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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Ludwig, der auf Betreiben der abgesetzten Erzbischöfe Theutgaud von Trier und Gunther von Köln nach Rom gezogen ist (Reg. 213), bezieht in der Nähe der Peterskirche Quartier. Dabei kommt es zu Ausschreitungen, so daß der Papst (Nikolaus I.) auf das Gerücht hin, er solle gefangen genommen werden, vom Lateran nach St. Peter flieht. Da Ludwig plötzlich erkrankt (febre corripitur), schickt er seine Gemahlin Angilberga zum Papst, die diesen bewegen kann, den Kaiser aufzusuchen; bei dieser Begegnung, (die offensichtlich zur Aussöhnung führt), wird vereinbart (sicut inter eos convenit), daß Nikolaus (I.) in den Lateran zurückkehrt, während Ludwig die abgesetzten Erzbischöfe in die Francia zurückschickt (Franciam redire praecepit).

Überlieferung/Literatur

Ann. Bertin. a. 864, ed. Grat, S: 106. Vgl. Libellus de imp. potest., ed. Zucchetti, S. 203-205; Erchempert c. 37, ed. Waitz, S. 248. - Auf die damaligen Ereignisse bezieht sich auch der Bericht in den Excerpta ex Widonis libro, ed. v. Heinemann, S. 467. Vgl. Epp. VI, S. 340-351 Nr. 53, bes. S. 346 Z. 4ff. - Regg.: M2 1222g-i; J-E S. 352.

Kommentar

Wann Ludwig nach Rom gelangt ist (vgl. Reg. 213), steht nicht genau fest. Da er noch am 20. Februar in Rom weilte (Reg. 216), wird er vielleicht erst gegen Ende Januar oder Anfang Februar dort eingetroffen sein. - Angesichts der Parteilichkeit insbesondere Hinkmars (vgl. Brühl, Hinkmariana II, bes. S. 59) fällt die Rekonstruktion der Ereignisse, die Ludwig in keinem sonderlich guten Licht erscheinen lassen, nicht leicht. Wahrscheinlich hatte Nikolaus I. dem Kaiser den üblichen Empfang verweigert (weil dieser mit Gebannten verkehrte?). Als Ludwig desungeachtet in die Stadt zog und in der Nähe der Peterskirche Quartier bezog (secus basilicam B. Petri degente: Ann. Bertin.), kam es zu Gewalttaten gegen den römischen Klerus und gegen Gruppen von Pilgern. Während Hinkmar die darauffolgende Erkrankung Ludwigs als Gottesurteil hochstilisiert und die Versöhnung mit dem Papst als Sieg des Papstes hinzustellen bemüht ist, ist doch nicht zu übersehen, daß der Papst sich zum Kaiser begeben hat, obwohl dieser zwei gebannten Erzbischöfen den Zutritt nach Rom verschafft hatte. Daß es damals zu Absprachen gekommen sein muß, die beide Seiten befriedigten, verschweigt Hinkmar natürlich. Wahrscheinlich war Teil dieser Abmachungen, daß Ludwig die Erzbischöfe veranlaßte, Rom wieder zu verlassen. Der Papst mag die spätere Wiederaufnahme der beiden Erzbischöfe in die Kirchengemeinschaft zugesagt, zumindest eine neuerliche allgemeine Synode in dieser Angelegenheit zugestanden haben (vgl. Hartmann III/1, S. 261). - Bei den Tumulten auf den Stufen der Peterskirche wurde auch das angeblich von der Kaiserin Helena gestiftete, mit Holz vom Kreuz Christi hergestellte Kreuz schwer beschädigt; vgl. Frolow, Vraie Croix, S. 221f. Nr. 104 (dort fälschlich auf "Louis II le Germanique" bezogen). Im größeren Zusammenhang vgl. Schwineköper, Christus-Reliquien I, S. 199f. - Vgl. Dümmler II2, S. 73f.; Hartmann III/1, S. 259f.; Perels, Anastasius, S. 89-91; Haller, Nikolaus I., S. 44ff.; Odegaard, Engelberge, S. 81f.; Grotz, Hadrian II., S. 92-95. - Vgl. Reg. 213.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 215, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0864-01-00_1_0_1_3_1_4431_215
(Abgerufen am 24.04.2024).