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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Agapit (II.) erhält durch den (von König Otto I.) zu ihm entsandten Abt Hadamar von Fulda ein Schreiben des Erzbischofs Bruno von Köln, worin dieser ihm seine Wahl mitteilt. Der Abt empfängt vom Papste das Pallium für den Erzbischof samt einem Privileg, das diesem den beliebigen Gebrauch des Pallium gestattet. In einem durch Hadamar dem König übersandten Schreiben erteilt der Papst diesem die Erlaubnis, nach eigenem Gutdünken Bistümer zu errichten.

Überlieferung/Literatur

Erw.: n. 249; Ruotger, Vita Brunonis 26 f. (MGSS. N. S. X. 26 ff.). Reg.: J. *2807; J. *2820; JL. *3658; JL. *3673; Böhmer-Ottenthal n. 240 n; Oediger, Reg. 125 n. 402; GP. VII/1, 47 n. * 108; Rhein. UB. II 164 n. 224. Lit.: Dümmler, Otto der Große 271; Fischer, Politiker 94 f.; Lübeck, Äbte von Fulda als Politiker 293 ff.; Holtzmann, Kaiserzeit 185; Thomas, Eb. Siegfried und die Tradition 376; Martí Bonet, concesión del palio 152 f.

Kommentar

Zur Datierung der Ereignisse vgl. auch n. 249. Daß der Erzbischof erst zwei Jahre nach seiner Erhebung in Rom um das Pallium bitten ließ, erklärt Oediger mit der Absicht, das kanonische Mindestalter für die Erlangung der Bischofswürde abwarten zu wollen, um so die Palliumverleihung nicht zu gefährden. Noch in JL. *3658 wird die Verleihung ins Jahr 954 datiert, doch ist die Entsendung Hadamars nach Rom durch n. 249 auf Sommer 955 fixiert. Der von ihm überbrachte Brief des Erzbischofs ist verloren (GP. VII/1, 47 n. *107) und nur durch die Vita bekannt (Bruno ... sinodicam suam epistolam per Hadamarum, venerabilem monasterii Fuldensis abbatem, Romam ad Agapitum, mire sanctitatis papam, direxit, in qua, cuius spiritus esset et quia pastor ab ovibus electus a Domino missus esset, innotuit). Demnach enthielt das Schreiben die Wahlanzeige und das bei der Erbittung des Pallium übliche Glaubensbekenntnis des Erzbischofs. Bei den Verhandlungen in Rom soll Bruno laut Ruotger vom Papst als concors et concivis apostolorum, princeps et propagator Domini preceptorum bezeichnet worden sein. Zur Vita vgl. F. Lotter, Die Vita Brunonis des Ruotger, ihre historiographische und ideengeschichtliche Stellung (1958). Auch über das Palliumprivileg des Papstes erfährt man nur aus der Vita, die in freier Form wohl die üblichen Mahnungen wiedergibt. Anklänge an das gebräuchliche Formular der Palliumurkunden begegnen allerdings nicht. Die wichtigste Bestimmung des Privilegs kleidet Ruotger in die Worte: privilegium apostolicae sublimitatis auctoritate traditum, quo et eodem pallio preter consuetudinem sacerdos Domini, quoties vellet, indui permissus et concessis omnibus, quę petebantur, ipse pro magnitudine virtutis et sapientię in participatum eius operis et prope in consessum tantã dignitatis admissus est. Vgl. zur Palliumverleihung auch Hacke, Palliumverleihungen 143 und Beumann, Kaisertum Ottos 34. Laut der Vita soll Hadamar aus Rom auch Reliquien des Märtyrers Pantaleon nach Köln gebracht haben, die hier beigesetzt wurden (GP. VII/1, 47 n. *107 u. 176 n. *1). Von einer Erwerbung durch den Papst verlautet aber nichts. Vgl. nur n. 358. Der Zweck der Sendung Hadamars nach Rom war laut der Vita nur die Einholung des Pallium. Aus n. 249 ergibt sich aber, daß Hadamar damals auch im Auftrag Ottos I. mit dem Papst über die Einrichtung von neuen deutschen Bistümern verhandelt, d. h. über die Gründung des Erzbistums Magdeburg bzw. die Verlegung des Bistums Halberstadt nach Magdeburg. Vgl. dazu auch Brackmann, Aufsätze 143 und Schlesinger, Kirchengesch. I 23; Quiter, Magdeburg 52 ff.; Claude, Gesch. Magdeburg 88. Gegen diese Pläne wird in n. 249 polemisiert und dabei auch die Legation des Abtes von Fulda und das von ihm aus Rom mitgebrachte, heute verlorene Papstschreiben an Otto in äußerst negativer Art erwähnt: quis a falsis prophetis, Romam veniens in vestimentis ovium, intrinsecus autem rapax lupus, auro gemmisque farcitus, inde rediens iactatur, se domi ferre nescio cuius munere tot pallia, quot velit, empta centum libris ‒ quod absonum mihi a vestra apostolica maiestate posse fieri videtur ‒ ferens apostolicas epistolas, habentes, apostolica maiestate licitum fore regi episcopia ita ordinare, quo sibi placeat. Vgl. auch GP. IV/4, 370 n. 46 und über Hadamars Romreise zusammenfassend Wehlt, Reichsabtei und König 276; Hussong, Reichsabtei Fulda II 257 ff.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 248, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0955-00-00_1_0_2_5_0_269_248
(Abgerufen am 29.03.2024).