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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Vertrag mit den Normannen nach zwölftägiger belagerung (Ann. Fuld. V ed. Kurze 108), als die veste kaum mehr zu halten ist und deren Verteidiger schon an ihrer rettung verzweifeln (Ann. Fuld. IV ed. Kurze 98 vgl. Ann. Fuld. V: tam magnus exercitus aestivo in tempore propter putredinem cadentium hominum aegritudine correptus ac pertaesus est [diese rückwirkung auf die stimmung im heer wol nur officiöse beschönigung] nec minus inclusi simili molestia premebantur). Der erzkanzler Liutward und graf Wicbert sollen, von den feinden bestochen, ohne wissen der übrigen räte den kaiser, dem 'das herz entfallen war' (quo veniens concidit cor eius, Ann. Bert.), zur aufhebung der belagerung bewogen und den abschluss des Vertrags vermittelt haben (quidam ex consiliariis augusti nomine Liutwardus pseudo-episcopus, caeteris consiliariis, qui patri imperatoris assistere solebant, ignorantibus, iuncto sibi Wicberto comite fraudulentissime imperatorem adiit et ab expugnatione hostium pecunia corruptus deduxit, Ann. Fuld. IV vgl. Ann. Bert: interventione quorundam). Der Normannenkönig Gotfrid kommt nach eröffnung der unterhandlungen gegen bürgschaft für seine sicherheit zum kaiser; durch Liutward vor diesen geführt schliesst er den frieden ab (Liutwardus .. Gotafridum, ducem illorum, imperatori praesentavit, quem imperator more Achabico quasi amicum suscepit et cum eo pacem fecit datis ex utraque parte obsidibus, Ann. Fuld. IV. Consultum est ex utraque parte, ut datis ex nostra parte obsidibus Sigifridus [sicher irrig für Godafridus, da von ihm später erzählt wird, er habe sich taufen lassen] rex, qui manu validior erat, venit (veniret) extra munitionem supra sex miliaria ad regem, Ann. Fuld. V; Godefridus rex ad eum exiit, Ann. Vedast.); er verpflichtet sich eidlich, dass die Normannen, so lange kaiser Karl lebe, nie in dessen reich plündernd einfallen (Ann. Fuld, V); er selbst lässt sich taufen und erhält, vom kaiser aus der taufe gehoben, die grafschaften und lehen, welche der Normanne Rorich (no 1143b) in Friesland innegehabt hatte (comitatus et beneficia, quae Rorich .. in Kinnin [Kennemerland vgl. no 1315e] tenuerat, eidem hosti suisque hominibus ad inhabitandum delegavit, Ann. Fuld. IV; Fresiam aliosque honores, quos Roricus habuerat, Ann. Bert. vgl. Ann. Vedast., Regino). Der abzug der andren Normannen wird erkauft, eine schmach, die man in deutschen landen tief empfindet (et quod maioris est criminis, a quo obsides accipere et tributa exigere debuit, huic pravorum usus consilio contra consuetudinem parentum suorum, regum videlicet Francorum, tributa solvere non erubuit, Ann. Fuld. IV). Nach 2 tagen, die der officiöse geschichtschreiber als 'fröhliche' zu bezeichnen den mut hat (duos ibi dies laeti versabantur, Ann. Fuld. V), wird nach rückgabe der vom kaiser gestellten geiseln die abkaufsumme ausgezahlt und Gotfrid mit derselben zu den seinen entlassen: Sigefrid, Vurm und ihre 'spiessgesellen' (Ann. Bert. vgl. Regino) erhalten dafür als 'geschenke' (Ann. Fuld. V) mehr als 2000 pfund gold und silber (2412, Ann. Fuld. IV; in auro et argento 2000 libras et 80 vel paulo plus, quam libram 20 solidos computavimus expletam, Ann. Fuld. V; plura milia argenti et auri, Ann. Bert.; immensum pondus argenti et auri, Regino), welche den vor den Normannen geflüchteten kirchenschätzen (Ann. Bert. heben namentlich die der kirche von Metz hervor) entnommen werden. Nach abschluss des Vertrags (während der 2 'fröhlichen tage') hatten die Normannen als zeichen des friedens nach ihrer sitte einen schild aufgehangen und die tore der veste geöffnet; als viele aus dem kaiserlichen lager diese betreten hatten, teils um handel zu treiben, teils dort sich umzuschauen, nahmen die Normannen den friedensschild herab, schlossen die tore, tödteten die, welche sie in der veste fanden, oder legten sie, um sie loskaufen zu lassen, in ketten; unbekümmert um diese schmach (tantam contumeliam exercitui suo illatam flocci pendens) setzt der kaiser todesstrafe oder blendung auf tödtung eines der Normannen, die ungescheut ins kaiserliche lager kommen (Praeterea quisquis de suo exercitu in defensione s. aecclesiae zelo dei commotus aliquem de Nordmannis, qui castra invadere temptabant, occidit, aut eum iugulare aut ei oculos eruere praecepit [tendenziös gefärbt, die erbitterung des heeres vergriff sich zu Vergeltung des friedensbruchs offenbar an den Normannen, deren man habhaft werden konnte]; unde exercitus valde contristatus dolebat super se talem venisse principem, qui hostibus favit et eis victoriam de hostibus subtraxit, nimiumque confusi redierunt in sua, Ann. Fuld. IV). 200 mit schätzen und gefangenen beladene schiffe schicken die Normannen in ihre heimat und warten in sicherem versteck auf neuen beutezügen günstige zeit, Ann. Fuld. IV; sie stecken bald darauf die hafenstadt Deventer (portum, qui Frisiaca lingua Taventeri nominatur) in brand und morden viele einwohner, Ann. Fuld. IV; der gegen sie entsandte graf Heinrich 'ordnet glücklich, soweit er es vermochte, die Verhältnisse', Ann. Fuld. V. Die Schelde aufwärts fahrend setzen sie sich im okt. in Condé (nö. Valenciennes) fest (Ann. Vedast, Ann. Anglosax. 883 vgl. Asserii G. Aelfredi M. G. SS. 13,104, 121, Ann. Elnon. mai. 884 ib. 5,12) und beginnen sogleich ihre weitreichenden beutezüge in das westfränkische reich, die sie im nächsten iahr fortsetzen, Ann. Vedast., Ann. Bert. (ad devastandam sui atque consobrini sui partem, sicut antea fecerunt, [Karolus Nordmannos] residere permisit), Regino 884 (Nordmanni, qui ab Haslon recesserant). Die von den Ann. Vedast. und Regino 882, von diesem als eine der bedingungen, unter denen der Normanne Gotfrid christ zu werden versprochen habe, in unmittelbare beziehung zum vertrag von Elsloo gebrachte Vermählung Gotfrids mit Gisla, der tochter Lothars II und Waldradas, erfolgte nach Ann. Fuld. IV erst 883, als der Normanne sich mit Gislas bruder Hugo verbündete. Schon nach dem vertrag von Elsloo überlässt der kaiser Hugo (vgl. no 1570c) die einkünfte des bistums Metz, Ann. Bert. (Hincm.), das erst im apr. 883 wieder besetzt wird, Regino 883, Ann. s. Vinc. Mett. M. G. SS. 3,157. In späterer zeit fabelte man sogar von einem dem abkauf der Normannen vorangehenden sieg Karls, Helmoldi chr. Slav. I, 7 M. G. SS. 21,17.

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 1639b, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0882-07-00_1_0_1_1_0_3752_1639b
(Abgerufen am 24.04.2024).