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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Anlass zur fahrt in die Ostmark boten endlich die hier ausgebrochenen wirren: nach dem tod der von Ludwig d. D. bestellten markgrafen Willihalm und Engilscalk, welche im kampf gegen die Mährer gefallen waren (871, no 1488c), übertrug Ludwig mit übergehung ihrer noch minderiährigen söhne die markgrafschaft an Arbo (auch genannt in no 1520); durch die söhne der markgrafen, welche den verzicht auf ihre väterliche markgrafschaft unter androhung der fehde bis zur vernichtung forderten, und deren sippe gefährdet verbündete sich Arbo mit dem Mährenherzog Zuentibald und stellte diesem seinen sohn als geisel. Unterstützt von baierischen grossen und ihren verwandten vertrieben sie beginn 882 (post obitum Hludowici natorumque eius Karlmanni et Hludowici) mit überlegenen streitkräften Arbo und usurpirten die markgrafschaft, während Karl Arbo in seiner würde bestätigte. Im selben iahr fiel herzog Zuentibald (plenum doli et astuciae cerebrum) in die mark ein: Werinhar, der mittlere der 3 söhne Engilscalks, und Vezzilo, ein verwandter desselben, werden auf dem nördlichen Donauufer gefangen und grässlich verstümmelt (dexteram manum cum lingua et verenda vel genitalia absciderunt, homines vero illorum quidam sine dextra laevaque reversi sunt), das land wird vollständig verheert, die über die Donau entsandten streifkorps brennen die besitzungen der markgrafensöhne nieder. Diese giengen, da sie sich wegen der vertreibung Arbos nicht an den kaiser wenden konnten, zu Arnolf, Karlmanns sohn, qui tunc Pannoniam tenuit, und leisteten ihm den lehenseid. Als Zuentibald ihre auslieferung und zugleich eine eidliche versicherung verlangte, dass es nicht wahr sei, dass Arnolfs leute ihm nach dem leben gestrebt und mit den im vorigen iahr in sein reich eingefallenen Bulgaren gemeinschaftliche sache gemacht hätten, verweigerte Arnolf beides; Zuentibald brach nun 883 mit einem starken slavischen heer in Pannonien ein, 'mordete unbarmherzig und grausam nach art des wolfes' und verwüstete den grössten teil des landes; diesen verwüstungszug wiederholte er 884 mit einem ungeheuren heer. Nach 12tägiger plünderung des 'reichs Arnolfs' kehrte er unangefochten zurück und detachirte einen teil des heeres über die Donau; Megingoz und Popo, die ältesten söhne Wilhelms und Engilscalks, griffen mit pannonischen streitkräften an, wurden aber geschlagen und ertranken auf der flucht in der Raab, der bruder des grafen Berhtold und viele andre wurden gefangen. Während dieser zwei und ein halb iahre dauernden fehden war ganz Pannonien bis zur Raab verheert, die hörigen mit ihren familien erschlagen, von den grossen manche getödtet, manche gefangen und an händen, zunge und genitalien verstümmelt zurückgesandt worden. Ausführlicher bericht in Ann. Fuld. V (ed. Kurze 110).

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 1691a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0884-00-00_1_0_1_1_0_3828_1691a
(Abgerufen am 29.03.2024).