sedis suffraganeis episcopis und endet mit maranatha fiat, fiat. König Ludwig IV. wird nicht, wie man erwartet, durch bonae memoriae oder ähnlich als verstorben gekennzeichnet. Bereits Anfang 956 hat auch Papst Johannes XII. ein fast gleichlautendes Privileg für das Kloster ausstellen lassen (n. 264), von dem auch Notar und Datar überliefert sind. Möglicherweise handelt es sich um einen Empfängerentwurf. Rathsack plädiert für Fälschung aufgrund von n. 264.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 245, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0955-00-00_2_0_2_5_0_266_245
(Abgerufen am 29.03.2024).