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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,2

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Eroberung der Stadt durch Arnulf (unter Mitwirkung Berengars [Gesta Bereng.]?): Nach zweitägiger Belagerung und heftigen Kämpfen dringen die Truppen Arnulfs, der den entscheidenden Angriff am Morgen des zweiten Tages von der Höhe eines nahegelegenen Berges aus leitet, durch eine Mauerbresche in die Stadt ein, plündern sie und begehen zahlreiche Ausschreitungen. Graf Ambrosius (vgl. das vorige Reg.), der sich in einen Turm geflüchtet hatte, wird ergriffen und in voller Rüstung auf Befehl Arnulfs vor den Toren der Stadt gehängt; seine Gemahlin und Söhne werden Arnulf zusammen mit einem großen Schatz übergeben. Den gleichfalls gefangenen Bischof Adalbert von Bergamo gibt Arnulf in die Obhut des Erzbischofs Hatto von Mainz.

Überlieferung/Literatur

Ausführlicher Bericht in den Ann. Fuld. cont. Ratisb. a. 894, ed. Kurze, S. 123f. Vgl. Gesta Bereng. lib. III, v. 79-123, ed. v. Winterfeld, S. 386-388 (dazu Ebenbauer, Carmen Historicum I, S. 188f.); Regino a. 894, ed. Kurze, S. 142 (mit der Tagesangabe circa purificationem s. Mariae = 2 Febr.; s. aber das folgende Reg.); Liutprand, Antapodosis I, 23, ed. Becker, S. 20f. (vgl. ebd. c. 33, S. 25f.). Vgl. auch D Af.121 (das folgende Reg.). - Reg.: M2 1892f.

Kommentar

Da Arnulf bereits am 1. Februar im Kastell von Bergamo den Kanonikern der Kathedrale den Besitz eines als Rebell hingerichteten Klerikers überträgt (s. das folgende Reg.), muß die Einnahme der Stadt spätestens am 31. Januar erfolgt sein, was überdies nicht der Angabe Reginos: circa purificationem s. Mariae, widerspricht. Es besteht daher keine Notwendigkeit, mit Lupi, CD Bergom. I, S. 1019f., dem Dümmler, Geschichte III2, S. 374-376, folgt, die Einnahme der Stadt auf den 2. Februar zu legen; vgl. schon M2 1892f. - Die Ausschreitungen und Plünderungen werden von dem Regensburger Annalisten verschwiegen; auch gibt er dem Zorn des Heeres die Hauptschuld am Tod des Ambrosius (prae furore iudicio exercitus captus et ... suspensus); zu diesem vgl. auch Hlawitschka, Franken, S. 123f. Der Graf hat auch Aufnahme in den Liber memorialis des Klosters San Salvatore in Brescia gefunden; vgl. Arnaldi, Da Berengario agli Ottoni, S. 498f. (mit einer Teilabbildung von fol. 36v); Keller, Struktur, S. 211f.; Becher, San Salvatore/Santa Giulia, S. 374. Zu dem im weiteren noch häufig bezeugten Bischof Adalbert von Bergamo (890-935) vgl. Jarnut, Bergamo, bes. S. 25-32; Rosenwein, Family Politics, S. 270-272. Zu Hatto von Mainz, der in der Folgezeit noch mehrfach begegnet, s. Keller, Struktur, S. 212f. (Lit.). - In D Af.131 (Reg. 983), der in Regensburg ausgestellten Bestätigungsurkunde Arnulfs für das Bistum Bergamo von 895 Januar 1, ist von einem excidium ipsius civitatis die Redde, in dem zahlreiche Urkunden verlorengegangen seien (S. 196 Z. 9), sicherlich eine Anspielung auf die damaligen Ereignisse. - Nach den Gesta Bereng. wäre auch Berengar an dem Sturm auf die Stadt beteiligt gewesen (lib. III, v. 80ff., bes. v. 95, ed. v. Winterfeld, S. 387: Urget enim utrorumque nimis presentia regum ...; vgl. Ebenbauer, Carmen Historicum I, S. 188f.). Mor, L'età feudale I, S. 32, erwägt, daß Berengar und Arnulf getrennt gegen Wido marschiert seien, wobei Berengar vielleicht einen Vorstoß in die Emilia unternommen habe. - Vgl. noch Hartmann, Geschichte III/2, S. 115f.; Belotti, Storia di Bergamo2, S. 233-235; Fasoli, I re d'ltalia, S. 28; Mor, L'età feudale I, S. 32f.; Metz, Exilierung, S. 103; Delogu, Vescovi, S. 14; Jarnut, Eroberung Bergamos, S. 209; Krah, Absetzungsverfahren, S. 176.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,2 n. 951, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0894-01-30_1_0_1_3_2_952_951
(Abgerufen am 28.03.2024).