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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Ludwig bestätigt seinem Kapellan Roderich (Rodericus dilectus capellanus noster) auf die durch (den Erzkanzler) Dructemir (Dructemir sacri palatii nostri ministrum) vorgetragene Bitte die Urkunde (preceptum) Papst Leos (IV.), seines geistigen Vaters (domnus et spiritalis pater noster Leo summus pontifex) (Dep.), in der dieser dem Roderich das vormals dem Rolandus gehörende Kloster S. Maria in Mugello im Gebiet von Florenz und Fiesole mit den zugehörigen Besitzungen in Tuszien und der Romania gegen einen Jahreszins zu lebenslangem Nießbrauch mit dem Recht übertragen hatte, das Kloster nach seinem Tode dem von ihm zum Nachfolger bestimmten Ragimbald, einem Getreuen Ludwigs, und dessen Sohn Jeremias zu gleichen Bedingungen zu hinterlassen. Auch bestätigt er dem genannten Ragimbald die Curtis Ronta (Ronta, Com. Borgo San Lorenzo, Prov. Florenz), die jener aus dem Besitz der Römischen Kirche urkundlich erhalten hatte (per preceptum a potestate Romane ecclesiae percepit [Dep.]). - Pön 6 Pfund Gold. - Regnimirus canc. ad vicem Dructemiri. - SR. SI. - a. Lo. aug. 35, a. Lu. imp. in It. 5, Ind. 2. - "Omnibus fidelibus".

Überlieferung/Literatur

Or. Florenz, Arch. Capitolare, cassetta n. 48, n. 948 (A). - Kopien: Ebd., n. 973, Einzelkopie Ende 11. Jh. Vgl. mehrere neuzeitl. Kopien bei Piattoli, Le carte di Firenze, S. 10. - Drucke: Delizie degli eruditi toscani X, Nr. 847 S. 160-162; Fanta, Unedirte Diplome II, Nr. 7 S. 387-388, aus A; Piattoli, a.a.O., Nr. 3 S. 10-12, aus A; D Lu.II.15. - Regg.: Reg. Chart. Pistoriensium I, Nr. 40 S. 36; M1 1163 = M2 1199.

Kommentar

Der heute abgegangene Ausstellort lag in der Nähe von Pistoia an der Straße nach Lucca; vgl. Amati, Dizionario VII, S. 341; Repetti, Dizionario V, S. 210. - M2 1199 wurde schon von Lami, Ecclesiae Florentinae monumenta II, Sp. 1456, kurz erwähnt Lamius(danach Cappelletti, Le chiese d'Italia XVI, S. 625); vgl. auch Bresslau, Reise nach Italien, S. 116 (dort irrig als Urkunde Lothars I. ausgegeben); Amati, a.a.O., VI, S. 1254. - Das einstmals durchgedrückte, später herausgeschnittene Siegel wird heute im Staatsarchiv Florenz, Raccolta dei sigilli, n. 1, getrennt aufbewahrt. Leider ist das Siegelbild - fraglos eine Kaiserbüste - nicht mehr genau erkennbar, doch zeigt die Umschrift, daß hier ein anderer Siegeltyp vorliegt als der von Posse und Schramm beschriebene ( Posse, Siegel I, Tafel 2, Nr. 1; V, S. 7; Schramm, Kaiser u. Könige 2, S. 163 m. Abb. 27; vgl. schon Reg. 77). Sie lautet nämlich † HLODOVVICVS IMP. DECU[S IMPERII], nimmt also die Aufschrift der später bezeugten Bleibullen vorweg (vgl. D Lu.II. M2 1268 = Reg. 397), was in der Forschung bislang keine Beachtung gefunden hat. Das von Zimerman bei Fanta, a.a.O., S. 388 Anm. d, beschriebene Wachssiegel, das zu seiner Zeit in einer Messingkapsel am Pergament des Originals befestigt war, ist hiermit offensichtlich nicht identisch; vgl. Hiebaum, Gemmensiegel, S. 19 Nr. 16. - Der rekognoszierende Kanzler Regnimirus, von dessen Hand wahrscheinlich das in der typischen diplomatischen Minuskel der Frühzeit Ludwigs mundierte Stück stammt, ist nur hier bezeugt. - Zum Formular dieses einfachen Präzepts (ohne Chrismon, Arenga und Signum-Zeile) vgl. diverse Parallelen in den Form. imp., z. B. 32 (Form., S. 311); viele Beispiele solcher mandatähnlichen Präzepte finden sich auch in den Urkunden Lothars I.; vgl. die Liste bei Schieffer, DD Lo.I., S. 48. - Die genannte Urkunde Leos IV. fehlt bei J-E und auch in den Nachträgen Kehrs; vgl. Hiestand, Verzeichnis, S. 109. - Das Kloster S. Maria in Mugello, das, wie die Überlieferung zeigt, an die Kirche von Florenz gefallen ist, lag wahrscheinlich im Sieve-Tal östlich von Borgo San Lorenzo, das noch heute Mugello heißt; vgl. Schneider, Reichsverwaltung, S. 75f. Anm. 3, 258 Anm. 4. Damals hieß auch eine Frazione von Borgo San Lorenzo Mugello. Davidsohn, Geschichte I, S. 90 Anm. 3, sucht den Ort und die Kirche nordöstlich von Borgo San Lorenzo in der Frazione Madonna Tre Fiumi. - Der Kanzleileiter Dructemir wird nur hier sacri palatii minister genannt, der Minister-Titel für einen engen Vertrauten begegnet aber auch sonst am Hof Ludwigs II. (vgl. etwa M2 1192 (Reg. 931 u. 1213 [Reg. 162]); allgemein dazu vgl. Werner, Gauzlin, S. 412f. (S. 174f.); Wehlen, Geschichtsschreibung, S. 48f.; Fried, Herrschaftsverband, S. 9, 11f., 30. - Zum Kapellan Roderich vgl. auch Fleckenstein I, S. 129, 131. Zu seiner mutmaßlichen Herkunft vgl. Schwarzmaier, Lucca, S. 187.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 125, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0854-08-17_1_0_1_3_1_4337_125
(Abgerufen am 29.03.2024).