Regesta Imperii - Online Quellen zur Reichsgeschichte

Karl III - RI I,3,1 n. 685

882 Februar 15, Ravenna

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Karl, der in Ravenna Papst Johannes (VIII.) getroffen hat (vgl. Reg. 681) und dort die Beschwerden der Bischöfe und des Volkes (episcoporum et populi proclamatio) über die Übergriffe der öffentlichen Amtsträger (a seculari et publica potestate) vernommen hat, welche unter Mißachtung der von seinen Vorgängern ausgesprochenen Verbote auf Kirchengut Placita abhalten, die freien und unfreien Hintersassen belangen, Abgaben, Geschenke und Leistungen nicht nur von diesen, sondern sogar von allen freien Arimannen und Kirchenleuten fordern, verfügt nach Beratung mit den Bischöfen, Grafen und Getreuen die Abstellung dieser Mißbräuche und bestimmt im einzelnen, daß die öffentlichen Amtsträger auf dem Besitz der bischöflichen Kirche von Cremona keine Placita abhalten und die Kirchenleute nicht zu Abgaben und Leistungen heranziehen dürfen, ferner, daß die freien Hintersassen und Arimannen nur durch den advocatus dem Gericht zugeführt werden dürfen; auch untersagt er es, fremdes Gut nur auf Grund einer cartula ohne förmliche Investitur in Besitz zu nehmen; schließlich ordnet er an, daß diese mit dem Rat so vieler Bischöfe und Getreuen erlassenen Bestimmungen überall im Reich (per totius nostri imperii fines in toto regno Romanorum et Langobardorum et ducatus Italie, Spoleti et Tuscie) beachtet werden sollen. - Pön 100 Pfund Gold. - Text nahezu mit D 49 (Reg. 683) identisch. - Inquirinus not. ad vicem Liuttuardi archicang. - MF. SR. SI D. - a. inc. 882, a. imp. 2, Ind. 15. - "Si peticionibus sacerdotum".

Überlieferung/Literatur

Or. vormals Cremona, Arch. Capitolare, jetzt nicht auffindbar (vgl. Falconi, a.a.O.). - Kopien: Cremona, Bibl. Statale, Fondo Libreria civica, cod. Aa.6.25: Codex Sicardianus, Anf. 13. Jh., S. 63 Nr. 59 (inseriert in das Placitum D Be.I.74) (C); eine weitere selbständige Kopie ebd., S. 12-13 Nr. 12 (C1); Kopie des Placitum auch Halle, Universitätsbibl., Carte Morbio, Anf. 13. Jh. (D); Cremona, Arch. di Stato, Arch. Segreto del Comune, perg. n. 245, notarielle Kopie 13. Jh. (E). Jüngere Kopien verzeichnet Falconi, Le carte cremonesi I, S. 66. - Drucke des Placitum: Muratori, Antiq. Ital. II, Sp. 5-7 (Auszüge) = Sanclementi, Series episc. Cremonensium, S. 218-220 Nr. 8 = Cappelletti, Le chiese d'Italia XII, S. 148-150; Schiaparelli, DD Be.I., S. 201-206 Nr. 74; Manaresi, Placiti I, Nr. 120 S. 446-453. - Drucke des Diploms: Zaccaria, Cremonensium episc. series, S. 71f.; D Ka.III.51; Falconi, Le carte cremonesi I, Nr. 25 S. 66-69. - Regg.: Mühlbacher, Die Urkunden Karls III., Nr. 53; Robolotti, Delle pergamene di Cremona, S. 543; Robolotti, Repertorio, S. 3 Nr. 17; Astegiano, CD Cremonese I, S. 29 Nr. 19; M1 1588 = M2 1631.

Kommentar

Das heute verschollene, von Kehr aber noch eingesehene Or. war von einem ungeübten, wohl vom Empfänger gestellten Schreiber mundiert, der sich vergeblich bemüht hat, Kanzleischrift und Sonderzeichen zu imitieren. Vgl. zur Sache D 49 (Reg. 683); s. auch DD 50 u. 52 (Regg. 684 u. 686) sowie D Ka.III.90 (Reg. 724) u. DD Be.I.73-74. - Bischof von Cremona war damals Lando (ca. 882-910); vgl. Savio, Vescovi II/2, S. 22f.