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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I

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Einladung der westfränkischen grossen, als die heere gegen die Slaven schon marschbereit waren: Abt Adalhart (von St. Bertin und St. Amand vgl. über ihn G. abb. s. Bertini M. G. SS. 13,618, Ann. Elnon. ib. 5,12) und graf Oto fordern Ludwig auf dem bedrängten volk zu hilfe zu kommen; würde es nicht rasch geschehen und müssten sie auf die hoffnung durch ihn befreit zu werden verzichten, so wären sie gezwungen bei den heiden mit gefahr ihres christlichen glaubens den ihnen von den rechtmässigen und rechtgläubigen herren verweigerten schutz zu suchen (fast mit denselben worten lässt derselbe annalist die Aquitanier 853 ihr hilfegesuch begründen, no 1407a); sie erklären, dass die tyrannei Karls nicht länger zu ertragen sei, weil er im innern durch hinterlistiges wüten zu grunde richte, was die äussern feinde, die heiden, welche keinen widerstand mehr finden, auf ihren raubzügen oder durch den verkauf ihrer beute übrig gelassen, niemand schenke dessen versprechungen und eiden noch glauben. Nach dem rat 'der weisen' (Ludwig behauptet 859: nihil sine episcoporum consilio feci M. G. Capit. 2,446, Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 1,430 schliesst daraus, dass erzbischof Karl von Mainz hier eine bedeutende rolle gespielt habe) entschliesst er sich den bitten der gesandten nachzugeben und verspricht 'den wünschen des volkes, das seine gegenwart verlangte, mit gottes hilfe folge zu leisten'. Ann. Fuld., deren bericht (repente subiit regem curarum maxima moles .. rex graviter conturbatus est), namentlich aber die dem könig zugeschriebenen erwägungen, dass er in dieser zwangslage nur die wahl gehabt habe entweder, quod impium esset, gegen den bruder aufzutreten oder, quod aeque impium esset, das unglückliche volk preis zu geben, und dass der gedanke, die öffentliche meinung werde die selbstlosigkeit seiner absicht, für die auch seine räte zeugnis ablegen könnten, nicht anerkennen, sondern ihm eroberungsgelüste unterschieben, tragen ganz das gepräge officiöser beschönigung eines verunglückten unternehmens. Dürftig der bericht in Ann. Bert. (Prud.): Comites ex regno Caroli regis Ludoicum Germanorom regem, quem per 5 annos invitaverant (vgl. no 1407a, b, 1418b), adducunt. Die bischöfe sprechen von einer factio quorundam seditiosorum hominum, Legatio ad Hlud. c. 1 M. G. Capit. 2,442 (ähnlich Chr. Fontanell. M. G. SS. 2,304: factio Hlud. fratris et quorundam seditiosorum) vgl. Lib. proclam. adv. Wenilonem c. 5, Ep. Caris. c. 4, M. G. Capit. 2,451, 429; Adnunt. Karoli 153: quasi sub bona intentione. Hincmar, Ad episc. et proceres Rem. c. 9 Migne 125,966, wirft 875 ienen, welche Ludwig eingeladen und 'ohne not' einem andren könig sich angeschlossen hatten, geradezu schnöde habgier vor. Mochte der trostlose zustand des westreichs auch immerhin den entschluss des deutschen königs beeinflussen und stellte er auch noch später, wie das synodalschreiben von Quierzy zeigt, die beseitigung der misstände in den vordergrund, so wurde doch nach den leichten erfolgen, wie sein späteres verhalten und die datirung von no 1436 beweisen, die besitznahme des reichs selbstzweck. Als eroberungszug galt auch in Westfrancien sein eindringen (Ep. Carisiaca c. 4 vgl. Johannis Scotti Versus de Christo crucifixo v. 59 f.: Qui laeti fuerant quarentes extera regna .. Eheu quam turpis confundit corda cupido .. Quid superare velis fratres, quid pellere regno .. cur aliena petis? M. G. Poetae l. 3,529, ähnlich Heirici Mirac. s. Germani II, 8 M. G. SS. 13,403, wie einem iüngeren zeitgenossen (Regino 866: gestiens occidentalia regna suo subiugare dominatui fratrisque praeripere debitam portionem .. oblitus germanitatis ac consanguinitatis foedera, oblitus pacti .. M. G. SS. 1,577, ed. Dümmler 90) vgl. auch Dümmler Ostfränk. Reich 2. A. 1,428. Wie tief das misstrauen und die spaltung zwischen dem westfränkischen könig und seinen grossen fortwucherte, zeigt das schreiben Hincmars an des königs oheim Rodulf (einen bruder der kaiserin Judith) Flodoard III, 26 M. G. SS. 13,540 (ende 857, Schrörs Hincmar 568 n. 45); Hincmar gelang es eine aussöhnung zu bewirken, Rodulf erscheint auf dem tag in Quierzy (858 märz 21), auf dem Karl sich wieder treue schwören lässt und dafür neue zusicherungen gibt, M. G. Capit. 2,296, aber 859 fordert Hincmar, De coercendis militum rapinis Migne 125,954, den könig wieder auf den ihm doch ergebenen oheim zur hilfeleistung aufzurufen. Im westen des reichs hatten sich die aufständischen grossen mit den Bretagnern verbündet und Karls sohn Ludwig über die Seine zurückgeiagt, die raubzüge der Normannen hatten an ausdehnung gewonnen, so dass Karl sich endlich entschloss im iuli ihren festen stützpunkt, die Seineinsel Oissel (s. Rouen), anzugreifen; hier fanden sich auch Pippin, der sich mit einigen grafschaften und klöstern in Aquitanien abfinden liess, und im aug. könig Lothar ein. Ann. Bert. (Prud.) vgl. no 1286a. Schon auf dem weg dahin hatten westfränkische grosse das heer verlassen, Lib. proclam. adv. Wenilonem c. 5 M. G. Capit. 2,451.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I n. 1435a, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0858-07-00_1_0_1_1_0_3216_1435a
(Abgerufen am 23.04.2024).