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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Synode ex delegatione apostolica pro divortio, quod inter Lotharium et uxorem suam Theotbergam acciderat et pro superinductione concubinae Waldradae. Ann. Bert. (Hincm.) ed. Waitz 62 vgl. Ep. Adventii M. G. Ep. 6,214. Schon 862 nov. 23 hatte der papst Lothar die von ihm gewünschte (no 1296a) abordnung von gesandten, der bischöfe Radoald von Porto und Johannes von Cervia, notificirt mit der forderung, dass zur synode in Metz ie 2 bischöfe aus den reichen Ludwigs d. D. und Karls d. K. beigezogen würden, diese forderung Karl und Ludwig (dieser brief verloren) bekannt gegeben, seine gesandten kaiser Ludwig (no 1222a) für sicheres geleit empfohlen und zugleich den zur synode zu versammelnden bischöfen unter vorbehalt des definitiven urteils aufgetragen eine gerechte und unparteiische entscheidung in sachen Theutbergas und Waldradas zu fällen, Mansi 15,278, 279, 282, Jaffé Reg. pont. 2. ed. no 2698,99, 2701,2. Als die gesandten zu Lothar kamen und die päpstlichen forderungen übermittelten, lehnte er eine bestimmte zusage sicheren geleites für Theutberga, damit sie vor der synode erscheinen könne, sowie die berufung andrer als der durch vergabung gewonnenen oder durch drohungen eingeschüchterten bischöfe seines reichs zur synode ab, den gesandten wurden von seinen 'freunden' die päpstlichen schreiben abgenommen, Mansi 15,335, Jaffé 2. ed. no 2886; der papst, dem auch erst nach der abreise seiner legaten zu ohren gekommen war, dass Lothar 'den vom apostolischen stuhl erbetenen rat' nicht abgewartet habe, Mansi 15,306, 282, Jaffé 2. ed. no 2723, 2725, sandte ihnen (etwa im apr.) neue instruktionen, welche sie beauftragten zu untersuchen, ob Lothar, wie er vorgebe, vor seiner vermählung mit Theutberga bereits mit Waldrada rechtmässig vermählt gewesen (no 1277a), und das verfahren gegen Theutberga und ihr bekenntnis (no 1290a), das sie in ihrer appellation als erpresstes bezeichnet hatte, einer revision zu unterwerfen, Commonit. Nic. Mansi 15,367, sowie den auftrag zu Lothar zu gehen, wenn er nicht zur synode käme, und ihm die befehle und verfügungen des papstes kund zu geben, Ep. Nic. ib. 367 Jaffé 2. ed. no 2726; er spricht in dem einberufungsschreiben der bischöfe zur synode die drohung aus, Lothar, wenn er vor der synode nicht erscheine oder für die verstossung seiner 'rechtmässigen und ersten gemahlin' und seine zweite verehelichung nicht genugtuung leiste, zu exkommuniziren, Mansi 15,281, Jaffé 2. ed. no 2725; mit der gleichen drohung erteilt er Lothar die mahnung Hilduin vom bischofstuhl in Cambrai (no 1297a) zu entfernen, ib. 350 vgl. 349,351, Jaffé 2. ed. no 2730-32, nachdem Hincmar auf dieselbe forderung vom könig nur die briefliche antwort (deperd.) erhalten hatte, Hilduin habe einen gesandten an den papst geschickt, Flodoard H. Rem. III, 12 M. G. SS. 13,489, und von lothringischen bischöfen wegen 'verdächtigung' ihres verhaltens in dieser sache zu der damals noch für den 15. märz in aussicht genommenen synode in Metz vorgeladen worden war, Mansi 15,645. Von Lothar gingen die päpstlichen gesandten zu Karl d. K., der sie ehrenvoll im kloster St. Médard in Soissons aufnahm, längere zeit bei sich behielt und sie mit briefen an den apostolischen stuhl und geschenken entliess, Ann. Bert. (Hincm.); auf verwendung des papstes, Jaffé 2. ed. no 2703,4, 22, 23, gewährte er Balduin (vgl. no 1297b), der gedroht hatte zu den Normannen zu flüchten (Jaffé 2. ed. no 2703 vgl. die von Flodoard H. Rem. III, 23,25 erwähnten schreiben Hincmars an bischof Hungar von Utrecht und den kürzlich zum christentum übergetretenen Rorich M. G. SS. 13,529, 541), nun verzeihung. Mitte iuni (Ann. Bert. 863; mense iunio, akten der römischen synode, ib. 864) tritt die synode endlich in Metz zusammen. Lothar hatte sich cum universo primatum suorum nobiliumque consiliorum comitatu eingefunden, Ep. Adventii M. G. Ep. 6,216; alle lothringischen bischöfe mit ausnahme des erkrankten Hungar von Utrecht waren erschienen, Ann. Fuld. (die anwesenheit des Adventius von Metz und des Franco von Lüttich ist auch durch deren unterwerfungsschreiben, M. G. Ep. 6,219, Mansi 15,311, bezeugt vgl. Parisot Le royaume de Lorraine 229 n. 4); Theutberga war, weil ihr sicheres geleit verweigert worden war (das gegenteil versichert Lothar no 1304), nicht gekommen, Mansi 15,337 (durch eine verwechslung mit der 2. Achener synode lässt sie Regino 864 in Metz auftreten). Lothar, der von den päpstlichen legaten einsicht in ihre instruktion erhält (sicut in commomtorio, quod Radoaldo dudum episcopo et Johanni dedimus ep. quodque ipse apud Mettensium urbem vidisti, colligi potest, Ep. Nic. ad Loth. Floss Papstwahl Urk. 32, Jaffé 2. ed. no 2778), besticht dieselben (corruptis, immo et ad favorem suum traductis legatis nostris quod libuit nullo resistente patravit, Ep. Nic. Mansi 15,335; missi corrupti muneribus, Ann. Bert. vgl. Regino 865); sie legen daher die schreiben des papstes der synode nicht vor und führen dessen aufträge nicht aus (epistolas d. apostolici occultantes nihil de his, quae sibi commendata fuerunt, secundum s. auctoritatem egerunt, Ann. Bert.; o utinam Rodoaldus quondam legatus vester nobis per omnia vestra mandata denudasset, Ep. Adventii ad Nic. M. G. Ep. 6,227). Der könig trägt seine sache der synode in beisein der päpstlichen legaten vor: er erklärt, dass sein vater selbst ihm Waldrada übergeben (Ep. Adventii M. G. Ep. 6,215), dass er selbst nach rat und ermächtigung seiner bischöfe so gehandelt habe (quidquid in ista causa feci, horum sanctissimorum episcoporum usus sum consilio, aus den synodalakten in Ep. Nic. Mansi 15,339, darnach V. Nicolai c. 46 Duchesne Lib. pontif. 2,460 vgl. Ann. Fuld., Regino 865); alle bezeugen, dass Theutberga freiwillig, nicht gezwungen ihr belastendes geständnis abgelegt habe (Ep. Adventii M. G. Ep. 6,216 vgl. Ann. Fuld.). Nach einigem sträuben der legaten (liceat postea ibidem missi nostri deviaverint, dicendi tamen principium satis pacifice orsi sunt, Ep. Nic. Mansi 15,338) wird namentlich auf betreiben der erzbischöfe Theutgaud und Gunthar (ib. 336,338, akten der römischen synode c. 2, Ann. Bert. 863) Theutberga verurteilt (Ep. Nic. Mansi 15,336), die ehe mit Waldrada anerkannt (favit sane prostibulum adulteris, dum Lothario, Waldradae et Engeltrudi cuncta pro voto consenserit, ib. 338 vgl. Ep. Adventii M. G. Ep. 6,216, V. Nicolai c. 47); die begründung gibt das manifest Gunthars und Theutgauds c. 7 nach den synodalakten, Ann. Bert. (Hincm.) 864 ed. Waitz 70: nach geistlichem und weltlichem gesetz dürfe man eine freie iungfrau, namentlich wenn diese zu einer unerlaubten verbindung ihre zustimmung verweigere, nicht als konkubine geben; Waldrada sei mit zustimmung der eltern fide, effectu ac dilectione coniugali Lothar verbunden worden, also nicht seine konkubine, sondern die rechtmässige gattin); Engeltrud (vgl. no 1290b, 1297b) wird vom bann gelöst (Ep. Nic. Mansi 15,336, 382, akten der römischen synode 863 c. 2), die auf sie bezüglichen päpstlichen aufträge an die legaten werden gefälscht (quaedam fraude sabtraxisse, quaedam vero falso addidisse atque commutasse reperti sunt, Ep. Nic. Mansi 15,336). Die synodalakten werden von den anwesenden bischöfen unterzeichnet (ib. 336,339, Gunthar und Theutgaud sollen auch bei der unterschrift eines bischofs, der seine zustimmung nur unter dem vorbehalt der päpstlichen genehmigung gab, diesen zusatz radirt haben), die legaten fordern auf rat des 'schlauen und habgierigen' bischofs Hagano (von Bergamo, wahrscheinlich vertreters k. Ludwigs II), dass Gunthar und Theutgaud die synodalakten persönlich dem papst zur bestätigung vorlegen (cum neniis, quas in eadem synodo subscripserunt episcopi regni Hlotharii, factione Haganonis Romam ire iusserunt, ut iudicio d. apostolici ipsa causa diffiniretur, Ann. Bert. vgl. Ann. Fuld., Regino 865), und diese verpflichten sich dazu (qui mox Romam venturos ac nobis de his quae gesserant rationem posituros se per omnia spoponderunt, Ep. Nic. Mansi 15,336). Ausserdem fasst die synode noch beschlüsse betr. restitution des kirchenguts (urk. des bischofs Adventius von Metz für Gorze, das von Lothar ganz für 'weltliche zwecke' verwendet worden war, d'Herbomez Cart. de Gorze 107: non solum per firmitatem regalis edicti a rege Lothario adeptam [deperd.], verum etiam ex auctoritate synodice definitionis, que in nostra sede imperante papa Nicolao canonice celebrata est, restituimus vgl. Ep. Nicolai Mansi 15,336; quamvis nec tunc omnia reprehensionum eius loca in ipsis profanis gestis inventa sint).

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 1302a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0863-06-00_1_0_1_1_0_2853_1302a
(Abgerufen am 20.04.2024).