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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,3

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Pactumurkunde für Venedig : Hugo bestätigt den Venezianern (dux, patriarcha, pontifices, abbates atque populus ) auf die durch die venezianischen Legaten, Johannes Fabianicus und Stephanus Coloprinus, übermittelte Bitte des Dogen Ursus von Venedig (Ursus Veneticorum dux ) die Besitzungen des Dukats in seinem Reich (cum ex rebus sui ducatus proprietates obtinere videtur et infra ditionem regni nostri sita esse noscuntur ), wie die Venezianer sie schon zu Zeiten seines Vorgängers Karl (d. Gr.) laut eines mit den Griechen abgeschlossenen Vertrages (a temporibus domni Karoli per decretum cum Grecis sancitum ) besessen hatten, und bekräftigt den ungestörten Besitz und die freie Verfügung über alle diese Besitzungen nach dem Wortlaut des genannten Vertrages (prout liquidius in presignato decreto continetur ); ferner bekräftigt er im Falle von Besitzstreitigkeiten das im Pactum vorgesehene Gerichtsverfahren (secundum seriem pacti diffiniatur ). Den venezianischen Kirchen (sancte metropolitanae eius ecclesie suisque episcopatibus subiectis atque et monasteriorum cenobiis ) bestätigt er das Recht der Römischen Kirche (iustitiam requirendam ... secundum quod sancta Romana habet Ecclesia ). Auch verfügt er neuerlich, daß alle Venezianer im Reich der potestas des Dogen unterstehen (eius sit potestate distringendus eiusque per omnia debeat obedire preceptis ...). Die jährlich von den Venezianern für das Pactum zu leistende Geldsumme darf 25 Pfund Denare nicht übersteigen. Schließlich gewährt er ihnen das Münzrecht, das die Dogen nach Gewohnheitsrecht schon lange ausgeübt haben (numorum monetam concedimus ). -- Pön 100 Pfund Gold. -- Ohne Rekognition. -- M. -- a. inc. 927, a. r. 1, Ind. 15. -- "Dignum est".

Überlieferung/Literatur

(Kopien: Venedig, Arch. di Stato, Liber Blancus, Mitte 14. Jh., fol. 16-17, n. 7 (B); ebd., Codex Trevisanus, Anf. 16. Jh., fol. 63, n. 39 (E); Venedig, Bibl. Marciana, Tomaso Diplovataccio († 1541), "Tractatus de Venetae urbis libertate", 16. Jh., Cod. Marc. lat. XIV.74 (= 4056), fol. 73 (F) und Cod. XIV.77, fol. 40v (F'), jeweils unvollständig; ebd., Cod. Marc. lat. X.181: Codex diplomaticus Venetus, 18. Jh., fol. 48 = San Daniele del Friuli, Bibl. Civica Guarneriana (vormals Bibl. Comunale), Raccolta G. Fontanini († 1736) , Diplomata, Ms. LXXVIII, 1. Hälfte 18. Jh., fol. 448 = Turin, Arch. di Stato, Sez. Ia , Raccolta Francesconi , Ms. W.III.9, 18. Jh., fol. 82. Erwähnt schon in der Chronik des Andreas Dandulus (vgl. das vorige Reg.). -- Drucke: Marin , Storia del commercio II, S. 120-121 (kurze Auszüge); Dümmler , Urkunden, Nr. 9 S. 292-295, aus B; Pellegrini , Indice, S. 29 Nr. 38, aus E; MGH Capit. II, Nr. 241 S. 150-151, aus B E; Besta , Una parola, S. 435 (kurze Auszüge), aus F; Schiaparelli , I Diplomi di Ugo e di Lotario, Nr. 8 S. 25-29; Cessi , Documenti di Venezia II, Nr. 33 S. 49-50 (Auszüge). -- Regg.: B 1378; Cipolla , Fonti edite, Nr. 202 S. 64; Besta , Tomaso Diplovataccio, S. 324 Nr. 25. Zu zahlreichen Erwähnungen in der älteren Lit. vgl. Schiaparelli , I Diplomi di Ugo e di Lotario, S. 26.)

Kommentar

Hugo, der zuletzt am 17. Februar in Pavia geurkundet hatte (D 7 = Reg. 1512), sollte noch vor Jahresmitte in Richtung Rom aufbrechen (Reg. 1523). -- D 8, mit dessen Ausstellung Hugo erstmals imperiale Ambitionen zu dokumentieren scheint (Hiestand , Byzanz, S. 154), wiederholt fast wörtlich das Präzept Rudolfs II. für Venedig, gleichfalls unter dem Dogen Ursus (Reg. 1428), und ist wie alle Verträge (Präzepte und Pacta) der italischen Könige mit Venedig nur schlecht überliefert; vgl. Regg. 149, 606, 705, 867 u. 910. Daß schon das Original keine Rekognitionszeile aufwies, vermutet Schiaparelli , Vorbemerkung; da aber das entsprechende Präzept Widos (Reg. 910) eine Rekognition besaß, kann man nicht generell davon ausgehen, daß die für Venedig bestimmten Präzepte nicht rekognosziert wurden. -- Im Zusammenhang mit den imperialen Ambitionen Hugos verdient auch der Passus infra ditionem imperii nostri (ed. Schiaparelli , S. 27 Z. 24) Beachtung, da dort "imperii" das "regni" der VU ersetzt. -- Bei Andreas Dandulus (vgl. das vorige Reg.) wurden die Namen der venezianischen Legaten mit kleineren orthographischen Varianten wiedergegeben. Stephanus Coloprinus hatte sich 925 bereits am Hof Rudolfs II. aufgehalten (Reg. 1428). -- Allgemein zu Venedig unter dem Dogen Ursus (911-932) vgl. die Reg. 1428 angeführte Lit.; zu den Verträgen s. Fanta , Verträge, S. 51ff.; Bresslau , Venezianische Studien, bes. S. 76; Cessi , Origini, bes. S. 264; Rösch , Venedig u. das Reich, bes. S. 7f.; Ders ., Protokoll. Vgl. auch Besta , in: Storia di Milano II, S. 451. -- Übertrieben skeptisch zu der von Hugo angestrebten Kaiserkrönung neuerdings Maleczek , Überlegungen, S. 174f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,3 n. 1515, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0927-02-26_1_0_1_3_3_81_1515
(Abgerufen am 18.04.2024).