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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Sieg der Ungarn über das deutsche heer. Liutprand Antap. II, 3. Nach dieser quelle hatte der könig unter androhung des galgens das aufgebot erlassen; mit einer 'ungeheuren menge' kommt Ludwig nach Augsburg, quae est in Suevorum, Bagoariorum seu orientalium Francorum confinio civitas; am nächsten tag kommt es auf dem Lechfeld zur schlacht; schon winkt den truppen Ludwigs der sieg, als die Ungarn (Turci) ihnen denselben durch verstellte flucht entreissen und ein furchtbares blutbad anrichten (c. 4) - nachrichten, die, wenn auch im einzelnen ausgeschmückt, doch in der hauptsache glaubwürdig sind und sich nur auf das iahr 910 beziehen können vgl. Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,557 n. 1. Dass der könig selbst den befehl über das heer führte, melden auch die Ann. Hildesheim., Weissenburg. M. G. SS. 3,52, 53: Lud. rex pugnavit contra Ungarios (die Ann. Lamberti vgl. Prag. ib. 3,53, 119 fügen bei et victus est). An Liutprands ortsbestimmung für Augsburg erinnert auch der bericht der Cont. Regin. 910 ed. Dümmler 154, der hier allerdings sonst die Ann. Aug. und Laubac. benützt: Franci in confinio Bawariae et Franciae Ungariis congressi miserabiliter aut victi aut fugati sunt, in quo proelio Gebehardus comes interiit relictis duobus filiis suis adhuc pueris, Udone et Herimanno, qui postea clari et nobiles in Francia extiterunt, ohne dass derselbe aber auf Augsburg bezogen werden müsste; der schlusssatz beweist, dass diese nachricht erst bedeutend später niedergeschrieben wurde. Die unmittelbaren quellen, die Ann. Alam. et Laubac., unterscheiden 2 kämpfe mit den Ungarn: zuerst stossen die Ungarn auf ein alamannisches heer und besiegen es, graf Gozpert und eine grosse menge fällt (Ungari bellum cum Alamannis fecerunt victoriamque habuerunt et Gozpertus comes occisus est parsque populi magna occisa est, Ann. Laubac., übereinstimmend Ann. Alam. cod. Modoet.); auf ihrem vormarsch geraten sie mit einem fränkisch-baierischen heer in kampf, graf Gebehard und viele andre fallen, während es den Baiern gelingt einen teilweisen sieg zu erringen; die Ungarn kehren mit ihrer beute heim (et in ipso itinere cum Francis [et Baugauriis, Ann. Alam. cod. Modoet., dies offenbar der ursprüngliche text] pugnaverunt, Gebehardum ducem et Liutfredum [dieser name fehlt in Ann. Alam. cod. Modoet.] aliosque quam plurimos, Bawariis victoriam ex parte tenentibus, occiderunt praedamque abstulerunt [et cum praeda regressi sunt, Ann. Alam. cod. Modoet.], Ann. Laubac.); beide kämpfe fasst die kürzere redaktion der Ann. Alam. (cod. Turic. auch St. Galler Mittheil. 19,260) unter einem zusammen: Ungari cum Alamannis et Francis pugnaverunt eosque vicerunt, sed et Norici partem ex eis occiderunt (= Ann. Sangall. mai.). Mit ziemlicher sicherheit ergibt sich, dass die schlacht, in der die Franken mit grossen verlusten unterlagen und in der Gebhard fiel, während die Baiern 'zum teil' siegten, eben die schlacht von Augsburg war; quellen, welche doch nur das hauptereignis verzeichnen wollen, erwähnen daher nur die niederlage der Franken (Franci ab Ungaribus aut occisi aut fugati sunt, Ann. Aug. 910 = Ann. Quedlinburg. M. G. SS. 3,52 [von einer hand s. XI nachgetragen]; Ungari Alamanniam petunt. Bellum Francorum cum Ungaris, Chr. Suev. un. ib. 13,66, abweichend, vielleicht nur durch stilistische änderung der vorlage: Ungarii Franciam petentes commissa pugna superiores fuere, Herimanni Aug. chr. 910 und Ann. Prum. ib. 15,1292: Ungari contra Germanos pugnant). Die Franken führte zweifelsohne 'herzog' Gebhard, dessen tod auch die Ann. Colon. 910 verzeichnen (Gevohardus ab Ungariis occiditur, M. G. SS. 1,98); es ist von vorneherein wahrscheinlich, dass auch Ludwig, der sich in letzter zeit meist in Franken aufhielt, sich bei diesem heerteil befand, waren ia die Konradiner unter den weltlichen herren die nächsten am könig und fast immer in seiner umgebung. Dass der teilweise sieg der Baiern (auf ihn mag sich auch die notiz in den Ann. Ratispon. 911 ib. 17,583: Interfectio Ungarorum beziehen) von keiner entscheidenden bedeutung war und an der niederlage des deutschen heeres nichts änderte, erhellt daraus, dass die Ungarn mit ihrer beute abziehen konnten; das eine dürfte er bewirkt haben, dass die Ungarn nicht weiter vordrangen. War es das fränkisch-baierische heer, das auf dem Lechfeld geschlagen wurde, dann fand der kampf mit den Alamannen früher statt, diese scheinen ein detachirtes corps gebildet zu haben. Ob eine der beiden aufzeichnungen des Reichenauer nekrologs zu iuni 12: 'Alamanni ab Ungaris occisi sunt' und zu aug. 9: 'Alemanni ab Ungaris occisi sunt' auf diese niederlage der Alamannen bezug nimmt, bleibt fraglich; beide sind nachtragungen aus der 1. hälfte des 10. iahrh. (vgl. das facsim. in Mittheil. der antiq. Ges. in Zürich 6 p. 13, 17); es lässt sich auch nicht mit einiger sicherheit entscheiden, welche die ältere ist, und der neueste herausgeber in M. G. Necrol. 1,276, 278 (hier zu aug. 10) hat diese scheidung auch nicht versucht, wenn schon iene von iuni 12 wegen der ältern namensform 'Alamanni' und der ältern gestalt des a älter zu sein scheint. Das Necrol. Romaricense Böhmer Fontes 4,463 verzeichnet zu iuni 22 einen Gebardus. dux; ist dies, wie sehr wahrscheinlich, der im kampf gegen die Ungarn gefallene Konradiner Gebhard, der in Lothringen eine eigentlich herzogliche stellung eingenommen hatte (in no 2003 heisst er dux regni, quod a multis Hlotharii dicitur), so wäre mit diesem datum der tag der schlacht auf dem Lechfeld gegeben. Dadurch gewänne doch die dem anschein nach ältere eintragung in das Reichenauer nekrolog eine stütze für die bezugnahme auf das iahr 910, 10 tage früher, am 12. iuni, wären dann die Alamannen geschlagen worden. Der dürftige quellenbestand gestattet nicht über die wahrscheinlichkeit hinanszugelangen. Die nachricht Liutprands Antap. II, 5 von dem tribut, der nun den Ungarn zu zahlen war (ähnlich Ann. Palid. M. G. SS. 16,61), hat bereits Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,557 n. 1, schulausg. Liutprands 30 n. 2, zurückgewiesen.

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 2064a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0910-00-00_1_0_1_1_0_4430_2064a
(Abgerufen am 24.04.2024).