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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Allgemeine reichsversammlung (pro diversis regni negotiis, no 1900). Anerkennung Karls (des Einfältigen), des nachgebornen sohnes Ludwigs des Stammlers (geb. 879 sep. 17), des letzten sprossen der westfränkischen Linie, der von erzbischof Fulco von Reims (schreiben des papstes Formosns pro evectione Karoli ad regimen regni, quem d. idem Folco ad regium culmen adhuc puerum provexerat, Flodoard H. Rem. IV, 2 M. G. SS. 13,560) und dessen partei, während Odo nach Aquitanien gelockt worden, zum könig erhoben und 893 ian. 28 (vgl. Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,383 n. 3, Kalckstein Gesch. des franz. Königthums 1,80) zu Reims gesalbt worden war (Ann. Vedast. 893, Regino 892, Flodoard IV, 5 p. 563). Bald stand Odo seinem gegner gegenüber, es kam zu keiner entscheidung; im hochsommer rückte er wieder ins feld, veriagte Karl und dessen anhang (Ann. Vedast., Regino 893, Abbo II, 580 f.) und schritt an die belagerung von Reims (Flodoard IV, 3 p. 560). Nun ergriff auch Arnolf, erzürnt über das vorgehen Fulcos (Fulco an Arnolf pro causa regis Karoli .. reddit causas eius provectionis, eo quod audierat motum fuisse animum ipsius Arnulfi contra se pro hac perpetratione, Flodoard IV, 5 p. 563), für Odo partei (Fulco an papst Formosus: nec Arnolfus orbitati Karoli subvenire voluit, Flodoard IV, 3 p. 560) und nahm güter der Reimser kirche, solche sowol die er früher als widerrechtlich entfremdet zurückgestellt hatte, als solche die nie entfremdet worden waren, mit beschlag; besonders tätig erwies sich bei der wegnahme Rotbert, ein vasall Arnolfs in der diöcese Köln (ib.). Als Karl im sept. mit einem heer gegen Reims heranrückte, schloss Odo einen waffenstillstand bis ostern (märz 31) 894, Ann. Vedast. 893. Fulco, der von beginn an papst Formosus für seinen könig zu gewinnen gewusst (Flodoard IV, 2, 3 p. 560) und selbst Wido um hilfe gebeten hatte (ib. IV, 5 p. 565), flehte noch den papst an, ut papa regibus scribendo pacem impetraret, Arnulfo quoque Transrenensi auctoritate apostolica preciperet, ne Karoli regnum inquietaret, quin potius ei auxilio esset, ut propinquum propinquo deceret, Flodoard IV, 3 p. 560. An Arnolf selbst richtete er ein ausführliches rechtfertigungsschreiben, in dem er auf sein früheres unterwerfungsanerbieten (no 1790a) erinnert, die erhebung Karls ohne zustimmung Arnolfs mit dem herkommen der Franken begründet, quorum mos semper fuerit, ut rege decedente alium de regia stirpe vel successione sine respectu vel interrogatione cuiusquam maioris aut potentioris regis eligerent, aber mit der versicherung, dass der neue könig Arnolfs oberhoheit anerkennen sollte (ut ipsius [Arnulfi] adiutorio et consilio uteretur in omnibus et eius subderetur tam rex quam universum regnum praeceptis et ordinationibus); er verweist darauf, dass Odos gegner nur die wahl zwischen der erhebung Widos und Karls liessen und dass man gerade diesen auch propter ipsius Arnulfi cavendam contrarietatem erhoben habe; die legitime abstammung Karls, die notwendigkeit der aufrechthaltung des legitimitätsprinzips und die gemeinsamkeit der dynastischen interessen betonend beteuert er die ergebenheit und treue seiner partei gegen Arnolf, ut Karolus ad ipsius consilium in omnibus, quae acturus est, respiciat et ipsius pietate tutus consistat, und bittet um hilfe für Karl, Flodoard IV, 5 p. 563 (die abfassungszeit des schreibens, ende 893, ergibt sich aus der erwähnung des herbst 893 gebornen ehelichen sohnes Arnolfs in der stelle: quis post ipsius [Arnulfi] decessum adiuvabit eius filium, ut ad debitam sibi regni condescendat hereditatem). Nach ablauf des waffenstillstandes rückte Odo wieder gegen Reims, Karl floh mit seinen parteigängern zu Arnolf, Ann. Vedast 894. Arnolf nimmt nun in Worms den flüchtling freundlich auf und überträgt ihm förmlich das westfränkische reich als lehen: promissionem quoque, quam rex suus Karolus eidem Arnulfo, qui regnum sibi contradiderat promisisset, manere inconvulsam tam in ipso rege quam in subditis suis, Fulco an Arnolf Flodoard IV, 5 p. 564; Arnulfus benigne suum excepit consobrinum eique regnum paternum concessit, Ann. Vedast.; aestivo tempore rex conventum publicum Wormatia civ. celebravit, ubi Carolus venit et Arnolfum magnis muneribus sibi conciliat regnumque quod usurpaverat ex eius manu recepit, Regino 893; dürftig Ann. Fuld.: ibi inter alia Karolus .. ad eum veniens, quem rex cum dilectione suscepit et absolvit vgl. Ann. Bland. M. G. SS. 5,24; Arnolf beauftragt die bischöfe und grafen an der Maas (ex superiore Francia, Ann. Vedast.) Karl in sein reich zurückzuführen; an der Aisne tritt Odo den deutschen truppen gegenüber; diese beziehen am andern ufer des flusses ein lager und kehren, angeblich weil die führer persönlich mit Odo befreundet waren, ohne zu schlagen, wieder heimwärts. Regino 893, Ann. Vedast. 894. - Versuch Arnolfs seinen sohn Zwentibold zum könig von Lothringen zu erheben; der versuch scheitert an dem widerspruch der lothringischen grossen. Regino 894. - Entsendung eines alamannischen heeres unter dem befehl Zwentibolds gegen könig Rudolf von Burgund (vgl. no 1897c); ille se defendens obiectione Alpium, Alamanni devastata magna illius regionis parte revertuntur in sua, Ann. Fuld.

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 1897f, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0894-00-00_6_0_1_1_0_4156_1897f
(Abgerufen am 25.04.2024).