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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,3

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Berengar und Adalbert bestätigen dem Kloster S. Antimo im Gebiet von Chiusi im Ort Inter Valles (grex beati s. Antimi, qui est situs in finibus Clusensis, locum qui vocatur Inter Valles) auf Bitten des dortigen Abts Betto und seiner Mönche, die die ihrem Kloster ausgestellten Präzepte der Kaiser Karl (d. Gr.), Ludwig (d. Fr.), Lothar (I.) und Ludwig (II.) vorgelegt haben (Depp.), in denen diese die Gründung des Klosters durch die Äbte Tao und Tanimund bestätigt und das Kloster mit all seinem Besitz in ihren Schutz genommen hatten, ihrerseits den Besitzstand, insbesondere die Curtes Andrina im Comitat von Siena und Valle Fabrica (Podere Fabrica bei Pienza, Prov. Siena) im Comitat von Chiusi, verleihen ihm Immunität und Königsschutz, überlassen ihm für die Armenfürsorge und den Unterhalt der Mönche die an den Fiskus zu leistenden Abgaben, wie es schon im Privileg des Papstes Stephan (VII.) geregelt ist (Dep.), gewähren ihm das Inquisitionsrecht, erklären alle den Klosterbesitz schädigenden Rechtsgeschäfte für ungültig (libella ... commutationesque iniuste et inrocionabiliter annihilentur et disrumpantur), regeln die gerichtliche Vertretung des Klosters durch avocatores und zehn liberi homines, die vom Heeresdienst und allen öffentlichen Leistungen befreit werden, verleihen den Mönchen das Recht der Abtswahl aus den eigenen Reihen und bekräftigen schließlich, daß die Mönche, wie unter den Äbten Tao, Tanimund und Apolinaris, nur ihnen und ihren Nachfolgern zu dienen haben (ipsi ... nullis partibus declinent nisi nostris et in beneficio nostro, nobis nostrisque successoribus deserviant). – Gebetswunsch [pro nobis et] coniuge proleque nostra et pro stabilitate totius imperii nostri. – Pön 30 Pfund Gold. – Iohannes iussu regum ad vicem Burningi episcopi et archicanc. – MF. MF. SR. SI D. – a. inc. 95[1], a. r. [1], Ind. [9]. – "Noverit omnium".

Überlieferung/Literatur

Or. Siena, Arch. di Stato, perg. Bichi, D H-1, n. 3 (A). – Zwei Kopien 18. Jh. verzeichnet Schiaparelli, I Diplomi di Berengario II e Adalberto, S. 304. – Drucke: Dümmler, Ital. Königsurkunden, Nr. 3 S. 365-368 (zu 951 oder 952); Canestrelli, Ricerche, Nr. 1 S. 72-74; Schiaparelli, I Diplomi di Berengario II e Adalberto, Nr. 5 S. 304-308 (zu 952). – Regg.: Lisini, Inventario, S. 33; Schneider, Regestum Senense I, Nr. 14 S. 6 (zu 951 oder 952). – Vgl. Kehr, Italia pontificia III, S. 247.

Kommentar

Wegen der Nennung des Johannes als Rekognoszenten, der sicherlich mit dem späteren Kanzler Berengars II. identisch ist (Reg. 2242), hat Schiaparelli die Urkunde für S. Antimo, deren Jahresangaben durch schlechte Erhaltung und Verstümmelung des Pergaments nicht mehr lesbar sind, zu 952 März eingeordnet. Hingegen hat Bresslau, Urkundenlehre I2, S. 397, für 951 plädiert, weil als Erzkanzler noch Bruning angeführt wird, der beim Eintreffen Ottos in Pavia anscheinend von Berengar abgefallen ist (er begegnet in einer Ende 951 ausgestellten Urkunde Ottos als dessen Erzkanzler: D O.I.136 = Reg. 2199). Gegen Bresslau muß man allerdings anführen, daß D O.I.136 nicht über jeden Zweifel erhaben ist, so daß die Nennung Brunings dort vielleicht gar nicht authentisch ist. Zudem weist neuerdings Puglia, L'amministrazione, S. 706f., darauf hin, daß Berengar im Vorfeld seiner Reise an den ottonischen Hof im Frühjahr 952 (Regg. 2226, 2228) die Königin Adelheid, der Lothar d. Jüngere 937 S. Antimo übertragen hatte (D 47 = Reg. 1783), möglicherweise gnädiger stimmen wollte, so daß sich, diese Annahme vorausgesetzt, auch eine inhaltliche Stütze für die Datierung zu 952 ergäbe. – Zwei unbekannte, wenngleich mit der Urkundenminuskel vertraute Hände haben sich die Niederschrift des Stückes geteilt; vgl. Schiaparelli, Trascrizioni, S. 52f., 98. Der in vielen Einzelheiten fehlerhafte Wortlaut stützt sich, soweit erkennbar, zur Gänze auf die nicht erhaltenen VUU, die sogar in solchen Passagen ausgeschrieben wurden, die, bezogen auf Berengar II., widersinnig sind (z.B. S. 305 Z. 18f.: postulavit nobis ... ut paternę auctoritati hanc quoque nostra superaderemus). Unmittelbare Vorlage war wahrscheinlich eine Immunitätsurkunde Ludwigs II., wie schon Schiaparelli vermutet hat. – Allgemein zur Geschichte des Klosters S. Antimo (Com. Montalcino, Prov. Siena), das seine Gründung in die Zeit Karls d. Gr. zurückführt, vgl. Kehr, Italia pontificia III, S. 247. Von den älteren Urkunden ist nur eine zweifelhafte Urkunde Ludwigs d. Fr. erhalten (M2 559), allerdings nicht die hier zu erschließende Immunitätsurkunde. Vgl. Dep. Lo.I.168; Reg. 430 (Ludwig II.); s. auch Reg. 506 (Karl d. Kahle) und Lechner, Nr. 28-33. Unter den NUU vgl. vor allem D H.III.271. Zur Lage der Curtis Valle Fabrica (heute Podere Fabrica zwischen Montepulciano und Pienza) s. Schneider, Reichsverwaltung, S. 103 (mit Erwähnung unserer Urkunde); Rationes Decimarum Italiae, Tuscia I, Karte. – Die verlorene Urkunde Papst Stephans VII. verzeichnet Kehr, Italia pontificia III, S. 248 Nr. *3.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,3 n. 2225, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0952-03-12_1_0_1_3_3_793_2225
(Abgerufen am 29.03.2024).