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RI I Karolinger 715-918 (926/962) - RI I,3,1

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Mandat Ludwigs an alle Getreuen der bischöflichen Kirche von Lucca (omnibus fidelibus s. Dei ecclesie Lucensis nostris). Da er erfahren hat, daß die Vorgänger des Bischofs Jeremias von Lucca den Besitz ihrer Kirche tam pro sanvuinitatem quamque etiam pro proprio lucro verschleudert haben, so daß der jetzige Bischof seinen Königsdienst nicht mehr geziemend erfüllen kann (nostrum dignissime non valet peragere servitium), setzt er Jeremias, den er selbst mit dem Bistum betraut hat (cui ipsum dedimus episcopatum), wieder in den uneingeschränkten Besitz aller Kirchengüter ein, kassiert alle dem Bistum nachteiligen Pachtverträge und Rechtsakte (omnes libellos omnesque scriptiones ... cuntas ordinationes), gleichgültig, ob ein Kleriker, ein Laie oder gar eine Frau im Besitz der Güter ist, und verleiht dem Bischof die freie Verfügung über die erstatteten Güter zum Nutzen seiner Kirche. - Androhung des Huldentzugs für Zuwiderhandelnde. - Dructemirus sacri palatii harcinot. - a. Lo. aug. 33, a. Lu. imp. in It. 3, Ind. 1. - "Notum sit".

Überlieferung/Literatur

Insert im Or.-Placitum von 853 April: Lucca, Arch. Arcivescovile, perg. †n. 62 (B). - Drucke: Muratori, Antiq. Ital. III, Sp. 169-170 (im Rahmen des Placitum); Bertini, Memorie e documenti di Lucca IV/2, Nr. 32 S. 44-45; Manaresi, Placiti I, S. 203-204 (im Rahmen des Placitum: Nr. 57 S. 198-205); D Lu.II.6. - Regg.: Falce, Contributo, Nr. 1 S. 84-85; Ciacci, Aldobrandeschi II, S. 24 Nr. 74; M1 1152 = M2 1187. Vgl. Hübner, Nr. 754.

Kommentar

Der abgegangene Königshof Auriola lag nicht östlich von Rossiglione (Prov. Genua) im Sturatal, wie noch Darmstädter, Reichsgut, S. 34, 241, vermutet hatte (vgl. Schieffer, DD Lo.I., Register, S. 495 u. Vorbemerkung zu D Lo.I.1), sondern in der Grafschaft Vercelli südwestlich von Vercelli im Gebiet von Trino (Prov. Vercelli), wie vor allem aus D HuLo.35 hervorgeht; vgl. Cognasso, Ricerche, S. 38-43. Schon Lothar I. hat sich dort mehrfach aufgehalten (DD 1, 31 u. 40). - Orthographie und Grammatik des Mandats sind vulgärlateinisch verderbt, was dem Schreiber des Placitum von 853, dem Luccheser Notar Petrus, anzulasten ist. - Wie bei Mandaten üblich fehlt eine Signum-Zeile; vgl. Schieffer, DD Lo.I., S. 44. Auch gehört M2 1187 zur Gruppe jener Urkunden, die der leitende Kanzlist Dructemir 852 ohne Mitwirkung eines Gehilfen selbst rekognosziert hat (vgl. M2 1186 u. 1188 = Regg. 87 u. 95). - In dem genannten Placitum, das von Bischof Johannes von Pisa und dem Markgrafen Adalbert I. von Tuszien geleitet wurde (Reg. 105), wird ein weiteres in dieser Angelegenheit ergangenes Mandat Ludwigs paraphrasiert ( M2 1192 = Reg. 93). 871 ist der Kaiser abermals zugunsten des Luccheser Bischofs aktiv geworden: M2 1250 (Reg. 339). - Zu Bischof Jeremias von Lucca (ca. 852-867) vgl. Guidi/Guerra, Compendio, S. 111f.; Guidi, Serie, in: Schola clericorum 2, 3,8-9 (1906) S. 582-584; Hofmeister, Markgrafen, S. 339; Schwarzmaier, Lucca, S. 95-97. Vielleicht ist er mit dem in einem undatierten Schreiben Leos IV. genannten Bischof Jeremias identisch, der etwa um 850 den Unwillen des Papstes erregt hatte ( J-E 2604 = Epp. V, S. 586 Nr. 3). Zu Markgraf Adalbert s. Schwarzmaier, Lucca, S. 333ff. (vgl. schon Reg. 47). Zu Bischof Johannes III. von Pisa (ca. 826-858) vgl. Picotti, Vescovi pisani, S. 211-214; Violante, Cronotassi, S. 16f.; s. schon Regg. 26 u. †68. - Zur Sache s. Schwarzmaier, a.a.O., S. 100; Andreolli, Ius libellarium, S. 179. Ähnliche Bestimmungen zugunsten des entfremdeten Kirchenguts finden sich auch in M2 1273 (Reg. 402) für das Bistum Volterra. Vgl. auch das Kapitular Lothars I. von 823, Capit. I, Nr. 157 S. 316f. (bes. c. 1). - Für die moderne Fälschung Reg. †90 diente M2 1187 als Vorlage.

Nachträge

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Empfohlene Zitierweise

RI I,3,1 n. 92, in: Regesta Imperii Online,
URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0852-10-03_1_0_1_3_1_4303_92
(Abgerufen am 28.03.2024).