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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Stephan (VII.) gibt allen Gläubigen (fratribus ac filiis nostris per Universum orbem terrarum in fide catholica degentibus) bekannt, daß er auf persönlich vorgebrachte Bitten des Abtes Gerard von Brogne (de monasterio Broniensi ... in honore sancte Dei genitricis semperque virginis Marie sanctorumque apostolorum Petri et Pauli et sancti Johannis baptiste) (D. Lüttich) und auf Grund seiner Berichte über die Wiederherstellung dieses Klosters sowie über dessen Ausstattung mit Erbgütern und Reliquien, unter anderen des Märtyrers Eugenius von Toledo, eines Schülers des Erzbischofs Dionysius (von Paris), mit Konsens des römischen Klerus und Episkopates nach dem Vorbild kaiserlicher und königlicher Privilegien das Kloster Brogne samt allen seinen Besitzungen in den Papstschutz aufgenommen und ihm Immunität und Freiheit verliehen habe (sub immunitatis nostrae defensione ... de immunitate et libertate Broniensis ecclesiae). ‒ Notum cupimus esse ... Ego Castorius not. reg. et scrin. SRE. corroborante apost. auctoritate et s. pp. Stephano suggerente recognovi. ‒ Dat. V. kal. Maii a. ab incarn. Dom. DCCCCXIII., regnante Henrico in regno Lothario, imp. in Ytalia Hugone a. III., ind. VI. Actum Rome feliciter amen.

Überlieferung/Literatur

Org.: Kop.: 1) 15. Jh., Namur Arch. de l'Etat: Arch. eccl. 101 (Chapitre St-Aubin n. 3) fol. 38v. 2‒5) 16.‒17. Jh., Namur Arch. de l'Etat: Arch. eccl. 2587 (Abb. de Brogne n. 12) 1.1. Erw.: Vita Gerardi 21 (MGSS. XV 672). Drucke: A. Miraeus, Origines coenobiorum Benedictorum in Belgio (Antwerpen 1606) 92; A. Miraeus, Diplomatum Belgicorum libri duo (Brüssel 1628) 274; Miraeus-Foppens, Opera I 257; Cocquelines, Bull. I 241; Mansi, Coll. XVIII 382; Galliot, Histoire de Namur V 281; Migne, PL. 132, 1053; E. de Marmol, L'abbaye de Brogne ou de St-Gérard (Ann. de la soc. archéol. de Namur 5/1858, 420); Tomassetti, Bull. I 383; Limminghe, Cronique de Croonendael II 616; Zimmermann, PUU. 101 n. † 61. Reg.: J. CCCLVIII; JL. † 3580; Santifaller, LD. 310; Santifaller, Elenco 280; GP. X/1, 39 n. † 54. Lit.: S. Bormans, Une fausse bulle du pape Etienne VIII (Bulletins de l'académie royale de Belgique II 47/1879, 271 ff.); J. M. de Smet, Recherches critiques sur la Vita Gerardi abbatis Broniensis (Rev. bén. 70/1960, 6 ff.).

Kommentar

Zur Überlieferung vgl. Ramackers, PUU. in den Niederlanden 51 f. u. 54 sowie F. Rousseau, Les chartes de Brogne du Fonds de Stassart (Bulletin de la commission royale d'histoire, Bruxelles 125/1959, 357 ff.), über weitere Drucke auch Wauters, Table I 343 u. 654 u. VII/1, 80. Daß die Urkunde eine Fälschung ist, ergibt sich aus Formular und Inhalt und wurde schon von Bormans bewiesen. Sie dürfte knapp vor der nach 1070 verfaßten Vita Gerardi entstanden sein, welche die Authentizität der Urkunde durch einen Bericht über die Romreise Gerards zu stützen sucht: Stephanus ... plumbeo bullatum sigillo privilegium, quod et ptongar appellant, contulit illi. Vgl. auch die Erwähnung des angeblichen Romaufenthaltes Gerards in n. 109. Fälschungszweck war die Befreiung des Klosters vom Einfluß des Lütticher Bischofs und der Grafen von Namur. Vgl. dazu Kupper, Liège 357. Bei der Anfertigung dürfte auch MG. DO. III n. 92 (Böhmer-Uhlirz n. 1055) geholfen haben; vgl. aber auch die Fälschung auf den Namen Karls III. von Frankreich für Brogne von 914 bzw. 921 Aug. 27 (Lot-Lauer, Recueil I 298), auf die das Papstprivileg auch anspielt, und dazu L. v. Heinemann, Die älteren Diplome für das Kloster Brogne und die Abfassungszeit der Vita Gerardi (NA. 15/1890, 593 f.). Die Urkundendatierung ist kaum brauchbar, doch kann auf Grund der Regierungsjahre König Hugos von Italien auf 929 datiert werden. Zwischen Rekognition und Datierung steht die Papstunterschrift: Signum domini Stephani pape gloriosi. Nach der Datierung folgen die Unterschriften des römischen Archipresbyters Leo und der Bischöfe Valentinian, Agapit, Emerentian, Symphorian, Liberius, Laurentius, Florentius, Gregor, Gaudentius, Clementian und Urban, welche wohl die Teilnehmer der den Konsens zur Privilegierung erteilenden römischen Versammlung bezeichnen sollen, sowie weiters des Erzbischofs Hilduin von Mailand und der Bischöfe Wido von Piacenza, Petrus (II.) von Como, Ainard (= Adalbero I.) von Basel und Richwin von Straßburg, des Erzbischofs Robert von Trier und der Bischöfe Benedikt (Benno) von Metz, Richar von Lüttich und Stephan von Cambrai, von welchen sich Gerard laut der Vita am Heimweg mit päpstlicher Erlaubnis eine Bestätigung erbat: concessa etiam licentia sibi, ut ... omnes subscripserent episcopi, per quos repatriando speraret ipsi reverti. Während die Namen der Teilnehmer an der römischen Synode Erfindung sind, zeigt sich der Fälscher über die damals regierenden Inhaber der auf der Reiseroute liegenden Bistümer gut unterrichtet. Über die an der Spitze der Papsturkunde stehende Invokation vgl. Santifaller, Invokation 100. Über die Gründung des Klosters vgl. Dierkens, Abbayes et chapitres 206 ff. u. bes. 250.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. †97, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0929-04-27_1_0_2_5_0_102_F97
(Abgerufen am 25.04.2024).