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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Synode. Die in Pavia auf Befehl Ludwigs (iussu piissimi imperatoris Ludovici) zusammengetretene Synode befaßt sich u. a. mit dem Fall der von Papst Nikolaus (I.) abgesetzten Erzbischöfe Gunther von Köln und Theutgaud von Trier (vgl. Reg. 213). Der anwesende Gunther von Köln, der vorgibt, sich mit Zustimmung des Papstes an die Synode zu wenden, kann dabei die versammelten Bischöfe mit Unterstützung Ludwigs und Angilbergas bewegen, beim Papst brieflich für ihn Fürsprache einzulegen.

Überlieferung/Literatur

Propagandaschrift Gunthers von Köln, ed. Fuhrmann, Propagandaschrift, S. 36-51. - Regg.: Werminghoff, Verzeichnis, S. 635f.; vgl. M2 1228a; Zagni, Atti arcivescovili, Nr. XIX S. 41.

Kommentar

Bei den von der älteren Forschung als Synodalakten aufgefaßten Schriftstücken handelt es sich in Wirklichkeit um eine Propagandaschrift Gunthers von Köln, die auf den Synodalberatungen der in Pavia versammelten Bischöfe fußt; vgl. Perels, Propagandatechnik; Fuhrmann, a.a.O.; Staubach, Sedulius Scottus, S. 562ff. Das in den älteren unzulänglichen Drucken in der Überschrift der angeblichen Akten überlieferte Datum: "a. Christi 866, a. Lu. XI, a. Nik. 9" (so Hartzheim/Schannat, Concilia Germaniae 11, S. 327; vgl. Mansi XV2, Sp. 759), ist willkürliche Zutat der Editoren. Die zwingende Einordnung zu Ende Februar (nuper circa septuagesimam sive sexagesimam sanctae Quadragesimae) 865 ergibt sich durch den Zusammenhang mit dem Treffen von Pavia von Anfang des Monats (Reg. 230). - Zum Streit um die gebannten Erzbischöfe vgl. schon Reg. 213; Gunther von Köln war 864 zusammen mit Theutgaud von Trier nach Rom gegangen, hatte dort aber nichts erreichen können, da die von Nikolaus I. im November geplante Synode nicht zustande gekommen war. Seine Angabe, er sei cum licentia et consilio des Papstes erschienen (so in der Einleitung, ed. Fuhrmann, S. 38), dürfte so nicht zutreffen; vgl. Dümmler II2, S. 139f. - Gunther hat in seine noch im Original vorliegende und zur weiteren Verbreitung bestimmten Schrift neben einer kurzen Einleitung die dem Papst in seiner Angelegenheit zugesandte Exzerptsammlung und das hierauf fußende Schreiben der Bischöfe an den Papst sowie seinen persönlichen Brief an Hinkmar von Reims (auch Epp. VI, S. 242 Nr. 1), der vielleicht als Erstempfänger der Schrift anzusehen ist, aufgenommen (zu allen mit der Überlieferung zusammenhängenden Fragen vgl. Fuhrmann, a.a.O.). Ludwig hat die Synode nicht nur einberufen (Cum ob diversas necessitates a piissimo imperatore convocati ...), er hat auch zusammen mit seiner Gemahlin der Verfahrensweise zugestimmt, wie wir im Brief Gunthers an Hinkmar erfahren: Similiter et omnes episcopi spem nobis recuperationis fiducialiter insinuant, a quibus et imperator et imperatrix minime discordant; et hi ergo pariter uno consensu epistolas valde idoneas pro nobis venerando pontifici direxerunt; vgl. De Clercq II, S. 258f. Vielleicht hat Ludwig in dieser Angelegenheit selbst an Nikolaus I. geschrieben. - Als Absender des Synodalschreibens werden die Erzbischöfe Tado von Mailand (861-869) und Roland von Arles (852-869) (vgl. Reg. 210, Kommentar) sowie Arbert von Embrun genannt. - Ob Bischof Seufred von Piacenza damals zurücktrat, wie dies Fischer, Adel u. Kirche, S. 71, 85, vermutet, ist nicht zu entscheiden. Vgl. den Brief Nikolaus' I. an Ado von Vienne von 865 Juni 9 ( Epp. VI, S. 312-314 Nr. 39). - Vgl. noch Parisot, Lorraine, S. 258; Hartmann III/1, S. 262; Haller, Nikolaus I., S. 57f.; Perels, Anastasius, S. 119; Hartmann, Synoden, S. 284f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 236, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0865-02-18_2_0_1_3_1_4452_236
(Abgerufen am 29.03.2024).