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RI II Sächsisches Haus (919-1024) - RI II,5

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Papst Johannes (X.) bestätigt dem Erzbischof Unni von Hamburg (Wenni venerabili archiepiscopo Hammenburgensis ęecclesię) und dessen Nachfolgern gemäß den Privilegien Gregors (IV.) und Nikolaus' (I.) (GP. VI 25 n. 11 u. 31 n. 21) das Erzbistum Hamburg samt allen Pertinenzen und vor allem die Jurisdiktion über die Bischöfe im Gebiet der Schweden, Dänen, Norweger, Isländer, Skridefinnen, Grönländer und aller nordischen Völker (Sueonum seu Danorum, Noruuegorum, Island, Scrideuinnum, Gronlandon et universarum septentrionalium nationum) sowie im Gebiet der Slawen von der Peene bis zur Eider (in partibus Sclauorum, que sunt a flumine Pene usque ad fluvium Egidore), verbietet allen und besonders den Kölner Erzbischöfen (nullum archiepiscoporum vel Coloniensem) die Ausübung der Jurisdiktionsgewalt im Bereich der Hamburger Diözese und verleiht dem Erzbischof Unni Pallium und Mitra (mitra quod est insigne Romanorum). ‒ Convenit apostolico moderamini ... Dat. IIII. kal. Nov. pm. Leonis SRS. canc. a. dom. Johannis pp. I., ind. IX.

Überlieferung/Literatur

Org.: Kop.: 17‒18. Jh., Hannover, LBibl. XXIII 1052 fol. 38. Erw.: Chr. breve Bremense (MGSS. VII 391); Adam v. Bremen, Gesta I 54 (Schmeidler, SS. rer. G. 2/1917, 55); Albert v. Stade, Ann. (MGSS. XVI 298). Facs. (des verlorenen Org.): Curschmann, PUU. Hamburg n. 14. Drucke: Lünig, Spicilegium, Cont. III 946; Staphorst, Hamburg. Kirchengesch. I 278; Liljegren, Diplomatarium Suecanum I 21; Lappenberg, Hamburg. UB. I 39 (fragm.); Migne, PL. 132, 813 (fragm.); Liverani, Opera IV 41; Curschmann, PUU. Hamburg 37; Peitz, Hamburger Fälschungen 254; Zimmermann, PUU. 79 n. † 47. Reg.: J. CCCLVII; Rydberg, Sverges Traktater I 32 n. 13; JL. † 3562; Hasse, Reg. I 9 n. 22; Santifaller, LD. 310; May, Reg. I 26 n. 92; Santifaller, Elenco 279; Oediger, Reg. I 101 n. 308; Dipl. Dan. I/1, 118 n. 294; Seegrün, Ebt. Hamburg 9 u. 105 Cu. 14; GP. VI 44 n. † 45 u. VII/1, 43 n. † 97. Lit.: Koppmann, Urk. Hamburg 531 u. 548 ff.; Hacke, Palliumverleihungen 33; Curschmann, PUU. Hamburg 61 ff.; Peitz, Hamburger Fälschungen 179 ff.; Seegrün, Ebt. Hamburg 45 ff.

Kommentar

Das Original der Urkunde sowie eine Kopie des 14. Jh. im Kopialbuch des Erzstiftes Bremen gingen 1943 bei einem Brand in Hannover verloren. Über das Original vgl. auch Pflugk-Harttung, Bullen Hamburg 201 und Specimina n. 139, 6. Das Privileg stellt im wesentlichen eine Wiederholung der Besitz- und Rechtsbestätigung Anastasius' III. (n. 6) dar, an welche sich die Palliumverleihung anschließt Von dieser berichtet auch Adam v. Bremen. Vgl. dazu auch Martí Bonet, Concesión del palio 159 f. sowie GP. VI 44 n. *44. In der Datierung stimmen Pontifikats- und Indiktionsjahr nicht zusammen, auch ist unter Johannes X. kein Kanzler Leo bezeugt. Der Name stand auf Rasur, ebenso der Papstname. Curschmann, dem noch das Pergamentoriginal zur Verfügung stand, erklärt die Urkunde für eine Fälschung, die nach einem Privileg Leos IX. (GP. VI 56 n. 81) angefertigt wurde. Peitz behauptet dagegen, daß die Fehler in der Datierung sowie andere Unstimmigkeiten und unpassende Einfügungen anläßlich der Umschrift des defekten Papyrusoriginals auf Pergament zustande gekommen seien, wobei auch Verwechslungen und Vertauschungen von Protokollen und Eschatokollen vorgekommen seien und zur falschen Zuschreibung von Urkunden geführt hätten. Peitz 212 ordnet die Urkunde daher dem Papste Benedikt VIII. und dem Erzbischof Unwan zu und verweist auch darauf, daß am Anfang des 10. Jh. die Formel Convenit apostolico nicht gebräuchlich war und die Mitra außerhalb Italiens ebenso nicht; vgl. zu letzterem J. Braun, Die liturgischen Paramente (1924 2) 165 und Salmon, Étude 42. Eine Verwechslung des Erzbischofs Unni mit Unwan ist aber wohl für einen Fälscher des 12. Jh., der Adam v. Bremen kannte, schwerlich anzunehmen. Seegrün datiert die Fälschung um 1158 in die letzte Zeit des Eb. Hartwig.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI II,5 n. †55, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0920-10-29_1_0_2_5_0_59_F55
(Abgerufen am 28.03.2024).