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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Kapitular (capitula ... pro lege tenenda). Ludwig laßt auf einem Treffen (conventum fidelium nostrorum) nach Beratung mit den Bischöfen und dem Adel (episcoporum et nobilium nostrorwn consultu) im Sinne mehrerer an ihn herangetragener Bitten (populus noster nobis quasdam petitiones optulit) folgende capitula als Gesetz verkünden (subter annotata capitula conscribi fecimus ..., quas ... pro lege tenenda firmamus [Cap. 1]): Das nach langobardischem Gesetz für Witwen gültige Verbot, binnen Jahresfrist nach dem Tod des Mannes den Schleier zu nehmen (Leges Langob., Liutpr. c. 20, ed. Beyerle, S. 147), wird aufgehoben (Cap. 2). Die unter seinem Vater (Kaiser Lothar I.) häufigen Inquisitionen werden eingeschränkt (Cap. 3). Die auf fremdem Boden ansässigen Freien dürfen gemäß dem Gesetz nur durch ihren Herrn (patronus) dem Gericht zugeführt werden (Cap. 4). In den Fällen, in denen das Gesetz bei einfachen Tötungsdelikten (Leges Langob., Liutpr. c. 20, ed. Beyerle, S. 111) den Zeugenbeweis durch drei Zeugen vorschreibt, wird der Nachweis durch zwölf Eideshelfer zugelassen; der Vermögensverlust entfällt (Cap. 5). Angefochtene Urkunden können nach dem Tod der Zeugen durch den Notar mit zwölf Eideshelfern bekräftigt werden (Cap. 6). Die schon bei früherer Gelegenheit erlassenen Capitula (Reg. 134) werden wiederholt. - a. ine. 854, a. inc. 6, Ind. 4. - "Dum conventum".

Überlieferung/Literatur

Kopien: Paris, Bibl. Nationale, Ms. lat. 4613 (Liber Papiensis), 10. Jh., fol. 97r (ohne Cap. 6). Der vollständige Text (aus einer heute verlorenen St. Gallener Handschrift) bei Canisius, Antiquarum lectionum V/2, S. 685. - Maßgeblicher Druck: Capit. II, Nr. 215 S. 90f. - Reg.: M2 1204. Vgl. Werminghoff, Verzeichnis, S. 622.

Kommentar

Das überlieferte Inkarnationsjahr (854) ist schon wegen der Übernahme mehrerer Capitula aus Reg. 134 (855 Juli 20) auszuschließen. Indiktion und Regierungsjahr weisen auf einen Zeitraum von 855 Oktober bis 856 April. Nimmt man an, daß a. inc. 854 für 856 verschrieben ist und berücksichtigt man ferner, daß Ludwig am 23. März bereits in Mantua weilt (Reg. 149), so läßt sich diese Spanne auf Anfang 856 eingrenzen; vgl. schon Boretius, Capitularien, S. 163f. - Auch im vorliegenden Fall scheint mir wie in Reg. 134 eine Beteiligung der Kanzlei an der Textherstellung wahrscheinlich. - Zur Mitwirkung der Großen bei der Beschlußfassung vgl. Hägermann, Entstehung, S. 14.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 145, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0856-00-00_2_0_1_3_1_4358_145
(Abgerufen am 25.04.2024).