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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Blendung Hugos, des sohnes Lothars II: Hugo, gewillt sich gegen den kaiser zu erheben. hatte an seinen schwager Gotfrid (vgl. no 1677a) boten nach Friesland gesandt und ihn aufgefordert in seiner heimat ein starkes heer werben zu lassen, um mit dessen hilfe sein väterliches reich sich zu erobern, und hatte ihm dafür die hälfte dieses reichs versprochen. Gotfrid 'durch diese versprechungen wie durch gift angesteckt' suchte einen vorwand zum bruch mit dem kaiser: durch seine gesandten, die friesischen grafen Gerulf und Gardulf, liess er von ihm, wenn er die gelobte treue noch länger wahren und die reichsgrenzen gegen seine landsleute verteidigen sollte, Koblenz, Andernach, Sinzig und einige andre weinreiche krongüter fordern, da in dem ihm zugeteilten land kein wein gedeihe. Auf den rat des grafen Heinrich beschloss der kaiser Gotfrid, der in seinem wasser- und sumpfreichen land fast unangreifbar war, durch list unschädlich zumachen; er liess Gotfrid zurücksagen, er werde, um sich seiner treue zu versichern, durch eigne gesandte günstigen bescheid zukommen lassen. Er sandte nun den grafen Heinrich ab, der seinen leuten befahl sich einzeln durch Sachsen zu schleichen und am bestimmten ort und tag sich zu sammeln; von Köln nahm dieser, um seinen anschlag zu verbergen, wie früher bestimmt, den erzbischof Willibert mit sich. In Herispich (ietzt Rindern unterhalb Kleve), wo Rhein und Waal auseinanderflossen und die provinz Betuwe bildeten, trat Gotfrid mit ihm zusammen. Die unterhandlungen des ersten tages auf der insel blieben erfolglos, ihre fortsetzung ward für den nächsten tag vereinbart. Am folgenden tag bewog Heinrich den erzbischof Gisla, Gotfrids gemahlin, zu sich zu laden, um ihre vermittlung anzurufen, während er selbst mit Gotfrid über die sache des grafen Everhard (vgl. über ihn Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 3,239 n. 1), dessen besitz von ienem gewalttätig angeeignet worden war, verhandeln wolle. Als Everhard, wie verabredet, seine klage erhob und Gotfrid heftig und höhnisch antwortete, hieb ihn Everhard sogleich mit dem schwert nieder, Heinrichs leute tödteten ihn vollends und mordeten alle Normannen auf der Betuwe. Kurz darauf (non multis post interpositis diebus) wird Hugo auf Heinrichs rat durch versprechungen nach Gondreville gelockt, verhaftet und auf befehl des kaisers von Heinrich geblendet, seine anhänger werden mit entehrender strafe belegt. Ausführlicher bericht bei Regino 885. Ergänzend der bericht der Ann. Fuld. IV (ed. Kurze 102), dass Gotfrid einen einfall in die Rheinlande für den mai geplant hatte, dass die von Gotfrid gerufenen Normannen, welche von dessen ermordung noch nichts wussten, auf einem beutezug nach Sachsen, nachdem sie die kleine schaar der verteidiger schon in die flucht geschlagen, von den durch einen glücklichen zufall gerade auf ihren kleinen schiffen vorbeikommenden Friesen aus Testerbant (qui vocantur Destarbenzon) fast vollständig vernichtet wurden (vgl. Ann. Anglosax. und Asserii G. Aelfredi M. G. SS. 13,105, 121), dass Hugo, zur rechtfertigung vor den kaiser gerufen, der verschwörung mit Gotfrid überführt und mit seinem oheim geblendet wurde, seine begleiter, der pferde, waffen und kleider beraubt, kaum entkommen seien. Kürzer Ann. Fuld. V (ed. Kurze 114); Godofridus rex accusatus, ut in regnum Francorum cum Nortmannis consuleret, ab ipsis etiam accusatoribus occisus est; Hugo, filius Hlutharii, incaute in regnum imperatoris agens oculorum luce orbatus est und Ann. Vedast.: His etiam diebus (des aufgebots gegen die Normannen, no 1708a) Godefridus Danus, quia disponebat suam immutare fidem, astu Gerulfi, sui fidelis, ab Heinrico duce interficitur, Hugo etiam, filius Hlotharii regis, iubente imperatore per consilium dicti ducis excaecatus est. Hugos blendung noch erwähnt in Ann. Alam. cont., Aqu. M. G. SS. 1,52; 24,36, die ermordung Gotfrids in Folcuini G. abb. Lob. c. 17 ib. 4,62. Hugo wurde nach St. Gallen (nach Ann. Fuld. IV auch nach Fulda vgl. Dümmler A. 3,240 n. 2), zur zeit könig Zwentibolds nach Prüm gebracht und hier von Regino zum mönch geschoren; hier starb er auch nach wenigen iahren, Regino 885. Gisla ist später nach urk. Ludwigs IV von 907 okt. 26 und 908 ian. 18 im besitz der abtei Fosses, sie wird 896 iuli 30, 897 iuli 26 in urk. Zwentibolds genannt.

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 1701b, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0885-00-00_2_0_1_1_0_3848_1701b
(Abgerufen am 25.04.2024).