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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Karl, von seinen Vasallen im Stich gelassen, zieht sich vor dem anrückenden Karlmann, nachdem er Papst Johannes (VIII.) noch reich beschenkt hat, über die Alpen zurück; er erkrankt, nimmt von seinem Leibarzt, dem Juden Zedechias, (am 25. September) ein angeblich vergiftetes Heilmittel und muß, da die Krankheit nicht weicht, von Trägern über den Mont Cenis geschafft werden.

Überlieferung/Literatur

Ann. Bertin. a. 877, ed. Grat, S. 216f.; Ann. Vedast. a. 877, ed. v. Simson, S. 42. Vgl. Folcwin, Gesta abb. s. Bertin. c. 87, ed. Holder-Egger, S. 622; Andreas v. Bergamo c. 20, ed. Waitz, S. 230; Ado v. Vienne, Cont., ed. Pertz, SS II, S. 325; Regino v. Prüm a. 877, ed. Kurze, S. 113; Ann. Colon. a. 878, ed. Pertz, SS I, S. 98; Johannes diac. Venet., ed. Monticolo, S. 124; Libellus de imp. potest., ed. Zucchetti, S. 209.

Kommentar

Während sowohl Hinkmar als auch der Continuator Ados v. Vienne den Mont Cenis nennen, soll Karl nach den Ann. Vedast. über die weiter südlich gelegenen Alpes Provintiae gezogen sein. Von Tortona aus konnte Karl aber über Asti nach Turin gelangen und von dort weiter in Richtung Mont Cenis ziehen, ohne noch einmal den Po zu überqueren. Daß dem Mont Cenis der Vorzug zu geben ist, zeigen auch die folgenden Ereignisse. - Der 25. September ergibt sich aus der Angabe Hinkmars, daß Karl am 11. Tag nach der Einnahme des Heilmittels gestorben sei, sein Todestag aber der 6. Oktober ist. Sowohl Hinkmar als auch die Ann. Vedast. sprechen von Gift, doch daß es sich hierbei nur um ein Gerücht handelt, belegt schon Regino v. Prüm. Nach den Ann. Fuld. a. 877, ed. Kurze, S. 113, wäre Karl an Dysenterie gestorben. - Karl wurde in Tortona nicht nur von den westfränkischen und burgundischen Großen, sondern offensichtlich auch von den italischen Großen im Stich gelassen, wie sich indirekt aus den Ann. Vedast., Folcwin, Gesta abb. s. Bertin., und aus Andreas v. Bergamo ergibt; vgl. bes. Hlawitschka, Franken, S. 69f. - Unter den Geschenken, die Karl dem nach Rom abziehenden Papst mit auf den Weg gab, erwähnen beide Hauptquellen ein besonders kostbares Goldkruzifix. - Vgl. noch Oehlmann, Alpenpässe I, S. 204f.; Dümmler III2, S. 52f.; Hartmann III/2, S. 41.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 525, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0877-09-00_4_0_1_3_1_4745_525
(Abgerufen am 20.04.2024).