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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Karlmann zieht im Auftrag seines Vaters (Ludwig von Ostfranken) an der Spitze eines großen Heeres durch Bayern nach Italien und kann auf beschwerlichen Gebirgsmärschen die Stellungen Karls d. Kahlen am Ausgang der Alpen umgehen. Es kommt an der Brenta zu Verhandlungen und zum Abschluß eines Pactum, das einen Waffenstillstand bis Mai vorsieht (Andreas v. Bergamo). Während Karlmann nach Bayern zurückkehrt, zieht Karl d. Kahle schleunigst nach Rom, wo er am 25. Dezember zum Kaiser gekrönt wird.

Überlieferung/Literatur

Ann. Fuld. a. 875, ed. Kurze, S. 84f.; Andreas v. Bergamo c. 19, ed. Waitz, S. 230; Ann. Bertin. a. 875, ed. Grat, S. 198f. - Vgl. Ann. Vedast. a. 875, ed. v. Simson, S. 40. - Reg.: M2 1513a; vgl. M2 1275a, 1512a-b. Reg. 481.

Kommentar

Zur Lage der Klausen und zur Ausweichroute Karlmanns vgl. Reg. 481. - Nach der Nachricht des Libellus de imp. potest., ed. Zucchetti, S. 205, hatte Ludwig II. Karlmann zum Nachfolger ausersehen: voluit sibi succedere Carolummagnum ad suscipienda imperialia sceptra. Auch hätte die Kaiserin Angilberga nach dem Tod Ludwigs eine Gesandtschaft an Karlmann geschickt: ostendens ei vota defuncti (Libellus, a.a.O., S. 207f.); vgl. Reg. 474. Karlmann selbst hat sich wenig später ausdrücklich auf die Verfügung Ludwigs II. berufen: qui nobis regnum istud disposuerat ( D Kn.4, S. 290 Z. 25 = Reg. 532), was darauf schließen läßt, daß Ludwig Karlmann tatsächlich designiert hat. - Über die Verhandlungen an der Brenta (Prov. Trient) und die Hintergründe des überraschenden Abzugs Karlmanns ist keine Klarheit zu gewinnen. Der fuldische Annalist wirft Karl d. Kahlen List und Betrug vor. Falls es aber an der Brenta zu einer friedlichen Vereinbarung gekommen ist und ein Pactum abgeschlossen wurde, so wurde dieses nicht nur durch Karl d. Kahlen, sondern auch durch Ludwig v. Ostfranken unterlaufen, der die Abwesenheit seines Bruders zu einem Einfall nach Westfranken ausnutzte. Mohr, Reichsidee, S. 153f., erwägt, daß man an der Brenta eine Trennung von Kaisertum und italischer Königsherrschaft ins Auge gefaßt habe; vgl. auch Mohr, Boso, S. 142f. - Bereits im September war Karlmanns Bruder Karl (III.) kurz in Oberitalien eingefallen (Reg. 476). - Vgl. Dümmler II2, S. 387-390; Hartmann III/2, S. 12-15; Schulze, Kaiserpolitik, S. 26f.; Romano/Solmi, S. 645; Odegaard, Engelberge, S. 86; Schlesinger, Anfänge, S. 319; Zucchetti, Libellus de imp. potest., S. 206 Anm. 1; Hlawitschka, Franken, S. 67-69; Mohr, Reichsidee, S. 153f.; Schlesinger, Königswahlen, S. 231f.; Schlesinger, Auflösung, S. 800; Penndorf, Reichseinheitsidee, S. 68.

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 528, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0875-11-00_1_0_1_3_1_4748_528
(Abgerufen am 29.03.2024).