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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Ludwig bestimmt zu Gerichts Vorsitzenden (ad distringendum in eodem placito prefecit) den Bischof Wibodo (von Parma) und den comes stabuli Adelbert. Diese verhandeln die Klage des Pfalzgrafen Hucpold (Hucpald) als Vertreter des Kaisers gegen den Grafen Hildebert (von Camerino) wegen genannter, von diesem in Besitz genommener Güter, der nach zwei Prozeßterminen stattgegeben wird. - Ego Simpertus notarius ... ex dictato Tractemiri (lies: Dructemiri) archicanc. - a. imp. 10, Ind. 8. - Unterschriften des Dructemir archinot., des Grafen Hechideus (lies: Achideus) primus pincerna, des dux Gregorius, des nobilis optimas Begeri und des consiliarius Bebo. - Im Umstand auch der armiger Winigisus, ein Bruder des Begeri namens Octo sowie der Kapellan Reginarius vel de reliquis quampluribus palatii.

Überlieferung/Literatur

Placitum, ed. Manaresi, Placiti I, Nr. 65 S. 234-236. - Regg.: Hübner, Nr. 764; M2 1216k. - Vgl. das vorige Reg.

Kommentar

Die unbestimmte Ortsangabe wird in der Literatur unterschiedlich gedeutet. Iesi und Camerata Picena (beide Prov. Ancona) liegen am Unterlauf des Esino, was sich mit der Angabe, daß sich Ludwig ins Spoletinische begeben hat (Reg. 180), deckt. Vielleicht ist statt Camerata Picena auch Camerino gemeint, wie dies Taurino, Missi domini regis, S. 89 Anm. 69, vermutet, doch wäre die Angabe des Placitum-Schreibers in diesem Fall geographisch sehr vage. Unwahrscheinlich ist auch die von Wüstenfeld, Herzoge von Spoleto, S. 399f., vorgeschlagene Identifizierung der beiden Orte mit Assisi und Camerino. - Das unter Mitwirkung der Kanzlei entstandene Placitum, das uns einen Einblick in das Gefolge des Kaisers auf seinem neuerlichen Süditalienzug gewährt, ist im Liber instrumentorum mon. Casauriensis überliefert, was die Verderbnis einzelner Namen erklärt. - Der Notar Simpertus ist schon 852 zusammen mit dem Pfalzgrafen Hucpold tätig gewesen: Reg. 98. Wibodo von Parma (vor 860-895), der hier erstmals begegnet, zählte bald zu den einflußreichsten Persönlichkeiten am Hof Ludwigs; vgl. Riesenberger, S. 234-241; Keller, Struktur, S. 221f. Zu Graf Hildebert, gegen den Ludwig anschließend zu Felde zog (Reg. 184), vgl. Hofmeister, Markgrafen, S. 355f.; Hlawitschka, Intentionen, S. 129f.; Hlawitschka, Widonen, S. 44f.; s. schon Reg. 70. Zu Hucpold (Hucpald) s. Reg. 82 (Lit.). Zu Graf Achideus vgl. Hlawitschka, Franken, S. 99; zu Begeri und Octo ebd., S. 245f. m. Anm. 2. Zu Winigis, der wohl identisch ist mit dem gleichnamigen Grafen von Siena, vgl. Reg. 239. Zum consiliarius Bebo s. Keller, Struktur, S. 209. Unklar ist die Identität des dux Gregorius. Der comes stabuli Adelbert dürfte mit dem schon in Reg. 166 genannten Adalbert identisch sein. Ins Memorialbuch von San Salvatore in Brescia wurde zusammen mit Ludwig II. und einem ihm nahestehenden Kreis von Großen auch ein Adelbertus comes eingetragen, der in den 40er Jahren seine Tochter Reginsinda dem Kloster übergeben hat; vgl. Becher, San Salvatore, S. 353f. - Zur Sache vgl. noch Hartmann III/1, S. 249; Gay, L'Italie méridionale, S. 69f.; Taurino, a.a.O., S. 89f.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 183, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0860-03-00_1_0_1_3_1_4399_183
(Abgerufen am 19.04.2024).