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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Johannes XI. wird von seinem Bruder Alberich (II.) in Haft genommen.

Überlieferung/Literatur

Erw.: Flodoard v. Reims, Ann. 933 (Lauer 54); Flodoard v. Reims, Hist. IV 24 (MGSS. XIII 580). Reg.: JL. I p. 454. Lit.: Amling, Gesch. d. Papsttums 47; Gerstenberg, Entwicklung 26; Zimmermann, Papstabsetzungen 75; Zimmermann, Dunkle Jh. 78 f.

Kommentar

Die Inhaftierung des Papstes erfolgte im Zusammenhang mit der von Alberich geleiteten römischen Revolte gegen König Hugo, die zu dessen Vertreibung aus Rom führte. Zur Datierung vgl. Schiaparelli, I diplomi V 28 f. Mit dem Papste wurde auch dessen und Alberichs Mutter Marozia verhaftet, die damit aus der Geschichte verschwindet. Flodoard berichtet von den Ereignissen im Zusammenhang der Palliumverleihung an Erzbischof Artold von Reims (n. 112), dessen Boten nach der Heimkehr aus Rom 933 davon erzählten: nuntiantque Johannem papam ... sub custodia detineri a fratre suo, nomine Alberico (Lauer 54). Wie lange die Haft dauerte, ist ungewiß. Der Papst wurde nach seiner Freilassung auf sein geistliches Amt beschränkt, während Alberich als Fürst in Rom regierte. Vgl. dazu Flodoard, Hist. (Johannem fratrem suum in sua detinebat potestate) und De triumphis (Lauer 179) über Johannes XI. (Vi vacuus, splendore carens, modo sacra ministrans. Fratre a patricio iuris moderamine rapto), Liudprand v. Cremona, Relatio 62 (Becker, SS. rer. G. 42/1915, 209) (Albericus ... apostolicum quasi servum proprium in conclavi teneret) und Benedikt v. Soratte (Zucchetti, FSI. 55/1920, 167) (Aggrabatum est iugum super Romanos et in sancte sedis apostolice). Über die Herrschaft Alberichs in Rom vgl. auch Sickel in MIÖG. 23/1902, 99 ff., Brezzi, Roma e l'impero 115 ff. und Falco, Albori 378 sowie Geist des Mittelalters 162 ff. Hamilton, House of Theophylakt 209 f. vermutet (allerdings ohne sichere Quellenbasis), daß die Ehen der Marozia mit Wido von Tuszien und Hugo auf Betreiben Alberichs durch Johannes XI. vor 936 annulliert wurden, um Alberich die Erbschaft der Mutter zu sichern und seine wohl 936 bei dem durch Odo von Cluny vermittelten Friedensschluß vereinbarte Ehe mit Hugos Tochter Alda kanonisch zu ermöglichen. Marozia sei spätestens dann in ein Kloster gesteckt worden.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. 113, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0932-12-00_2_0_2_5_0_119_113
(Abgerufen am 23.04.2024).