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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,3

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(Markgraf) Berengar (II.), der mit wenigen schwäbischen Begleitern (ex Suevorum partibus paucis secum comitantibus ) aus Schwaben durch den Vintschgau nach Italien (a Suevia per Venustam vallem Italiam ) bis vor die Burg Formicaria (Sigmundskron, Com. Bozen) gezogen ist, die ein gewisser Adelard, Kleriker des damals über (die Bistümer von) Trient, Verona und Mantua herrschenden Erzbischofs von Arles, Manasses (tunc Tridentinae, Veronensis atque Mantuanae invasore ), besetzt hält, trifft sich mit Adelard und erreicht dabei, nachdem er eidlich bekräftigt hat (iuramentis adfirmo ), Adelard für den Fall, daß er die Königswürde erlangt (post acceptam regni potestatem ), das Bistum Como, dem Manasses aber das Erzbistum Mailand zu übertragen, daß ihm Manasses nicht nur die Burg übergibt, sondern sogar alle Italiener auffordert, Berengar zu unterstützen (Mannasse ... munitionem solum Berengario dare non iussit, verum etiam Italos omnes eius in auxilium invitavit ).

Überlieferung/Literatur

(Liutprand, Antapodosis V, 26, ed. Becker , S. 47f. (ed. Chiesa , S. 138f.). Der Abfall des Manasses ist auch erwähnt im Brief Rathers v. Verona an Papst Agapet II. von Ende 951, ed. Weigle , Briefe 7, bes. S. 37 Z. 11-16. Ganz allgemein zur Rückkehr Berengars (angeblich mit Hilfe Ottos d. Gr.) auch Hrotsvit v. Gandersheim, Gesta Ottonis, vv. 602-605, ed. v. Winterfeld , S. 221 (ed. Berschin , S. 296).)

Kommentar

Die chronologische Einordnung zur Jahreswende 944/945 ergibt sich aus dem weiteren Gang der Ereignisse. Etwa im Februar konnte sich Berengar in Mailand durchsetzen (Reg. 1992), während sich Hugo nur noch im März in Pavia halten konnte (Regg. 1994 u. 1995). -- Berengar war, wohl weil er die westlichen Alpenpässe, die Hugo den Sarazenen anvertraut hatte (Reg. 1930), meiden wollte, über den Reschenpaß gezogen und anschließend dem Lauf der Etsch durch den Vintschgau nach Süden gefolgt. Ob aus der zitierten Stelle auf schwäbische Militärhilfe für Berengar geschlossen werden darf (so Hiestand , Byzanz, S. 195; P. Fried , Alemannien, S. 357), ist strittig; vgl. Zotz , Schwabenherzöge, S. 94 (dort auch Lit. zum Vintschgau und seiner wechselnden Zugehörigkeit zu Bayern und Schwaben). Die Burg Formicaria war ein Vorgängerbau der Burg Sigmundskron, so genannt nach Erzherzog Sigismund, der hier um 1473 eine neue, die Talenge westlich von Bozen beherrschende Burganlage errichtet hat. -- Die Erzählung Liutprands mag in Einzelheiten (etwa was die Person des Adelard und das Treffen zwischen ihm und Berengar anbetrifft) erfunden sein, am Kern der Nachricht, dem erfolgreichen Zug Berengars nach Oberitalien und dem Abfall des Manasses von Hugo, ist nicht zu zweifeln. Zu Manasses (Mannasse), einem Sohn der Theutberga, der Schwester Hugos (vgl. Poupardin , Le royaume de Provence, S. 207 Anm. 4 und die Stammtafel ebd., nach S. 216), dem Hugo 935/36 mit der Verwaltung der genannten Bistümer auch die zugehörige Markgrafschaft Trient (Tridentinam marcam ) anvertraut hatte, s. schon Reg. 1762 (mit dem Zitat). Der Kleriker Adelard soll später, wie Liutprand weiter zu berichten weiß (Antapodosis V, 29, ed. Becker , S. 148 [ed. Chiesa , S. 141]), nicht Bischof von Como geworden sein, wo 946 Waldo auf Betreiben des Manasses eingesetzt wurde (vgl. Reg. 2018), sondern Bischof von Reggio; vgl. Reg. 1984; s. auch Pauler , Regnum Italiae, S. 60f. -- Vgl. Köpke/Dümmler , Otto d. Gr., S. 137f.; Schiaparelli , Ricerche V, S. 47f.; Fasoli , I re d'Italia, S. 156; Mor , L'età feudale I, S. 156; Delogu , Berengario II, S. 28; Keller , Struktur, S. 179ff., 216; Fumagalli , Vescovi e conti, S. 182ff.; Settia , Frontiere, S. 205; Cervato , Terzo periodo, S. 79f.; Albertoni , Terre, S. 131f. (dt. Übers. S. 78f.).

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,3 n. 1986, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0944-00-00_1_0_1_3_3_553_1986
(Abgerufen am 20.04.2024).